Dienstag, 28. Februar 2023

Rezension: Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Teil 5)

 

Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Hörbuch)

Teil 1 hier, Teil 2 hier, Teil 3 hier, Teil 4 hier.

Nachdem Parker nun mehrere Detailstudien verschiedener politischer Einheiten im 17. Jahrhundert und ihre Reaktionen auf die Krise der Kleinen Eiszeit und die verheerenden Kriege geschildert hat, wird er im letzten Abschnitt des Buchs - "Confronting the Crisis" - grundsätzlicher und versucht sich an einer Synthese mehrerer Trends, Dynamiken und Faktoren.

Samstag, 18. Februar 2023

Rezension: Hartmut Kaelble - Kalter Krieg und Wohlfahrtsstaat. Europa 1945-1989

 

Hartmut Kaelble – Kalter Krieg und Wohlfahrtsstaat. Europa 1945-1989

Am Ende des Zweiten Weltkriegs teilte der Großteil Europas ein ähnliches Schicksal: vom Krieg verheert stand der Kontinent vor den Trümmern seiner Zivilisation. Seine Vorrangstellung war zerstört, und an ihrer statt beherrschten nun zwei Supermächte die internationale Politik. Wohl nur wenige Zeitgenoss*innen dürften sich damals erhofft haben, dass wenigstens im westlichen Europa binnen 20 Jahren eine neue, gemeinsame Zukunft erbaut werden würde, die allen früher gekannten Wohlstand in den Schatten stellen würde. Selbst im östlichen Europa lebte es sich besser und sicherer als vor dem Krieg, wenngleich die Knute der Sowjetherrschaft eine klare Obergrenze einzog. Hartmut Kaelble versucht in diesem Buch, die kulturelle und wirtschaftliche Geschichte der Nachkriegszeit (großzügig bis 1989 definiert) nachzuzeichnen, ohne dabei die politische Dimension komplett aus den Augen zu verlieren. Den Blick stets auf Gesamteuropa gerichtet hält er die beiden entscheidensten Faktoren dieser Epoche im Blick: einerseits die Teilung des Kontinents durch den Ost-West-Konflikt, andererseits den durch den Wohlfahrtsstaat erreichten neuen Lebensstandard breiter Bevölkerungsschichten.

Donnerstag, 16. Februar 2023

Rezension: Hartmut Kaelble - Kalter Krieg und Wohlfahrtsstaat. Europa 1945-1989, Teil 2

 

Hartmut Kaelble - Kalter Krieg und Wohlfahrtsstaat. Europa 1945-1989

Teil 1 hier.

Gleichzeitig war Europa aber auch der "Kontinent mit den vielen Gesichtern", geprägt von zahlreichen Divergenzen. Zu diesen zählt Kaelble den anhaltenden Konflikt zwischen Peripherie und Zentrum, vor allem in Bezug auf Südeuropa. Zudem postuliert er eine "Vielfalt der nationalen Entwicklungen", die zwar nicht schlecht, aber bemerkenswert ist. Für die Folgen des Zweiten Wektkriegs sieht er in den 1970er Jahren zwar eine weitgehende Überwindung von wirtschaftlichen Ungleichheiten; gleichwohl sei der moralische Gegensatz zwischen Gewinnern und Verlieren erhalten geblieben; so etwa wurde in den besetzten Länder und den Siegerländern das Erinnern an Widerstandsbewegungen und Standhalten hochgehalten, während der Diskurs in Deutschland und Italien ein merklich anderer war. Am offensichtlichsten war natürlich die Spaltung Europas durch den Kalten Krieg und den Eisernen Vorhang, der für zahlreiche Divergenzen im Wirtschaftssystem, dem politischen System, den gesellschaftlichen Entwicklungen und dem Wohlfahrtsstaat sorgte (Divergenzen, die bis heute in Deutschland für Probleme sorgen, von der europäischen Ebene gar nicht zu sprechen). Aber auch zwischen den westlichen Demokratien und den südlichen Diktaturen Europas bestanden Divergenzen fort, wenngleich in den 1970er Jahren hier erste Annäherungen stattfanden. Sie waren arm, aber in die NATO integriert und über Tourismus und Gastarbeiter an die westliche Wirtschaft angeschlossen, was ihre Aufnahme in die EG später deutlich erleichtern sollte. Diese Divergenzen sieht Kaelble in der "geteilten europäischen Integration" zusammenkommen.

Mittwoch, 15. Februar 2023

Rezension: Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Teil 4)

 

Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Hörbuch)

Teil 1 hier, Teil 2 hier, Teil 3 hier.

Der vierzehnte Teil, "Red Flag over Naples", wirft den Blick auf Italien. Die Halbinsel stand im 17. Jahrhundert zu großen Teilen unter spanischer Herrschaft, wie wir am Rande ja bereits im Kapitel über Spanien selbst gesehen haben. Dort kam Italien vor allem als Schauplatz zahlreicher Kriege vor, die die spanische Staatskasse belasteten. Nun sehen wir, was dort direkt vor sich geht - und die deutlichen Unterschiede zum "Mutterland". Diese sind in der Tat frappierend: wo in Spanien Bürgerkrieg und Aufstand durch staatliche Steuerpolitik wesentlich verschlimmert wurden, indem die spanischen Herrscher dem verbreiteten Muster der Steuererhöhung in Zeiten wirtschaftlicher Not folgten, reagierten die Herrscher in Italien völlig anders. Als in Palermo wegen der hohen Brotpreise ein Aufstand ausbrach (der wie die meisten Aufstände des 17. Jahrhunderts übrigens sinngemäß von dem Schlachtruf "Es lebe der König, nieder mit der Regierung" begleitet wurde, der eine Unschuld des Königs und eine Schuldigsprechung der "bösen Berater" postulierte, die für die menschliche Geschichte typisch ist), reagierten die dortigen Statthalter trotz ausdrücklichen Verbots sofort mit staatlichen Subventionen.

Dienstag, 14. Februar 2023

Rezension: Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Teil 3)

 

Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Hörbuch)

Teil 1 hier, Teil 2 hier.

Die gestiegene Machtstellung des Königs verdankte Ludwig im Übrigen auch Geschehnissen im Ausland. Sowohl die Ermordung osmanischer Sultane als auch die Hinrichtung Charles I. in England schockte Europa und sorgte dafür, dass der Adel die Reihen hinter dem Monarchen schloss. Um letzteres geht es denn auch im elften Teil, "The Stuart Monarchy: The Path to Civil War, 1603-1642".

Parker nimmt sich mehr Zeit als gewöhnlich, um die Grundsituation zu beschreiben. Großbritannien war Anfang des 17. Jahrhunderts erst seit Kurzem ein (leidlich) geeintes Königreich. Tiefe Konfliktlinien durchzogen das Land, religiöser wie politischer Natur. Politisch rangen verschiedene Adelsfraktionen um die Macht, dazu der Adel mit dem reichen Bürgertum gegen das Königshaus, und zuletzt die Regionen selbst. Die Stuarts kamen ursprünglich aus Schottland und hingen dem presbyterianischen Glauben an, nicht der in England mehrheitlich vertretenen Kirche von England. Dazu hatten sie Beziehungen zu katholischen Ländern wie Frankreich und Spanien.

Dienstag, 7. Februar 2023

Rezension: Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Teil 2)

 

Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Hörbuch)

Teil 1 hier.

Im siebten Teil, "The Ottoman Tragedy 1618-1683", behandelt Parker in einem mittlerweile schon fast altbekannten Muster die Probleme eines Imperiums im 17. Jahrhundert. Es ist beinahe schon zum Mitaufsagen: das Osmanische Reich litt unter Misswirtschaft, weil seine Strukturen nicht mehr zu der veränderten Gesellschaft passten. Elitäre Schichten pressten parasitär die Bevölkerung aus, die durch die Kleine Eiszeit unter massiven Druck geriet. Steigende Steuerlast und fehlende staatliche Kapazitäten führten zu Revolten. Hungersnöte vor allem in den peripheren, für die Landwirtschaft nur eingeschränkt geeigneten Gebieten, die in der Warmzeit des 16. Jahrhunderts besiedelt worden waren, führten zur Entvölkerung ganzer Landstriche. Dies wurde als Strafe Gottes angesehen, so dass es zu religiösen Auslegungskonflikten kam.

Donnerstag, 2. Februar 2023

Rezension: Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Teil 1)

Geoffrey Parker - Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century (Hörbuch)

Der menschengemachte Klimawandel ist die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Aber bereits vergangene Jahrhunderte litten unter den Folgen des Klimawandels. Die Umbruchszeit des 17. Jahrhunderts war von der so genannten "kleinen Eiszeit" beherrscht, deren Auswirkungen in der jüngeren Zeit immer mehr in den Fokus der Wissenschaft geraten. Auch wenn es naturgemäß angesichts der Quellenlage schwierig ist, präzise meteorologische Daten zu erhalten, so ist die Beschäftigung mit der Frage, inwiefern klimatische Umstände die Geschichte der Menschheit bedingen, eine mehr als relevante (siehe dazu auch Kyle Harpers "Fate of Rome"). Das Klima ist, wie wir inzwischen leidvoll erfahren haben, eine globale Angelegenheit, so dass eine Geschichtsschreibung des Einflusses des Klimawandels im 17. Jahrhundert dessen globale Geschichte ins Auge fassen muss. Wie der Untertitel schon sagt, ist es ein Zeitalter der Krisen: Krieg und Katastrophen bestimmten den Alltag. China etwa versinkt in dieser Epoche in eine fast siebzigjährige Zeit der Kriegführung. Erdbeben erschüttern Europa. Dürre sucht Virginia heim. Es ist ein düsteres Bild, das Parker hier zeichnet.