Dienstag, 30. November 2010

Von der Ersten zur Dritten Republik

Von Stefan Sasse

Flagge der Französischen Republik ("Tricolore")
Oftmals wird England als die eigentliche Wiege der Demokratie der Neuzeit angesehen (den Omni-Titel hält ja bekanntlich Athen), da es der erste Staat war, der ein Parlament einführte und damit der Macht des Königs deutliche Schranken setzte. Es dauerte jedoch bis weit ins 19. Jahrhundert, ehe das englische Parlament auch nur ansatzweise den Status einer "Volksvertretung" verdiente; lange nachdem seine mittlerweile unabhängigen amerikanischen Kolonien stark an England ausgerichtet die bisher stabilste Republik der Weltgeschichte gründeten. Doch bereits kurz nach der Unabhängigkeit der USA errichtete Frankreich in der Französischen Revolution die Erste Republik mit für die damalige Zeit einmaligen Rechten und Prinzipien. Die Nummer vor der "Republik" lässt dabei erahnen, dass noch einige nachkamen. Tatsächlich leben die Franzosen heute in der Fünften Republik, und die Geschichte der ersten drei dieser Republiken soll hier nachgezeichnet werden. 

Samstag, 27. November 2010

Fundstücke XIV

Von Stefan Sasse

Unter der Homepage http://geschichte-wissen.de/index.php findet sich die Seite Geschichts-Wissen, die sich als Nachschlagewerk versteht und bietet viele Artikel (aktueller Stand 340) aus den verschiedensten Bereichen an. Sie verfügt außerdem über ein Forum, ein Magazin und eine Impressionsseite. Geschichts-Wissen ist ab sofort auch in der Blogroll zu finden. Der Autor beschreibt die Seite wie folgt:
Geschichte prägt Gegenwart - mehr denn je sollte jedem Mensch bewusst sein, dass man aus Vergangenem lernen kann und muss. Geschichte-Wissen möchte einen Beitrag zur multimedialen Aufarbeitung der Geschichte im Internet leisten und dieses Bewusstsein schärfen.
Als Nachschlagewerk für verschiedenste Themen der Geschichte bietet Geschichte-Wissen eine Vielzahl an Ausarbeitungen und Aufsätzen. Im Forum können Diskussionen über politische und historische Themen geführt und in der Galerie Aufnahmen betrachtet werden.
Daneben können Sie als Mitglied von Geschichte-Wissen das Magazin "Geschichte prägt Gegenwart" kostenlos lesen.

Donnerstag, 25. November 2010

2008 ist nicht 1929

Von Stefan Sasse

Massenauflauf auf Wall Street 1929
Auf Youtube findet sich ein Video, in dem die politische Entwicklung von 1929-1932 der von 2008 bis 2010 entgegengestellt und erschreckende Parallelen festgestellt werden. Sozialabbau, Arbeitslosigkeit, Bankencrashs, Minderheitenhass, allgemeine Angst, Inflationsbefürchtung, Sparpolitik - die Ähnlichkeiten scheinen frappant. Sie sind es allerdings nur, wenn man sie so plakativ herausstellt, wie es dieses Video tut. 2008 ist nicht 1929, und 2010 ist nicht 1932. Es gibt Rahmenparameter, die sich drastisch unterscheiden und für die Einordnung der Situation wichtig sind, Rahmenparameter, die in dem Video nicht vorkommen. Vermutlich, weil sie das schöne Vergleichsbild zerstören würden. Nichts destotrotz sollten wir einen Blick wagen. Das Verständnis der Weltwirtschaftskrise, die nicht zu Unrecht als einer der Gründe, wenn nicht sogar der Grund für Hitlers Machtaufstieg gilt, ist elementar, um solche Geschehnisse in Zukunft zu vermeiden. Jedoch sollte man sich darüber bewusst sein, welche Unterschiede es gibt, und diese Unterschiede lassen hoffen. 

Dienstag, 23. November 2010

Der 2. Punische Krieg und der Untergang Karthagos

Von Stefan Sasse

Iberisches Falcate, 3. Jahrhundert v. Chr.





Nachdem der Erste Punische Krieg mit einer Niederlage Karthagos geendet hatte, war Rom, das zu Beginn des Krieges im Jahr 264 v. Chr. eine in Süditalien gerade erst arrondierte Landmacht gewesen war, plötzlich zur beherrschenden Seemacht des westlichen Mittelmeers geworden. Karthago hatte nicht nur jeden Einfluss auf Sizilien und das bis dahin fest beherrschte Sardinien verloren, sondern auch seine Flotte und hatte große Kriegsentschädigungen zahlen müssen. Diese jedoch schüttelte es schneller ab, als dies Rom lieb war. Bereits wenige Jahre nach der Kapitulation 241 v. Chr. und dem Ende der Söldnerkriege war Karthago eine prosperierende Wirtschaftsmacht und suchte seine Grenzen zu erweitern. Überseeisch war ihr dies nicht mehr möglich - die geringe Reichweite der damaligen Schiffe erforderte Flottenbasen in regelmäßigen Abständen, und ein potentiell feindliches Sizilien und Sardinien verweigerte Karthago diese. Es war also nur folgerichtig, dass Hamilcar Barcas, der erfolgreiche Militärführer des Sizilienfeldzugs im Ersten Punischen Krieg, nun Karthagos Macht in Spanien auszuweiten suchte. 

Dienstag, 16. November 2010

Fundstücke XIII

Von Stefan Sasse

Auf Youtube gibt es ein Video, indem anhand eines animierten politischen Atlas' von Europa die Grenzveränderungen innerhalb der letzten 1000 Jahre innerhalb von fünf Minuten vorüberziehen. Es ist interessant zu sehen, wie kurz manche Grenzen sich im Vergleich halten, oder wie die Fragtmentierung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sich bei gleichzeitiger nationaler Konstitutierung drumherum vollzieht. Der Nachteil des Videos ist, dass das Ganze recht unübersichtlich ist. Es ist vollkommen unmöglich, die Veränderungen im Blick zu behalten; man muss das Video also für die verschiedenen Regionen mehrfach ansehen. Auch eine Zeitangabe wäre sinnvoll gewesen. Aber man muss die Dinge eben nehmen, wie sie kommen.

Mit Dank an Jonas L. für den Link.

Montag, 15. November 2010

Der amerikanische Bürgerkrieg

Von Stefan Sasse

Flagge der CSA (Rebel flag)
Noch heute, fast 150 Jahre nach seinem Ende, prägt der amerikanische Bürgerkrieg die amerikanische Gesellschaft auf tiefgreifende Art und Weise. Er stellt das große Trauma der Amerikaner dar, verwüstete der Krieg doch besonders den Süden, wie die Amerikaner es nie davor oder danach erleben sollten und ergriff alle Gesellschaftsschichten. Vier Jahre lang bekämpften sich Nordstaaten und Südstaaten bis aufs Blut, und die USA von 1865 waren nicht mehr die, die 1860 auseinandergebrochen waren. Wir wollen uns im Folgenden ansehen, wie der Krieg begann, was ihn auszeichnete, welche Entwicklungen durch ihn aggregiert wurden und welche Änderungen er hervorrief. 

Flagge der USA (Stars and Stripes)
Als South Carolina am 24. Dezember 1860 den Austritt aus der Union erklärte und ihr bald sechs Staaten (Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana, Texas) nachfolgten, die am 4. Februar 1861 eine eigene Regierung bildeten - die Confederate States of America - und die Forts und Militäranlagen der Bundesarmee praktisch ohne Gegenwehr übernahmen, erklärte der zwar abgewählte, aber noch im Amt befindliche Präsident Buchanan, dass die Union "intended to be perpetual" (als ewigwährend gedacht) sei, der Kongress und damit er aber nicht "the power by force of arms to compel a state to remain in the union" (die Macht der Waffen um einen Staat zum Verbleib in der Union zu zwingen) besäße. Bis zur Inaugaration Lincolns am 4. März 1861 traten auch viele Repräsentanten und Senatoren der Südstaaten aus dem Kongress zurück, was es den verblieben nördlichen Abgeordneten erlaubte, viele gegen den Süden gerichtete Gesetze durchzubringen, die vorher blockiert worden waren und die die wirtschaftliche Stoßrichtung des Nordens hin zu einer Industriegesellschaft unterstützten; etwa Zollgesetze (wir erinnern uns, diese waren ein stetiger Streitpunkt gewesen) und eine transkontinentale Eisenbahn durch die Nordstaaten.

Samstag, 13. November 2010

Das Blog und der Autor

Willkommen beim Geschichtsblog! 
Das Blog
Das Geschichtsblog will eine Lücke in der Internetlandschaft füllen, indem es pointierte Artikel zu verschiedenen historischen Themen anbietet. Diese Themen werden in essayistischer Form behandelt und meist im Hinblick auf eine bestimmte Problemstellung untersucht. Es existiert auf dem Geschichtsblog keine Kontinuität in Form einer chronologischen Geschichtsschreibung oder einer bestimmten Interpretationsleitlinie, die verfolgt werden würde. Jeder Artikel steht für sich allein, sofern er nicht explizit als Teil einer Artikelserie zur besseren Lesbarkeit geteilt wurde. Die Texte erheben keinen wissenschaftlichen, sondern journalistischen beziehungsweise schriftstellerischen. Auf Fußnoten und Ähnliches wird deswegen ausdrücklich verzichtet. Werke, die der Autor für bedeutend hält werden in den Literaturhinweisen angegeben.
Das Geschichtsblog ist selbstverständlich kostenlos. Alle Texte dürfen unter Angabe des Verfassers und Verlinkung auf den Ursprung nicht-kommerziell weiter verwendet werden. Finanziert wird das Geschichtsblog durch Teilnahme am Flattr- und Amazon-Partner-Programm. Wer dem Geschichtsblog helfen will, ist herzlichst dazu aufgerufen, die Beiträge wie auch das Blog selbst zu flattrn und bei Interesse die aufgeführten Bücher direkt über die entsprechenden Links zu bestellen. Es ist selbstverständlich auch möglich, per Paypal direkt zu spenden. 
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Der Autor hofft, dass das Blog seinen Lesern unterhaltsame Artikel bietet und darüberhinaus neue Einsichten bietet. Jeder Artikel spiegelt stets auch die Meinung des Autors wieder; dies ist ein Effekt, der sich weder vermeiden lässt noch der hier zu vermeiden versucht wird. Wer mit der Argumentation eines Beitrags nicht einverstanden ist ist herzlich eingeladen, in den Kommentaren seine Sicht darzulegen. Der Autor wird sicher darauf antworten. Es sei abschließend darauf hingewiesen, dass Holocaustleugnungen in den Kommentaren nicht toleriert werden können und gelöscht werden, da das Unterlassen strafrechtlich bewehrt wäre. In allen anderen Fragen ist der Autor der Überzeugung, dass jeder das Recht hat, sich selbst zum Idioten zu machen, wie er will. Außerhalb des strafrechtlich relevanten Rahmens werden keine Beiträge gelöscht.

Der Autor

Stefan Sasse wurde 1984 in Stuttgart geboren und lebt in Fellbach-Oeffingen. Er machte 2005 sein Abitur und schloss 2010 das Studium der Geschichtswissenschaft, 2011 das Studium der Germanistik und Politologie ab. Im Januar 2012 begann er das Referendariat für das Lehramt am Gymnasium für diese Fächer, das er 2013 abschloss. Seither ist er als Lehrer tätig. Er versucht in seinen Artikeln, möglichst den aktuellen Stand der Forschung so weit bekannt mit einzubauen. Seine Hauptinteressengebiete liegen in der Zeitgeschichte sowie in der Geschichte der USA. Er ist besonders davon überzeugt, dass die Interpretation der Ereignisse des Holocaust und des Ersten Weltkriegs in der öffentlichen Auseinandersetzung einer Schieflage unterliegen, die dazu führt, dass beide nicht vollkommen verstanden werden. Um dieses Problem zu beheben, setzt er sich immer wieder mit diesen Themen auseinander. Stefan Sasse betreibt neben dem Geschichtsblog das tagespolitische Blog "Oeffinger Freidenker", ist Mitgründer und Hauptautor beim Debattenblog "Deliberation Daily", betreibt das Nerd-Blog "The Nerdstream Era" und ist regelmäßiger Contributor von Artikeln rund um das Thema "Das Lied von Eis und Feuer" beim Tower of the Hand.

Freitag, 12. November 2010

Vom Missouri-Kompromiss zur Sezession - der Weg in den Bürgerkrieg

Von Stefan Sasse

Schlacht von Gettysburg
Als die USA 1776 ihre Unabhängigkeit erklärten und begannen, ab 1777 ein geeintes Staatswesen zu erschaffen, gab es nicht wenige, die dem Projekt keine allzugroße Zukunft bescheinigten. Zu groß schienen die Gegensätze zwischen den Staaten, zu diametral entgegengesetzt ihre Interessen. Nicht nur fürchteten die kleinen Staaten das erdrückende Gegengewicht der Großen, nicht nur gab es religiöse Streitigkeiten zwischen den vielen Konfessionsgruppen; auch eine tiefe Spaltung in Nord- und Südstaaten war bereits damals vorhanden. Die nördlichen Staaten waren hauptsächlich von kleinen Farmen im Hinterland und den großen Küstenstädten - und damit vom Handel - geprägt. Im Süden dagegen herrschte der Typ des reichen Pflanzers als gesellschaftliche Konstitutierung vor. Diese Pflanzer-Aristokratie ließ riesige Plantagen vorrangig von Sklaven bewirtschaften, deren Existenz für die exportorientierte südliche Landwirtschaft mit ihren arbeitsintensiven Baumwoll- und Tabakplantagen als essentiell angesehen wurde. Als man 1787 daran ging, eine Verfassung auszuarbeiten, war die wichtigste Frage neben der prinzipiellen Existenz einer solchen Verfassung die Sklavenfrage. 

Donnerstag, 11. November 2010

Der Beginn des Kalten Krieges - eine sowjetische Perspektive

Von Stefan Sasse

Deutsche Panzer in Russland 1942
Noch heute ist der Kalte Krieg eine Ära, die von Historikern erst allmählich losgelöst von den Stereotypen und Ideologien jener Zeit betrachtet werden kann. Dumpf hallen die damaligen ideologischen Frontstellungen noch heute in vielen Debatten wieder. Dieser Doppelartikel zum Kalten Krieg will gar nicht versuchen, eine objektive Beschreibung zu liefern. Stattdessen soll die Brille der USA und der Sowjetunion aufgesetzt werden, um vielleicht beim distanzierten Blick durch diese BrilleErkenntnisse zu erfahren. Dieser Teil des Doppelartikels sieht den Beginn des Kalten Krieges aus der Perspektive der Sowjetunion.

Seit dem Überfall Hitlers auf die Sowjetunion hatte das Volk geblutet. Millionen waren tot oder in Gefangenschaft, was in den Fängen der Nazis praktisch auf dasselbe hinauslief. Das Bündnis mit den Westalliierten bestand fast nur auf dem Papier. Eine echte Entlastung war von ihnen kaum zu erwarten. Rund 90% der deutschen Streitkräfte standen an der Ostfront im Einsatz, und nur Alte, Invalide und ausländische Hilfstruppen hielten schlecht ausgerüstet den Atlantikwall gegen die untätigen Westalliierten. Anstatt der Sowjetunion wirklich beizustehen, landeten sie erst in Afrika und dann, 1943, in Italien - an beiden Stellen zogen sie dabei praktisch keine deutschen Truppen ab.

Dienstag, 9. November 2010

Der 9. November - ein deutscher Tag in einem deutschen Jahrhundert

Von Stefan Sasse

Zu sagen, dass Deutschland das 20. Jahrhundert entscheidend mitgeprägt hat, dürfte keine Übertreibung sein. Zwei Weltkriege gingen von seinem Boden aus, der größte organisierte Völkermord der Weltgeschichte, und für 50 Jahre war es Schlachtfeld des Ost-West-Konflikts und beständiger Brennpunkt des atomaren Zeitalters. Gleich vier große Ereignisse der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts fanden an einem 9. November statt. Diese geschichtlichen Ereignisse sind: der Beginn der Revolution von 1918/19, der Hitlerputsch 1923, die Reichspogromnacht 1938 und der Mauerfall 1989. Das erste und das letzte Ereignis sind zufällig an diesem Tag geschehen. Die beiden mittleren waren eine Reaktion auf den ersten. 

Montag, 8. November 2010

Der Beginn des Kalten Krieges - eine amerikanische Perspektive

Von Stefan Sasse

Noch heute ist der Kalte Krieg eine Ära, die von Historikern erst allmählich losgelöst von den Stereotypen und Ideologien jener Zeit betrachtet werden kann. Dumpf hallen die damaligen ideologischen Frontstellungen noch heute in vielen Debatten wieder. Dieser Doppelartikel zum Kalten Krieg will gar nicht versuchen, eine objektive Beschreibung zu liefern. Stattdessen soll die Brille der USA und der Sowjetunion aufgesetzt werden, um vielleicht beim distanzierten Blick durch diese Brille Erkenntnisse zu erfahren. Dieser Teil des Doppelartikels sieht den Beginn des Kalten Krieges aus der Perspektive der USA.

Landung in Sizilien
Seit dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 verlangte Stalin von den Westmächten die Eröffnung einer zweiten Front in Frankreich. Logistisch war dies jedoch nicht vor 1943, eher 1944, zu bewerkstelligen. Um dennoch Druck von der Sowjetunion zu nehmen, führten die Alliierten mehrere Operationen durch. Zum einen wurde die Sowjetunion mit Material beliefert. Stiefel, Jeeps, Munition, Panzer, Rationen - hunderte von Tonnen wurden über die gefahrvolle Nordroute nach Murmansk gebracht und so der Roten Armee entscheidend der Rücken gestärkt. Gleichzeitig unternahm man eine Landung in Nordafrika, um dem deutschen Afrikakorps das Rückgrat zu brechen. 1943 landete man in Italien und eröffnete dadurch die zweite Front. Bereits zu dieser Zeit drohte Stalin unverholen mit dem Separatfrieden mit Hitler, wenn die Alliierten nicht endlich eine wirksame zweite Front eröffneten - der Italienfeldzug fraß sich schnell fest und zog kaum deutsche Truppen ab. 

Samstag, 6. November 2010

Fundstücke XII

Von Stefan Sasse

Neue Absurditäten aus dem Bereich der NS-Vergangenheitsbewältigung: Fußballfans aus Dachau dürfen ihr Plakat "Dachau-City '95" nicht mehr bei UEFA-Spielen aufhängen, weil andere darin eine Beleidigung sehen könnten. Das ist zu allem Überfluss auch noch vorauseilender Gehorsam, denn bisher hat sich niemand beschwert, nicht einmal der Zentralrat der Juden, dem die Beschwerde in diesen Fällen bekanntlich locker auf den Lippen sitzt. Das ist auch ein Schlag ins Gesicht der Stadt Dachau selbst, die seit vielen Jahren versucht, sich ein Image als aufgeschlossene Stadt der Versöhnung zu geben und es an Aufarbeitung der Nazi-Zeit wahrlich nicht vermissen lässt. Mit dem Verbot setzt die UEFA die Stadt damit einfach mit dem KZ gleich - genau das also, was die Einwohner endlich abschütteln wollen. Und sind wir ehrlich - die heutigen Einwohner können dafür endgültig nichts mehr.

Mittwoch, 3. November 2010

Vom Volk als historischer Größe

Von Stefan Sasse

Akropolis in Athen
Besonders in populärwissenschaftlichen Darstellungen findet sich sehr häufig "das Volk" als handelnder Akteur. Das Volk zerreißt den Lutellus-Frieden mit Karthago, das Volk führt die französische Revolution durch, das Volk steht 1848 in Deutschland auf, das Volk bringt die Berliner Mauer zum Einsturz. Dabei ist "das Volk" häufig nur eine Chiffre, die hauptsächlich zur Wertung benutzt wird. Es ist sicher kein Zufall, dass die Kategorie "das Volk" spätestens mit dem Untergang des Römischen Reichs bis praktisch zur Französischen Revolution in der Versenkung verschwindet. Zeichnen wir den Weg nach, den es angeblich in der Geschichte geht und demaskieren den Mythos vom Volk, das angeblich handelt, wann immer es dem Historiker gefällt.