Mittwoch, 30. April 2025

Rezension: Cathal J. Nolan - The Allure of Battle: A History of How Wars Have Been Won and Lost

 

Cathal J. Nolan - The Allure of Battle: A History of How Wars Have Been Won and Lost (Amazon-Kauflink)

Als Putin im Februar 2022 die Ukraine überfiel, glaubte er an einen schnellen Sieg. Mit nur 120.000 Mann stieß er schnell auf Kiew vor, in der Hoffnung, die ukrainischen Verbände schnell zerschlagen und eine Entscheidung in seinem Sinne herbeiführen zu können. Trotz anfänglicher Erfolge scheiterte er, und der Krieg entwickelte sich zu einer verlustreichen und zähen Abnutzungsschlacht. Obwohl der Ukrainekrieg in Cathal J. Nolans Mammutwerk "The Allure of Battle" keine Rolle spielt, das mit dem Aufstieg der Condottiere in der Renaissance beginnt und mit der Niederlage der Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg endet, passt er hervorragend in das Narrativ, das Nolan darin entwirft. Über mehrere Jahrhunderte der Kriegsführung zeichnet der Autor nach, wie Generation um Generation militärischer Planer und Staatschefs der Versuchung verfiel, auf dem Schlachtfeld die Entscheidung in einem Konflikt suchen zu wollen - und dass dies so gut immer eine törichte Hoffnung war, die in Blut erstickte.

Mittwoch, 8. Januar 2025

Rezension: Ulrich Herbert - Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert

 

Ulrich Herbert - Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert

Es besteht vermutlich kein Mangel an Überblickswerken über die jüngere deutsche Geschichte. Das allein allerdings kann kein Grund sein, nicht eine neue zu verfassen. Neue Erkenntnisse, neue Blickwinkel, neue Forschungsfragen treten konstant auf und beleben die Geschichtswissenschaft. In der deutschen herrscht ohnehin die Tendenz kleinteiligerer Arbeiten zu spezifischen Expert*innenthemen vor, die für die breite Öffentlichkeit wenig konsumierbar sind. Umso willkommener sind Werke von gestandenen Fachhistoriker*innen, die einen Überblick über eine Epoche geben und so auch einem in der Forschungsdiskussion weniger intensiv verankerten Publikum die Chance geben, von der historischen Wissenschaft zu profitieren. Mit Ulrich Herbert besteht auch wenig die Gefahr, die solchen Werken gerne zu eigen ist und in allzu populärwissenschaftliche Richtungen abzurutschen. Auch der schiere Umfang von 1450 großformatigen, eng bedruckten Seiten und ein stattliches Kampfgewicht, das es als Waffe klassifizieren könnte, legen eine nicht unbedingt leichte Kost nahe. Aber das alles sind Äußerlichkeiten. Die Frage ist, ob es Herbert gelingt, das deutsche 20. Jahrhundert auf der Höhe der Zeit, erkenntnisreich und dennoch lesbar zu untersuchen.