Montag, 27. Oktober 2025

Rezension: Timothy Rilback - Takeover. Hitler's final rise to power

 

Timothy Rilback - Takeover. Hitler's final rise to power (Hörbuch)

Der Aufstieg Hitlers an die Machtstellung eines absoluten Diktators Deutschland und das damit einhergehende Ende der Weimarer Republik haben die Gemüter der Menschen seitdem sie passiert sind bewegt. Wie gelang es diesem Mann, gegen so viele Widerstände an die Macht zu kommen und die Demokratie zu zerstören? Und was können wir daraus lernen? Der aktuelle Umbau der USA von einer liberalen Demokratie zu einer wenigstens illiberalen, wenn nicht gar zu einem autoritären Staat hat für einen Aufschwung in der Beschäftigung mit dem Ende der Weimarer Republik gesorgt, die entsprechenden Büchern wesentlich mehr Aufmerksamkeit bringt, als sie das noch vor einigen Jahren getan hätte. Ein aktueller Eintrag in diese Liste ist Timothy W. Rybacks "Takeover", das wohlwollende Rezensionen erhielt und zu einem kleinen Publikumshit wurde. Ich habe Rybacks Schilderung der Geschehnisse zwischen dem Sommer 1932 und der Machtübergabe an Hitler am 30. Januar 1933 gelesen.

Freitag, 10. Oktober 2025

Rezension: Markus Brechtken - Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Ein Kompendium

 

Markus Brechtken - Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Ein Kompendium

Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist, wie bereits in Magnus Brechtkens Einleitung deutlich gesagt wird, ein Prozess, der niemals abgeschlossen sein wird. Die jüngsten Debatten um die Vergleichbarkeit des Holocaust etwa mit den Kolonialverbrechen oder die Forderung nach einem Schlussstrich und einem Ende der Aufarbeitung weisen von zwei Enden des politischen Spektrums auf die weiterhin bestehende Relevanz des Themas hin, die durch stets weitere historische Forschungsarbeit wie etwa die Auftragsarbeiten der Behörden (die, ihrerseits nicht unproblematisch, im Buch beleuchtet werden) untermauert wird. Doch nicht nur neue Erkenntnisse sollen im Zentrum des Bands stehen, sondern die Frage, wie der Holocaust rezipiert wird, sowohl in Deutschland als auch darüber hinaus. Zu diesem Zweck versammelt das "Kompendium" zahlreiche Aufsätze von Fachwissenschaftler*innen. So leitet Brechtken in den ersten Abschnitt, "Einführende Perspektiven", ein.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Rezension: Markus Brechtken - Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Ein Kompendium (Teil 3)

 

Markus Brechtken - Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Ein Kompendium

Historisch zeigt Gramlich auf, wie die Nazis die Juden entrechteten und eine spezifische Bürokratie Stück für Stück enteigneten, auch indirekt über Auswanderungssteuern. Das so geschaffene Überwachungsnetz, das auch massiv auf Denunziation basierte, ermöglichte eine präzise Feststellung jüdischen Vermögens. In den späteren Expansionen des Regimes ging diese Bürokratie dann viel ungehemmter und direkter vor; in Osteuropa wurde zudem auch aller staatlicher und privater, nicht "nur" jüdischer, ausgeplündert. Die Restitution nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von den Alliierten von Anfang an betrieben, im Osten allerdings nur auf staatlicher Ebene. Schwieriger blieb die innerdeutsche Restitution, die zudem (ein Leitmotiv) von den Behörden absichtlich hintertrieben wurde, um möglichst schnell einen "Schlussstrich" zu erreichen. Die Wende in der Aufarbeitung der NS-Zeit in den 1990er Jahren führte dann zu einer neuen Restitutionswelle, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist.

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Rezension: Markus Brechtken - Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Ein Kompendium (Teil 2)

 

Teil 1 hier.

Markus Brechtken - Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Ein Kompendium

Abschnitt 5, "Funktionäre und politische Akteure", betrachtet vor allem die eher umstrittenen Akteure in der Vergangenheitsbewältigung; etwas merkwürdig, dass auf die konstruktiv wirkenden Akteure hier kein Blick fällt.

Matthias Stickler macht in Kapitel 13 "Die deutschen Vertriebenenverbände - historiographische Aspekte", den Anfang, indem er herausarbeitet, wie sich diese einerseits als unbelastet selbst inszenierten und sie gleichzeitig von der DDR-Forschung als Schreck- und Zerrbild gezeichnet wurden (vor allem ab 1982, aber bereits in den 1950er Jahren wurde der Einfluss der Vertriebenenverbände völlig übertrieben), was vor allem deswegen so gut gelang, weil in der Bundesrepublik eine kritische Sichtweise kaum Platz hatte und die Erforschung fehlte. Ein Überblick über die Forschungsgeschichte zu den Verbänden schließt das Kapitel ab.

Freitag, 19. September 2025

Rezension: Stephan Lehnstaedt - Der vergessene Sieg

 

Stephan Lehnstaedt - Der vergessene Sieg

Zwischen 1919 und 1921 führten das neu entstandene Polen und die vom Bürgerkrieg zerrissene Sowjetunion einen Krieg, der heute weitgehend vergessen ist. Gleichwohl sind die Ergebnisse des Krieges für den Aufbau Osteuropas bis heute von großer Relevanz, und die tiefen Risse und Verletzungen, die beide Kontrahenten einander zufügten, bestimmten das Verhältnis lange und tun das teilweise bis heute. Angesichts des Kriegs in der Ukraine heute und dem erhöhten Interesse an der Geschichte der Region ist ein tieferer Blick auf die Entstehung - oder Nicht-Entstehung - der osteuropäischen Staaten in der Zwischenkriegszeit ein lohnenswertes Unterfangen, weswegen ich mir Stephan Lehnstaedts kleines Buch über den "vergessenen Sieg" in einem ebenso vergessenen Krieg vorgenommen habe.

Mittwoch, 17. September 2025

Rezension: Markus Brechtken - Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Ein Kompendium (Teil 1)

 

Markus Brechtken - Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Ein Kompendium

Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist, wie bereits in Magnus Brechtkens Einleitung deutlich gesagt wird, ein Prozess, der niemals abgeschlossen sein wird. Die jüngsten Debatten um die Vergleichbarkeit des Holocaust etwa mit den Kolonialverbrechen oder die Forderung nach einem Schlussstrich und einem Ende der Aufarbeitung weisen von zwei Enden des politischen Spektrums auf die weiterhin bestehende Relevanz des Themas hin, die durch stets weitere historische Forschungsarbeit wie etwa die Auftragsarbeiten der Behörden (die, ihrerseits nicht unproblematisch, im Buch beleuchtet werden) untermauert wird. Doch nicht nur neue Erkenntnisse sollen im Zentrum des Bands stehen, sondern die Frage, wie der Holocaust rezipiert wird, sowohl in Deutschland als auch darüber hinaus. Zu diesem Zweck versammelt das "Kompendium" zahlreiche Aufsätze von Fachwissenschaftler*innen. So leitet Brechtken in den ersten Abschnitt, "Einführende Perspektiven", ein.

Sonntag, 14. September 2025

Rezension: Jürgen Osterhammel/Jan C. Hansen - Dekolonisation: Das Ende der Imperien

 

Jürgen Osterhammel/Jan C. Hansen - Dekolonisation: Das Ende der Imperien

Das Ende der Imperien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist einerseits ein Prozess, der in der europäischen Geschichtsschreibung vorrangig als ein Kapitel der jeweiligen europäischen Nationalgeschichten erzählt wird, allzu oft mit einer theleologischen und nostalgisch verklärten Note. Die Größe dieses Umbruchs geht darüber oft verloren, auch, weil die betroffenen Regionen üblicherweise als "3. Welt" subsumiert und damit als nicht sonderlich bedeutend kategorisiert werden. Dabei ist der Prozess der Dekolonisation einer, der einen fundamentalen Wandel der Weltordnung nahelegt. Bedenkt man, dass die UNO von kaum 50 Staaten gegründet wurde, von denen gerade drei aus Asien und zwei aus Afrika waren, und heute 193 Staaten Mitglied sind, erkennt man die Bedeutung für zwei Kontinente, auf denen die Hälfte der Weltbevölkerung lebt. In den letzten Jahren ist diese Epoche vermehrt in die Aufmerksamkeit von Historiker*innen geraten und seit Neuestem auch in den Geschichte-Bildungsplänen fest verankert. Sinnvoll also, ein Grundlagenwerk zu kennen und sich dazu der bekannten Reihe von C. H. Beck zu bedienen, die gleichzeitig den Vorteil hat, sehr übersichtlich zu sein.