Freitag, 15. Juli 2011

Die Anfänge der Besiedelung Nordamerikas

Von Stefan Sasse

Christoph Kolumbus
Die Besiedlung Amerikas durch die Europäer begann im August 1493, mit der Entdeckungsfahrt des Christoph Kolumbus. Über Kolumbus ist wenig bekannt, außer dass er ein missionarischer Abenteurer im Dienst der spanischen Krone war. Bekannt ist, dass er ein Fan von Marco Polo und Ptolemäus war und deswegen den Erdumfang um etwa ein Drittel zu klein einschätzte. Deswegen erwartete er Land, wo er Land fand – auch wenn es Amerika und nicht Indien war. Die damals ausgehende Reconquista hatte die Grundlagen für die Expansion geschaffen. Es ging mit dem Weg nach Westen auch um eine Möglichkeit, der ökonomischen Umklammerung der Araber zu entfliehen. Kolumbus landete im Oktober auf einer der Bahamasinseln. Die Spanier führten die Expeditionen nach Westen weiter, um nach China und Indien zu gelangen. Um nicht mit den um Afrika herumsegelnden Portugiesen in Konflikt zu geraten, wurde unter Schirmherrschaft des Papstes in Tordessillas ein Vertrag geschlossen, der die Welt in eine westliche spanische und eine östliche portugiesische Hälfte. In Brasilien, östlich der Linie und deswegen portugiesisch dominiert, wurde bald die Sklaverei eingeführt. Die Bewohner des von Kolumbus entdeckten Landes wurden indios genannt, die bekannten Inseln Westindische Inseln. Kolumbus führte drei weitere Reisen nach Amerika durch und legte dabei mit die Grundlagen für Sklaverei und Plantagenwirtschaft. Die Sklaverei der Christen (chattel slavery) unterscheidet sich dabei fundamental von der der Antike, da die negative Sicht auf die Sklaven und der damit gepflegte Rassismus eine Versklavung der eigenen Kultur bzw. Rasse unmöglich machte. Bereits 1552 gab es Kritik an der Sklavenwirtschaft, von Bartolome de las Casas, welcher „Kurzgefasster Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder“ verfasste. Er verschrieb sich der Bekämpfung Sklaverei.

1519 landete Cortez an der mexikanischen Küste und marschierte auf Tenochtitlan. 1539 erkundete Soto den Westen bis zum Mississippi. Coronoda kam ein Jahr später bis Colorado. Kurz darauf eroberte Pizarro das Inkaimperium. Allen Spaniern war gemein, dass sie geschickt innerindianische Konflikte für sich ausnutzten und Krankheiten die Indios dahinrafften. Diese Krankheiten dezimierte die Bevölkerung südlich des Rio Grandes um etwa 40 bis 60 Millionen und nördlich noch einmal um rund 7 bis 10 Millionen um 1500. Bis 1650 sanken die Totenzahlen auf 6 Millionen für Gesamtamerika ab. Der Zusammenhang mit den Krankheitserregern war für die Europäer damals natürlich nicht klar. Sie sahen darin ein Zeichen göttlicher Intervention, quasi eine für sie initiierte Säuberung des Landes. Eine Folge dieser Bevölkerungsdezimierung war der Import von afrikanischen Sklaven zum Ausgleich der Arbeitskräfte. Vermutlich beruht die fehlende Immunität auf dem fehlenden Austausch zwischen den Bewohnern Amerikas und dem Rest der Welt sowie dem nicht so nahen Zusammenleben zwischen Mensch und Tier. Die Europäer lebten immer deutlich enger mit ihren Tieren zusammen. Im Gegenzug infizierten sich die Europäer in Amerika vermutlich erstmals mit Syphilis und Gelbfieber. Ein kultureller Austausch mit den als minderwertig angesehen Indianern erstreckt sich auch auf essentielle Stoffe, so die Kartoffel, welche nach Ansicht mancher Historiker erst die Überbevölkerung Europas und damit wiederum die Besiedlung Amerikas ermöglichte, während die Indianer von den Europäern das Pferd übernahmen.

Ludwig XIV, der Sonnenkönig
Die erste Siedlung in Nordamerika entstand im Bestreben, Florida und den Rest der südamerikanischen Besitzungen zu sichern. Die Spanier und Portugiesen empfanden alles nördlich Floridas als uninteressant. Die französischen Interessen entwickelten sich langsam. Die ersten Franzosen waren Fischer um Neufundland. Paris war hauptsächlich an einer Nordwestpassage interessiert, so dass vorerst keine Besiedlung Nordamerikas durch Frankreich stattfand. Für das spätere Siedlungsprogramm war der St.-Lorenz-Strom essentiell; vorläufig jedoch wurde das Programm aufgegeben, da es kein Gold gab. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts gründeten Hugenotten Port Royal in Acadia. Der Ort entwickelte sich zu einer französischen Kronkolonie. Im Siebenjährigen Krieg wurden viele Akadier aufgrund ihrer Kriegsdienstverweigerung ins Mündungsgebiet des Mississippi deportiert, wo sie eine eigene französische Kolonie entstand. Die französischen Siedlungen blieben jedoch Handelsaußenposten und klein im Vergleich zu britischen oder spanischen Posten. In den Augen der Indianer waren die Posten etwas Positives und keine Bedrohung. Des Weiteren hatten aufgrund der ungünstigen klimatischen Situation keine anderen europäischen Länder Interesse an Kanada. Während die Franzosen nur staatstragende, katholische Personen nach Amerika zu schicken, machen die Briten das genau umgekehrt. Die Spanier hingegen behandelten ihre Kolonien ohnehin als höchste Priorität. Gehandelt wurden vorrangig Pelze. Die Indianer kämpften untereinander darum, wer mit den Europäern handeln dürfe. Da Pelze nur eine Modeerscheinung waren, wandten sich die Franzosen 1673 nach Süden. Sie reisten den Mississippi hinunter; der französische Einfluss ist heute noch in New Orleans spürbar. Die Region erhielt zu Ehren Louis XIV. den Namen Louisiana. Dadurch waren die britischen Besitzungen im Norden und Westen von französischen und im Süden von spanischen Siedlungen umzingelt. So gesehen ist es verwunderlich, dass gerade die Briten sich durchsetzten. Der französische Regierungsstil in Kanada war deutlich zentralistischer und autokratischer als der der Briten, es gab keine eine Selbstverwaltung, aber hohe Steuern. Die Niederlande waren vorübergehend in der Neuen Welt aktiv. Sie bekamen für ihre Gebiete jedoch kaum Siedler zusammen; 1664 lebten nur rund 1000 Siedler in Nordamerika und leisteten wenig Widerstand, als die Briten Neu-Amsterdam eroberten und in New York umbenannten.

Die englische Besiedlung unterschied sich stark von der der anderen Kolonialmächte. Es gab keinen „Master-Plan“ zur Besiedlung und Schaffung eines Zentralstaats. Die Persönlichkeit der Kolonisten spielte eine große Rolle, wenn es darum ging, dem Landstrich den Stempel aufzudrücken. So kann man nach Religiosität, aber auch Abhängigkeit vom König (Kronkolonien) unterscheiden. Die Neu-England-Kolonien waren zuerst corporate colonies, durch Siedlungs- und Aktiengesellschaften finanziert. Die Mitte der Ostküste, propriator colonies, war vom König an propriators abgegeben wurden, die mit ihnen nach den Gesetzen des Heimatlands verfahren konnten. Er finanzierte sich durch Parzellierung und Verkauf des Landes an Neuankömmlinge. Manche Kolonien wurden von anderen Staaten übernommen, so New York. Die Gründe für die Koloniengründung lassen sich auch oftmals aus dem Namen lesen, so Virginia, benannt nach Elizabeth I. Auch die Namensgebung lässt keinen „großen Plan“ erkennen. 

Oliver Cromwell
Die parallele Entwicklung in England wird durch einen großen Bevölkerungsschub zu Beginn des 16. Jahrhunderts dominiert. Die Landwirtschaft genügte den Ansprüchen nicht mehr, die Preise stiegen. In Folge dessen kam es zu einer großen Migrationsbewegung, teils in die Städte, hier besonders London, teils nach Holland, teils nach Amerika. Die Gründe für eine Abwanderung glichen sich dabei bei allen Zielen (Religion, Hunger, persönliche Gründe). Für die Quantifizierung der Wanderungsbewegungen reichen die zeitgenössischen Quellen meist nicht aus. Die Ursachen für die religiöse Abwanderung aus England hing mit den Kämpfen der Regierung gegen das Parlament zusammen. Dem englischen Bürgerkrieg, aus dem die Herrschaft des Puritaners Oliver Cromwell hervorging und dem die Stuarts folgten, folgte die Zeit der Restauration. Die Lockerung einiger Bestimmungen gegen Katholiken führte zur glorious revolution, die den Machtkampf zwischen Krone und Parlament zugunsten des Letzteren beendete. Bürgerkriegsbewegungen bringen Menschen häufig wegen der Gefährdung der Situation zum Auswandern. 

Die Pilgerväter kritisierten, dass selbst die anglikanische Kirche zu viele katholische Elemente beinhalte. Sie taten nur Dinge, die biblisch belegt waren und opponierten in diesem Zug auch gegen die kirchliche Hierarchie. 1608 siedelten sie in Holland an, fürchteten jedoch dort ihre Ideale zu verlieren und entschlossen sich zur Übersiedlung nach Amerika. Als sie – illegal – angelandet waren, schlossen sie den Mayflower contract, den manche Historiker als ersten Vertrag Amerikas bezeichneten. Die Siedlung in Plymouth war erfolgreich, die Verwaltung demokratisch. 1691 ging Plymouth in der größeren und erfolgreicheren Nachbarkolonie Massachusetts auf. Wichtig ist es, zwischen Puritanern und Pilgern zu unterscheiden. Die puritans wollten reines, gottgefälliges Leben ohne Sünde nach strikter Bibelauslegung führen. Sie waren Calvinisten, die versuchten, die Elemente ihres Lebens herauszufischen, die auf eine positive predestination hindeuten. Ein Zeichen der predestination war weltlicher Erfolg auf Erden. Die pilgrims suchten im Unterschied zu den puritans früh ihr Heil in der Auswanderung und suchten nicht, erst England zu reformieren, wie es die puritans taten. Diese flohen zehn Jahre nach den pilgrims vor dem Zorn Gottes aus England, um in Amerika ein Gesellschaftsmodell zu entwickeln, das England dann übernehmen könnte. Dieser Missionierungsanspruch fehlt den pilgrims. Ein weiterer wichtiger Unterschied zu den Kolonien anderer Mächte brachte die Intention und Zusammensetzung der Auswanderer mit sich: die Puritaner und Pilgerväter kamen mitsamt ihren Familien, und das nicht des Reichtums, sondern der Arbeit wegen. Ihre Auffassung von Religionsfreiheit fußt salopp gesagt auf der Freiheit für sich selbst und bestenfalls der Toleranz für andere. 

Zentrum der Quaker-Bewegung
Die mittleren Kolonien hatten eine gänzlich andere Intention. Die quaker, eine Weiterentwicklung der puritans, gingen von der göttlichen Erleuchtung eines jeden Menschen aus, so dass auch die Bibellektüre überflüssig ist. Sie predigten eine Religionsfreiheit im heutigen Sinne. Besonderen Einfluss auf dieses Gebiet nahmen die deutschen Auswanderer (z.B. „Germantown“).
Die Gründung von Georgia diente der Schaffung eines Puffers zwischen den englischen und spanischen Kolonien und wurde vorrangig mit Verbrechern besiedelt.  
                                       
Während die Siedler in Virginia bei ihrer ersten Ankunft gastfreundlich-vorsichtig begrüßt wurden, wandte sich das Verhältnis innerhalb weniger Monate in eine blutige Feindschaft. Die amerikanische Gründermythologie vom freudigen, gemeinsam gefeierten ersten Thanksgiving ist aller Wahrscheinlichkeit genau das – eine Mythologie. Eine weitere ist die Idee, die protestantischen Engländer hätten im Gegensatz zu den katholischen Spaniern ein freundschaftliches Verhältnis mit den Indianern angestrebt. Sie bestimmte die amerikanische Sicht auf ihre Geschichte eine lange Zeit.
Die prekäre Lage der englischen Siedler in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht machte jedoch anfangs ein aggressives Vorgehen gegen die Indianer unmöglich, weswegen man sich auf die Abwehr häufiger, aber kleiner Überfälle beschränkte. Auch das Einfügen ins Weltbild machte den Europäern Probleme: während einige sie als Teufelskreaturen ansahen, gab es andere Stimmen, die die Theorie „all created by one god“ vertraten.

Die Frage, warum starke Indianerfürsten wie Powhatan die schwachen Siedler nicht vernichteten ist schwierig zu beantworten. Wahrscheinlich ist, dass sie sich Vorteile von den Siedlern im Kampf gegen andere Stämme versprachen. Ein Aussterben der Siedler schien den Indianern ohnehin wahrscheinlich, genauso wie die Idee, die Engländer wollten nur kurz bleiben, wofür es diverse Indizien gab. Man schätzt, dass die Indianer täglich etwa 2500 Kalorien zu sich nahmen und somit deutlich besser ernährt waren als die Briten in den Kolonien wie auf der Insel. Alle Siedlerquellen decken sich in dem Punkt, als dass die Indianer über starke Körper verfügten. Die Indianer dagegen sprechen übereinstimmend von der schwachen Konstitution der Europäer und deren schlechtem Körpergeruch.
Die Unstimmigkeiten nahmen immer mehr zu, je mehr klar wurde, dass mehr Briten kamen und zu bleiben gedachten. Die Briten ihrerseits gaben Befehl, Powhatan gefangen zunehmen um ihn den Treueid auf König James schwören zu lassen, da viele andere Stämme ihm tributpflichtig waren und man so die prekäre Situation zu lindern hoffte. Die brutalen Übergriffe in Folge dieses Versuchs beendeten jeden Versuch einer friedlichen Koexistenz. 

Jamestown Hafen
Am 22.März 1622, einem Karfreitag, griffen die Indianer überraschend an und verwüsteten die Ortschaften rund um Jamestown. Es gab auf Seite der Siedler 347 Tote, was etwa einem Viertel der Einwohner Virginias entsprach. Ab sofort galt das Streben der Siedler der Vernichtung der Indianer. Der Antwortfeldzug besiegelte den Untergang der Indianer in der Chesepeak Bay, wenn er auch häufig auf Messers Schneide schien. Der Feldzug endete mit einem Friedensvertrag, in dem die Indianer weit reichende Zugeständnisse machten. Später rief die Generalversammlung von Virginia einen „immerwährenden Krieg ohne Frieden“ gegen die Indianer aus, der mit der vollkommenen Vernichtung der Indianergesellschaft der Chesepeakregion endete. Weitere Landnahmen in der Region endeten ohne Widerstand der Indianer.

Die Besiedlung in Neuengland begann wesentlich später als die der Chesepeak Bay, dafür aber umso strikter. Die anlandenden Puritaner waren entschlossen, sich nicht von den Indianern an der Erfüllung ihres Traums abhalten zu lassen und unterstellten die Indianer der Region ihrem rigiden Kodex. Dies wurde dadurch erleichtert, dass kurz vor Anlandung der Mayflower eine Seuche unter den Indianern gewütet haben musste. Die Puritaner bestahlen die geschwächten Indianer und interpretierten die Seuche als Intervention Gottes. Die geschwächten Indianer erfüllten den Puritanern alle Forderungen und sahen sie als Alliierte im Kampf gegen ihre Feinde. Vor diesem Hintergrund wird auch die Legende der „Schenkungen“ zum ersten Thanksgiving verständlicher. Der blutige Sieg gegen die Gecko-Indianer wurde ebenso als göttliche Intervention gedeutet. Der Sieg gegen die Geckos wurde mehr als jeder andere Sieg zum Merkmal der Frontier-Mythologie. 

Metacomet, "King Philip"
King Philipp, ein Indianerhäuptling, versuchte die Landnahme der Siedler durch Verkauf des Landes, Ankauf von Waffen und einen damit gefochtenen Krieg einzudämmen. Der Kampf wurde mit äußerster Brutalität geführt, er ging für Philipp verloren. 3000 Indianer und 2000 Siedler starben; Philipp wurde geköpft, sein Kopf 15 Jahre lang als Warnung zur Schau gestellt. Inzwischen hatten sich die Zahlenverhältnisse zuungunsten der Indianer entwickelt. In der Bacon’s Rebellion 1676 stand James Bacon gegen den Gouverneur auf und brannte Jamestown nieder. In dieser Zeit wurde offiziell festgestellt, dass die Indianer keine Gefahr mehr darstellten. Die Engländer erfanden nach dem Niedergang der französischen Kolonien, der die Indianer vollkommen der englischen Willkür auslieferte auch gleich die bakterielle Kriegführung, indem Decken von Pockenkranken Soldaten an die Indianer verschenkt wurden.

Die Bevölkerungspopulation verdoppelte sich ab der Mitte des 16. Jahrhunderts etwa alle 25 Jahre. Zum Zeitpunkt der Revolution lebten etwa 500.000 Siedler in Nordamerika. Auch das Verhältnis zwischen „Amerikanern“ und Briten verbesserte sich von 1:20 auf 1:3. Der Terminus „Amerikaner“ ist dabei künstlich, da es noch keine Trennung zwischen Amerika und den Inseln gab. Dies hat einen Zusammenhang mit der hohen Fertilitätsrate, die allerdings wieder durch die große Sterblichkeit der Kinder eingedämmt wird. Der dadurch entstehende Druck musste sich früher oder später in einer Trennung entladen. Der Ökonom Malthus behauptete (fälschlicherweise), die Populationsgrenze würde durch das Nahrungsangebot definiert. Auf diese Zeit geht die amerikanische Mentalität der Ablehnung staatlicher Einmischung unter Verweis auf chances und opportunities zurück.

Für die Puritaner steht die Bedeutung der „gottgewollten“ Familie außer Frage. Es gab eine klare Hierarchie mit einem pater familias an der Spitze. Das Verhältnis Männer-Frauen jedoch betrug ungefähr 6:1. Dies fußte vermutlich in dem Bedarf an robusten und kräftigen Arbeitskräften. Erst in einer zweiten Welle wurde die Neue Welt für Frauen attraktiv, als die schwersten Aufgaben bestanden waren und es um die Gärten, Häuser und die Erziehung ging. In Maryland war das Familiennetzwerk besonders gefestigt und sorgte für Lebenserwartungen deutlich über 70 Jahren, was wiederum zu einer weiteren Festigung des sozialen Netzwerks führte. Die schlecht ausgeprägten Kommunikations- und Transportverbindungen sorgten dafür, dass die Leute in engem Rahmen untereinander heirateten und so feste familiäre Verbindungen innerhalb fest gefügter Dorfgemeinschaften entstanden. Die patriarchale Struktur wurde religiös untermauert (the man has to govern the woman, because god has set him in that position). Den Frauen unterstand dabei die Haushaltsführung, eine deutlich umfangreichere Aufgabe als heutzutage. Auch das Gebären gehörte zu ihrem Aufgabenbereich; im Durchschnitt wurden mehr als sechs Kinder in ihren etwa zwanzig fruchtbaren Jahren geboren. Bildung wurde ein großer Stellenwert beigemessen, damit die Bibel gelesen werden konnte. Dörfer mit mindestens 15 Familien mussten eine Grundschule, Dörfer mit mindestens 100 Familien eine weiterführende Schule besitzen. Die erste Universität in Harvard nahm 1688 ihren Dienst auf. Zum Zeitpunkt der Revolution gab es neun colleges in den Kolonien. Sie besaßen eine doppelte Aufgabe: sie waren Teil des kulturellen Erbes und sollten Werte und Vorstellungen in die amerikanische Wildnis tragen, weswegen sie bis ins Detail den Vorbildern Oxford und Cambridge nacheiferten. Die Lehrpläne sahen zwei Abschlüsse vor, den Bachelor of Arts und den Master of Arts. Vorrangige Beschäftigung war die mit geistlichen Texten, Latein, Griechisch und Hebräisch. Der Anteil der Studenten war dabei verschwindend gering, ebenso der der College-Studenten. Anders allerdings sieht es bei der Teilhabe an historischen Ereignissen aus: zwischen einem Viertel und der Hälfte der Beteiligten an der Revolution (je nach Ereignis). Bis etwa 1680 existierten nur zwei größere Religionsgemeinschaften, ab diesem Zeitpunkt (awakening) entstehen weitere.

Bierbrauer im 16. Jahrhundert
Wer die Kolonien schlecht machen wollte, behauptete, dort gäbe es kein gutes Bier – und umgekehrt. Nicht einmal die Puritaner wehrten sich gegen Bierkonsum, sie predigten nur das Maßhalten. In der Tat war Bier deutlich praktischer als Wasser, da es nicht so schnell Keime fing und faulte wie Wasser. Der Geschmack der Kolonisten wandelte sich jedoch bald zu den destillierten aquae vitae: Rum, Gin und Whiskey. Besonders Whiskey trat dabei einen Siegeszug an, da er mit dem vorhandenen Getreide gemacht werden konnte und nicht auf Importware durch die Briten angewiesen war. Ein weiterer Vorteil war, dass er nicht so viel Platz wie Getreide brauchte und sich deutlich länger hielt als Bier. 

In der Kolonialzeit wurde mehr und regelmäßiger Alkohol getrunken als heute. Dies hing mit der schlechten Verfügbarkeit von Wasser zusammen. Diese Aussage beschränkt sich auf den Konsum weißer Männer, die allerdings häufig ebenfalls zum Maßhalten animiert wurden. Frauen wurden schon stärker reglementiert; ganz negativ stand man dem Alkoholkonsum durch Schwarze und Indianer gegenüber. Die Eltern hatten die Pflicht, ihre Kinder zu verheiraten. Dabei heirateten besonders wegen der hohen Sterblichkeit und der Härte des Lebens nicht nur junge Leute und war das Bedürfnis zu heiraten dementsprechend groß. Zur sozialen Sicherung bestand das englische Prinzip der poor lords. Armenhilfe war eine Aufgabe der Gemeinde. Diese Unterstützung kam aber nur Ortsansässigen zugute, vagabundierende Bettler wurden äußerst unfreundlich des Ortes verwiesen. Dieses System ist den Gegebenheiten der Zeit zu erklären. Man konnte nur einer begrenzten Anzahl Menschen helfen und half nur denen, deren Schicksal einem nicht egal war. Gleichzeitig ging es in dieser Zeit des Arbeitskräftemangels darum, Arbeitskraft zu erhalten.

Bildnachweise: 
Kolumbus - Sebastiano del Piombo (gemeinfrei)
Ludwig 14. - La Varende (gemeinfrei)
Cromwell - unbekannt (gemeinfrei)
Swarthmore - Wilfred Witten (gemeinfrei)
Jamestown - wikid77 (gemeinfrei)
King Philip - Paul Revere (gemeinfrei)
Bierbrauer - Jost Amman (gemeinfrei)

Dieser Text basiert auf der gleichnamigen Vorlesung von Prof. Dr. Georg Schild. 

20 Kommentare:

  1. "m Gegenzug infizierten sich die Europäer in Amerika vermutlich erstmals mit Syphilis, Malaria und Gelbfieber"

    Malaria ist eine Krankheit der Alten Welt und ist in Europa mindesten seit der Antike heimisch.

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  2. Oh? War mir nicht bekannt. Ich ändere es.

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  3. Schön, dass Du Deine alten Hausarbeiten aufträgst - aber wenigstens Formulierungen wie "Der Begriff „Indianer“ wurde dabei im Vorlesungsrelevanten Zeitraum immer eine abwertende und segregierende Funktion" solltest Du dann vielleicht doch ändern... (Denn woher soll der Leser wissen, welcher Zeitraum das war?)

    (Grammatikalisch ist die angeführte Formulierung übrigens auch nicht korrekt...)

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  4. Hallo Herr Sasse!
    Wollen Sie die Überschrift vielleicht nochmal überdenken? Ich hatte mich schon gefreut, etwas über die spanische Ausbreitung in Mittel- und Südamerika zu erfahren, aber der Artikel behandelt fast ausschließlich die (europäische) Besiedlung NORDamerikas. Meinen Sie mit "Amerika" in der Überschrift die heutigen Vereingten Staaten? Dann ist die Überschrift unglücklich gewählt.

    Auch könnte der Text nochmal Korrektur gelesen werden, es gibt (für Ihre Verhältnisse) einige arg viele Grammatikfehler.

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  5. Du hast Recht; Überschrift geändert. Dass die aktuellen Texte sprachlich nicht ganz auf der Höhe sind ist richtig; ich hoffe dass ich bald wieder zum business as usual zurückkehren kann - derzeit habe ich leider noch einiges anderes um die Ohren.

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  6. Das alte Problem ;-)
    In der Übersichtsspalte auf der Hauptseite rechts steht unter "Amerikanische Geschichte" übrigens noch die alte Überschrift.

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  7. "Allen Spaniern war gemein, dass sie geschickt innerindianische Konflikte für sich ausnutzten und Krankheiten die Indios dahinrafften."

    Ich finde dabei ergänzenswert, dass bei der Eroberung Mittel- und Südamerikas indianische Gesellschaften von den Spaniern "instrumentalisiert" wurden. Den Spaniern gelang es, durch die gezielte Unterstützung bestimmter indianischer Gesellschaften die internen Macht- und Nachfolgekämpfe so auszunutzen, dass "Indianer gegen Indianer" kämpften und die Spanier nur einen (kleinen) Teil der Kriegsparteien ausmachten.
    Der Beitrag von Wolfgang Gabbert in diesem Buch (http://bit.ly/qSYHZ6) ist dazu sehr aufschlussreich.
    ___________

    Weiters finde ich es sehr schade, dass bei der Besiedelung Nordamerikas der Aspekt der Zwangsmigration, von Kriminellen hauptsächlich aus dem englischen Königreich nicht berücksichtigt wurde.
    Ein besonders herausragendes Werk einer "Geschichte von Unten" bieten Linebaugh und Rediker. Sie beschreiben in ihrem Buch „Die vielköpfige Hydra – Die verborgene Geschichte des revolutionären Atlantiks“ die Anfänge des transatlantischen Kapitalismus im englischsprachigen Raum. http://nonapartofthegame.eu/?p=2519

    Ansonsten finde ich den Artikel (sowie das Blog allgmein) sehr gelungen. DANKE!

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  8. Wenn ich mich als halber Ökonom kurz einmischen darf:

    "Der Ökonom Multhoose behauptete (fälschlicherweise), die Populationsgrenze würde durch das Nahrungsangebot definiert."

    Wahrscheinlich ist Thomas Robert Malthus gemeint. Der vertrat nämlich die These, dass zwar Bevölkerung und Nahrungsangebot wachsen würden, aber ersteres stärker als letzteres, und dass "überzählige" Menschen allein dadurch schon "durch die Natur" aussortiert würden.

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  9. was ist das denn für ein cooler text =)
    der hat mir weiter geholfen
    ich habe ne 2- für meinen umgeschriebenen text bekommen. 8)

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  10. ich liebe den text *___*

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  11. der text redet leider nicht unhimlich viel von den indianern, was mich auch nicht sehr weit gebracht hat...

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  12. der text redet leider nicht unhimlich viel von den indianern, was mich auch nicht sehr weit gebracht hat...

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  13. ansonsten würde ich sagen das der Text ganz gut ist... du must ein Streber sein XD

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  14. VERBESSERN SIE BITTE DEN TEXT.... Man versteht NICHTS!!!!!!

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  15. Bei "-auch wenn es Amerika und nicht China war" meinen Sie Indien, oder?

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  16. Danke für den Text hat mir geholfen

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