Von Stefan Sasse
Teil 1 findet sich hier. In ihm wurde beschrieben, wie Irland seit der Personalunion mit der englischen Krone eine wechselhafte Beziehung mit England unterhielt und vor allem durch seine inneren Konflikte gespalten war, die entlang der Konfessionsgrenzen und Besitzverhältnisse verliefen. In Teil 2 wurde deutlich gemacht, wie die Politik der britischen Regierung und des Parlaments eine immer stärkere Wechselwirkung mit Irland entwickelten, in dem sich eine nationalistische Bewegung zu bilden begann und stets an Boden gewann. Als Großbritannien sich für die Selbstverwaltung Irlands, die Home Rule, entschied, hatten die Devolutionisten, die die totale Unabhängigkeit wollten, bereits deutlich an Boden gewonnen. Teil 3 beschrieb die zunehmende Gewaltbereitschaft zwischen den Unionisten in Ulster und den Nationalisten im Rest des Landes und die Konflikte um die Home Rule und wie diese Konflikte durch den Ersten Weltkrieg erst vertagt und dann verschärft wurden. In Teil 4 wurde gezeigt, wie die Iren den bewaffneten Kampf gegen die Briten aufnahmen und bereits in diesen Tagen der inner-irische Konflikt zu einer Art verdeckten Bürgerkrieg wurde. Auch die irische Nationalbewegung spaltete sich über das Ergebnis des Konflikts - die Teilung Irlands und den Dominion-Staus - und begann den bewaffneten Kampf gegeneinander.
Soldaten der irischen Armee auf einem Schiff |
Prinzipiell war für die Counties im Norden Irlands vorgesehen, dass die Grenzen provisorisch waren und dass eine Kommission sie entlang der Präferenz der Bewohner festlegen würde. Diese Regelung war stark im Interesse der neuen Irischen Republik, denn die Unionisten im Norden stellten nicht auch nur annähernd in der gesamten Fläche der sechs Counties die Mehrheit; wenn die Kommission auch nur bei der Hälfte eine unionistische Mehrheit gefunden hätte, wäre dies eine Überraschung gewesen. Ein solcherart zusammengesestutztes Nordirland aber wäre praktisch nicht lebensfähig gewesen; eine winzige Enklave am Nordostzipfel des Landes, von den lebenswichtigen Verbindungen der Industriegebiete (die unionistisch und protestantisch waren) und dem sie versorgenden Umland (das eher nationalistisch und katholisch war) abgeschnitten. Der aufkeimende Bürgerkrieg zwischen den Vertragsgegnern um Éamon de Valera und den Befürwortern um Michael Collins aber enthob Großbritannien dieses Problems.