Donnerstag, 16. April 2020

Wie Weltordnungen sterben


Krisen, wie auch die Corona-Krise, schaffen für gewöhnlich keine neuen Umstände. Damit enttäuschen sie auch regelmäßig verhinderte Revolutionäre von links wie rechts, die darauf hoffen, dass nun endlich alle einsehen werden, was sie selbst schon immer wussten. Im Angesicht von Corona haben gerade vor allem die Hoffnungsträger auf der Linken Konjunktur, die glauben, den Schwanengesang des Kapitalismus zu erleben. Sie werden enttäuscht werden, wie sie immer enttäuscht werden, schon allein, weil sie in jeder Krise den Abgesang des Kapitalismus erkennen. Gleiches gilt auch für die Untergangspropheten von rechts: Die Mehrheit für die Ethno-Diktatur, sie wird auch mit Corona nicht kommen. Das sind die guten Nachrichten. Gleichzeitig beschleunigen Krisen aber jene Entwicklungen, die, die bereits seit längerem vor sich hingären. Meine These ist, dass wir gerade den endgültigen Abschied von der liberalen Nachkriegs-Weltordnung miterleben - und dass es instruktiv ist, sich das Sterben der ersten liberalen Weltordnung anzusehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie so etwas geschieht.