Mittwoch, 8. Juni 2022

Rezension: Brendan Simms/Charlie Laderman - Hitler's American Gamble: Pearl Harbor and Germany’s March to Global War

 

Brendan Simms/Charlie Laderman - Hitler's American Gamble: Pearl Harbor and Germany’s March to Global War (Hörbuch)

Wenn man sich mit der Geschichte des Dritten Reichs beschäftigt, bleibt eine Entscheidung Hitlers die unerklärbarste. Es ist nicht der Holocaust; der erklärt sich problemlos aus seiner Ideologie einerseits und der institutionellen Logik der Behörden und der Dynamik der Krieges. Nicht einmal der Überfall auf die Sowjetunion 1941, der eine solche Eskalation und seismische Veränderung der Geopolitik hervorbringen würde, qualifiziert sich. Nein, erklärungsbedürftig ist die deutsche Kriegserklärung an die USA fünf Tage nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor im Dezember 1941, als der deutsche Angriff vor Moskau im Schnee stecken blieb. Was hat Hitler geritten, dem mächtigsten Staat der Welt den Krieg zu erklären? War er einfach nur verrückt? Befriedigende Erklärungen sind schwer zu finden, aber es ist besser anzunehmen, dass eine Rationalität dahintersteckte. Brendan Simms und Charlie Laderman versuchen im vorliegenden Buch, mittels einer minutiösen Rekonstruktion der fünf Tage zwischen Pearl Harbor und der Kriegserklärung eben diese offenzulegen.

Natürlich gab es eine solche Rationalität. Hitler war kein sabbernder Irrer. Man sollte nicht den Fehler machen, einerseits die nachgeordneten Institutionen wie die Diplomatie oder das Militär aus der Verantwortung auszunehmen, die durchaus auch daran beteiligt waren und ihre eigenen Möglichkeiten und Analysen besaßen, und andererseits auch nicht die Gesamtheit der Deutschen, indem man Hitler als unerklärlichen Dämon mit absoluter Macht hinstellt. Die Diktatur war nur möglich, weil signifikante Teile der Bevölkerung bis zum Schluss bereit waren, mitzumachen. Und das setzte eine gewisse Rationalität zwingend voraus, egal wie fehlgesteuert sie war.

Um diese Rationalität nachzuvollziehen, ist ein Blick zurück notwendig. Die USA spielten in Hitlers außenpolitischem Denken von Anfang an eine zentrale Rolle, waren geradezu eine Obsession. Hitler unterschätzte das wirtschaftliche und militärische Potenzial der Nation nicht, er besaß eher im Gegenteil ein wesentlich schärferes Verständnis davon als viele seiner Zeitgenossen. Adam Tooze analysiert das in "Ökonomie der Zerstörung" (hier besprochen) notwendigerweise wesentlich ausführlicher, deswegen nur die Kurzversion: Für Hitler beruhte die ökonomische Macht der USA auf ihrem "Lebensraum" und der imperialen Kontrolle ihres Hinterlands, der eigenen Hemisphäre der Amerikas. Sie waren autark und nutzten aus seiner Sicht den liberalen Welthandel hauptsächlich als Herrschaftsmittel. Deutschland besaß weder den Lebensraum noch das imperiale Hinterland und stand damit vor den Optionen, sich in diese liberale Weltordnung einzufügen oder sich beides gewaltsam zu verschaffen. Wer Hitler kennt weiß, welche Option er wählte. Aber die dahinterstehende Logik war nicht grundsätzlich falsch (wohl aber die Schlussfolgerung; wie die Geschichte seit 1949 zeigt, leben wir mit der Einordnung in die liberale Weltordnung außerordentlich gut), wie ja auch Stephen Wertheim in seinem Buch zur amerikanischen Debatte dieser Zeit gezeigt hat (hier rezensiert).

In Hitlers Verständnis waren die USA der Hauptgegner Deutschlands, weil hier die jüdische Weltverschwörung (die ja auch Sowjetrussland kontrollierte, wir erinnern uns) ihren Sitz hatte und an ihrem Ziel der Unterdrückung der arischen Rasse arbeitete. Spätestens mit Roosevelts Quarantäne-Rede von 1937 betrachtete sich Hitler in einem Kalten Krieg mit den USA (eine Sicht, die Roosevelt wohl teilte, wenngleich nicht mit derselben Intensität). Es war jedoch der Kriegsausbruch, der den Konflikt mit den USA unausweichlich machte. Diese entschieden sich schließlich zur Unterstützung Großbritanniens, das auch nach Dünkirchen nicht aus dem Krieg ausscheiden wollte. Im Verlauf der Jahre 1940 und 1941 wurde diese Unterstützung in Hitlers strategischem Denken immer wichtiger.

Von besonderer Bedeutung war dabei das Lend-Lease-Abkommen, das in vielen Darstellungen des Krieges eine viel zu untergeordnete Rolle spielt. Das Gesetzeswerk erlaubte Großbritannien de facto einen fast uneingeschränkten Zugang zu amerikanischen Rüstungsgütern und dem Potenzial der amerikanischen Wirtschaft, die in Reaktion darauf bereits weit vor Kriegsbeginn auf Rüstungsgüter umzustellen begann (was dem Land im Dezember 1941 sehr zupass kommen würde). Nachdem die Sowjetunion nicht innerhalb von sechs Wochen zusammenbrach, sondern im Gegenteil verbissen Widerstand leistete, weiteten die USA die Lend-Lease-Hilfen auch auf die UdSSR aus. Gleichzeitig war das imperiale Hinterland der "Angelsachsen" (wie Hitler die beiden Länder rhetorisch stets zusammengruppierte) sicher. Deutschland konnte den Krieg nur gewinnen, wenn die Lend-Lease-Hilfen abgeschnitten werden konnten. Die Kriegsmarine war dazu erkennbar nicht in der Lage, weswegen es eine Alternative brauchte.

Diese Alternative war Japan, das vor einer sehr ähnlichen Problemstellung stand. Seit den frühen 1930er Jahren, spätestens aber seit 1937 war das Land in einem Abnutzungskrieg in China gebunden, der es in beständigen Konflikt zu den USA trieb, die die Freiheit des Handels (liberale Weltordnung, wir erinnern uns) in der Region aufrechterhalten wollten. Japan fehlten entscheidende Ressourcen, allen voran Öl und Schrott, die es vor allem aus den USA bezog, um eigenständig Krieg führen zu können. Es stand vor demselben Dilemma wie Deutschland und entschied sich ebenfalls für ein verzweifeltes Aufbäumen gegen die überlegende liberale Weltordnung, statt sich in der zweiten Reihe einzuordnen und zu prosperieren.

Beiden Ländern waren die schlechten Chancen ihrer Lage durchaus bewusst. Sowohl die Japaner als auch Hitler (und Mussolini, der in völliger Ignoranz gegenüber den Realitäten bereitwillig mitmachte) sprachen von der Achse beständig als von den "armen" Nationen, die die "reichen" entthronen und die Welt neu ordnen wollten (weswegen die schlechten propagandistischen Versuche von Anti-Imperialismus ja auch viel verschwendetes Potenzial darstellten; hätten die beiden Reiche nicht selbst ein Imperium erringen wollen, das zudem noch wesentlich schlimmer war als das der "Angelsachsen", wie bereitwillig wären viele Staaten ihnen gefolgt!).

In Japan stritten zu dieser Zeit mächtige Fraktionen um die Richtung des Landes. Sollte ein Ausgleich mit den USA gesucht werden oder Krieg geführt? Diese Ambivalenz war kein reines Täuschungsmanöver, sondern reflektierte die internen Spaltungen (die in Deutschland überhaupt nicht existierten). Hitler versuchte, diplomatisch darauf einzuwirken, dass Japan sich gegen die USA stellte. Zwar war sein Einfluss praktisch nicht-existent - die Achse war ein reines Verteidigungsbündnis - aber der Einfluss der Situation im Pazifik auf die strategischen Überlegungen in Berlin wird von Simms und Laderman schön herausgearbeitet.

Die Idee war im Endeffekt folgende: wenn die USA gegen Japan kämpfen mussten, würden sie ihre Ressourcen im Pazifik einsetzen und nicht mehr Lend-Lease zur Verfügung stellen. Dies würde den Sieg über die Sowjetunion ermöglichen und Großbritannien die Fähigkeit zur Fortsetzung der Operationen sehen, so dass Deutschland seinen kontinentalen Block absichern konnte, bevor die USA sich ihm zuwandten. Es gäbe dann für beide Seiten keine Möglichkeit, sich effektiv zu schaden - eine Art Kalter Krieg würde existieren, in dem sich Blöcke gegenüberstünden. Genau diese Logik war auch den Amerikanern und Briten offenkundig, wie Wertheim ja gut herausgearbeitet hat. Wir sehen also eine grundsätzliche Rationalität in Hitlers Denken. Selbst in der deutschen Bevölkerung war diese strategische Überlegung tief verankert; die Nazi-Propaganda betonte stets die Rolle von Lend-Lease und die Bedeutung seines Wegbrechens für Großbritannien.

Die Überlegung war daher grob gesagt folgende: Ein Eintritt Japans in den Krieg würde die Ressourcen der USA für die eigene Kriegswirtschaft und den pazifischen Kriegsschauplatz binden und Deutschland zwei oder drei Jahre einen Vorsprung in Europa verschaffen, der zur Immunisierung gegen das wirtschaftliche Übergewicht der Vereinigten Staaten ausreichen würde. Die Japaner aber würden diesen Schritt nur wagen, wenn sie sich darauf verlassen könnten, nicht alleine zu stehen, Deutschland also auch den USA den Krieg erklären würde (dass sie dies nicht tun würden, war eine nicht unberechtigte Furcht der Japaner). Hitler verstand die offizielle Kriegserklärung an die USA deswegen als wenig bedeutsamen Formalismus: in seinen Augen befand sich Deutschland dank Lend-Lease und der Shoot-on-sight-order ohnehin in einem De-Facto-Kriegszustand mit den USA.

Was ihm nicht klar war war, dass Roosevelt Deutschland als die viel größere Bedrohung betrachtete und die amerikanische Strategie für den Kriegsfall vorsah, im Pazifik defensiv zu sein. Die USA erwarteten eine deutsche Kriegserklärung ebenso wie die Deutschen eine der USA; das diplomatische Spiel darum herum war vor allem eines des Timings. Alle Seiten befürchteten, bei diesem Timing hintenanzustehen. Aktuell benutzten die USA die Briten als Kämpfer, den sie nur ausrüsteten. Aus US-Sicht war das, wie auch Wertheim darstellte, der Idealzustand. Aus Sicht der Achsenmächte musste er geändert werden. Roosevelts Furcht war, dass der japanische Angriff auf Pearl Harbor ihn zwingen würde, die Unterstützung Großbritanniens einzustellen und sich auf den Pazifik zu konzentrieren; die britische Furcht war dieselbe. Die Japaner fürchteten dieses Szenario ebenfalls, hofften aber, dass ihr Präventivschlag es im Endeffekt irrelevant machen und ihnen erlauben würde, zwei bis drei Jahre ungestört ihr imperiales Hinterland zu konsolidieren und die USA so in einen Kalten Krieg zu zwingen (man erkennt klar die Parallelen). Und Hitler fürchtete, die Japaner könnten kalte Füße bekommen, wenn er ihnen nicht in den Krieg folgte.

Diese Ausgangssituation etabliert arbeiten Simms und Laderman und minutiös heraus, wie das Timing dieser entscheidenden Tage ablief. Dieser kleinteilige Ansatz hat seine Stärken, weil er die Bedingtheiten der Ereignisse gut herausarbeiten kann, etwa wenn die die verschiedenen Zeitzonen den Gang der Ereignisse diktieren oder Verzögerungen bei den Diplomaten oder Redenschreibern für Stunden oder gar Tage alle Akteure in Unsicherheit lassen. So waren die Nerven bei den Japanern bis zum Zerreißen gespannt, weil Hitler mehrmals den Termin der formalen Kriegserklärung verschob (während die Teilstreitkräfte der Wehrmacht bereits ihre Befehle hatten, vor allem die Kriegsmarine), um an seiner Rede zu feilen, eine Arbeit, die wegen der Ereignisse an anderen Fronten mehrmals unterbrochen wurde.

Diese Ereignisse waren düster. Genau in jener entscheidenden Woche begann der sowjetische Gegenangriff vor Moskau, der am 7. Dezember noch als ein lokales, einzigartiges Ereignis schien, das dem OKW kaum besondere Aufmerksamkeit wert war, wo man sich stattdessen auf die Ereignisse im Pazifik konzentrierte. Doch über die folgenden Tage wurde die Lage immer dramatischer. Als das Deutsche Reich am 12. Dezember den USA den Krieg erklärte, hatte Hitler im Osten eine lebensbedrohliche Krise an der Hand (wie lebensbedrohlich habe ich in einem anderen Artikel beschrieben). Fehlende Winterausrüstung und bis zum Zerreißen gespannte Nachschublinien machten die Front bei minus 40 Grad zur absoluten Hölle, aber ein Rückzug war unmöglich.

Gleichzeitig brach auch die Front in Nordafrika weitgehend zusammen. Hier wird wieder der Zusammenhang mit Lend-Lease deutlich, denn die britische Armee in Nordafrika trat den Deutschen mit Material aus den USA entgegen, vor allem Panzern; sie bot mehr gepanzerte Fahrzeuge gegen das Afrikakorps auf als der deutschen Wehrmacht zu diesem Zeitpunkt an der sowjetischen Front gegenüberstanden! Das massive wirtschaftliche Übergewicht der "Angelsachsen" wurde hier erdrückend sichtbar und die Niederlage am gesamten Kriegsschauplatz vorstellbar (während kurz zuvor der britische Albtraum ein Vorstoß in den Mittleren Osten war, nachdem die Sowjetunion gefallen war).

Auf der anderen Seite ist diese Art der minutiösen Rekonstruktion aber streckenweise auch sehr langatmig. Simms und Laderman konstruieren ihr Buch im typischen angelsächsischen Stil (dieses Mal ohne Anführungszeichen) mit vielen narrativen Elementen. So versetzen sie uns in einen der ersten Lend-Lease-Konvois nach Murmansk, wo sich Ladung in einem Schiff losreißt und es zu kentern droht; wir frieren mit deutschen Soldaten an der Ostfront, ziehen uns von Tobruk zurück und erleben den Angriff auf Pearl Harbor und das Sinken einzelner Schlachtschiffe. In manchen Augenblicken ist dieser narrative Aufbau hilfreich, weil er deutlicher macht, wie alles zusammenhängt; in anderen vernebelt er solche Zusammenhänge eher. Ich fürchte, mir steht meine Sozialisierung als deutscher Historiker da ein wenig im Weg. Die deutsche Geschichtswissenschaft verachtet das Narrativ ja überwiegend.

Sehr stark wird diese Struktur allerdings, wo Simms und Laderman die Verbindung zwischen der Kriegserklärung an die USA und dem Holocaust herausarbeiten. Hitler hatte die europäischen Juden bis Dezember 1941 vom Massenmord ausgenommen (anders als die osteuropäischen Juden, die seit 1939 und besonders Juni 1941 in Massen ermordet wurden und zu diesem Zeitpunkt im deutschen Herrschaftsbereich bereits in erklecklicher Zahl getötet worden waren). Er betrachtete sie als Geiseln für das Wohlverhalten der USA. In seiner verqueren Logik steuerte die jüdische Weltverschwörung ja Roosevelt; dieser würde es nicht wagen, offen gegen Deutschland vorzugehen, solange Hitler die Juden in seiner Gewalt hatte. Simms und Laderman betrachten die berühmte Rede Hitlers, in der er für den Weltkrieg furchtbare Vergeltung an den Juden prophezeit, in genau diesem Zusammenhang und zitieren hier auch sein politisches Testament, in dem er kein Wort über die Sowjetunion, deren Truppen zu diesem Zeitpunkt keine 100 Meter vor der Reichskanzlei standen, verliert, aber sehr viele über Amerika und die jüdische Weltverschwörung. Für Simms und Laderman ist klar, dass die Kriegserklärung und die kurz darauf folgende Wannseekonferenz (ursprünglich auch für Dezember geplant, aber wegen der Krise an der Ostfront auf Januar verschoben) in direktem Zusammenhang stehen. Diese Erklärung ist ein weiteres Verständnispuzzlestück nicht nur für die Kriegserklärung an die USA, sondern auch für den Holocaust.

Solche Verschwörungstheorien prägten aber nicht nur das Denken Hitlers. Simms und Laderman arbeiten auch sehr gut heraus, wie sehr Churchill und Roosevelt von verschwörungstheoretischem Denken geprägt waren. Beide gingen aus rassistischer Grundhaltung davon aus, dass die Japaner effektiv nicht souverän, sondern als Agenten Deutschlands handelten. Sie waren sich sicher, dass die Fäden von Berlin aus gezogen wurden. Diese Sicht war in beiden Gesellschaften weit verbreitet. So meldeten zahlreiche amerikanische und britische Soldaten Sichtungen von Messerschmidts von Pearl Harbor bis Singapur. Die militärischen Desaster jener ersten Tage gegen die Japaner waren auch auf den rassistischen Überlegenheitsdünkel der Weißen zurückzuführen, die rundheraus behaupteten, die Japaner seien zu komplexen Operationen gar nicht in der Lage und sich deswegen nicht gegen sei verteidigten. Diese rassistische Blindheit kostete hunderttausende Soldaten und Millionen Zivilisten das Leben.

Eine erklärerische Schwäche des Buches war für mich die Bedeutung der Marine. Diese wird zwar implizit deutlich - sowohl Hitler als auch besonders die Japaner erachten die Kapazitäten von US Navy und Royal Navy offensichtlich für sehr wichtig - aber der Grund, warum die Schiffe wo sind und wozu sie strategisch dienen, wird von Simms und Laderman nie deutlich gemacht. So ist zwar klar, dass die "Repulse" und "Prince of Whales" für die Briten enorme Bedeutung haben und dass sie ihre Versenkung als Katastrophe empfinden; worin aber die Bedeutung dieser Schiffe besteht und warum die Japaner glaubten, mit der Versenkung der Pazifikflotte die USA überhaupt so schwer treffen zu können, bleibt unklar.

Ich will die Erklärung an dieser Stelle daher selbst liefern. 1941 saßen die Marinen noch dem Irrtum auf, dass die entscheidende Waffe das Schlachtschiff sei. Schlachtschiffe waren extrem teuer und langwierig zu bauen. Die Marine ist generell die langsamste Teilstreitkraft; die Kriegsmarine bezifferte ihre Kriegsfähigkeit nach dem megalomanen "Plan Z" nicht ohne Grund auf das Jahr 1945. Schaltete man diese Schiffe aus, so dauerte es Jahre, bis ein Land die Verlust ersetzt hat (während ein abgeschossener Panzer in spätestens zwei drei Wochen ersetzt sein kann). Auch brauchen die Schiffe ein elaboriertes Versorgungsnetz und beschützen ihrerseits die Handelsrouten. Der japanische Angriff war für Großbritannien lebensbedrohlich, weil die bisher ungestörten Versorgungslinien aus Asien dadurch in japanische Reichweite gerieten (der Kriegsverlauf brachte den Indischen Ozean zwar recht schnell unter angloamerikanische Kontrolle, aber das war im Dezember 1941 nicht absehbar). Solcherlei Fakten aber werden von Simms und Laderman schlicht vorausgesetzt, jedenfalls befassen sie sich nicht damit. Sie wären anstatt dem Narrativ über frierende britische Seeleute vor Island aber vielleicht wichtiger gewesen.

Trotz allem bleibt die Lektüre des Buchs äußerst gewinnbringend, gerade in Zusammenhang mit Wertheims Betrachtung der amerikanischen Sichtweise und den Analysen der deutschen Kriegswirtschaft durch Tooze.

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