Teil 5 der Serie. Teil 1 hier, Teil 2 hier, Teil 3 hier, Teil 4 hier.
Die Nominierung Trumps ging nicht ohne Widerstand von sich, so viel muss
man zugeben. Aber dieser Widerstand war sehr verhalten. Die große Lehre
aus dem Vorwahlkampf von 2012 war für viele Bewerber und Beobachter,
dass Trump - genauso wie andere aufgeblasene Amateure wie Herman Cain -
implodieren würde, und dass seine bisherigen Unterstützer dann von dem
aufgesammelt werden könnten, der ihn nicht direkt angegriffen hatte.
Entsprechend äußerten sich die Kandidaten selten gegen Trump, wenn es
sich vermeiden ließ, und attackierten sich gegenseitig. Selbst als nach
dem Super Tuesday deutlich wurde, dass Trump eine ernstzunehmende Gefahr
war, waren sie nicht in der Lage, für das Ganze zusammenzuarbeiten.
Chris Christie blieb lange genug im Rennen um Marco Rubio zu demontieren, John Kasich hoffte bis zum Schluss auf einen Putsch bei der RNC-Convention,
Marco Rubio hielt weit länger aus als dass er eine realistische Chance
besaß, und keiner von ihnen konnte sich dazu durchringen, das kleinere
Übel Ted Cruz zu unterstützen. So siegte Trump am Ende nicht, weil er eine Mehrheit der Republicans hinter sich hatte, sondern weil seine Gegner diese Mehrheit unter sich aufspalteten.
Das
ganze moralische Versagen der Partei zeigte sich allerdings nach dem
Ausstieg Cruz' im Mai 2016. Die GOP stand nun an einer Wasserscheide:
effektiv war ihre Partei von außen gekapert worden. Trump war kein Republican,
und viele der Leute, die er in seinem Fahrwasser in die Partei gezogen
hatte, waren es auch nicht (ähnlich Sanders' Unterstützer in den
Vorwahlen der Democrats, oder Corbyns in seiner Wahl zum
Labour-Führer). Sie standen nun vor einer schwierigen Entscheidung.
Sollten sie ihre Partei retten, indem sie Trump die Unterstützung
verweigerten, oder ihn zähneknirschend als einen der Ihren akzeptieren?
In anderen Worten: war es ihnen das Weiße Haus wert, den Teufelspakt in
die nächste Runde zu drehen, ihre Partei engültig im Rechtsextremismus
zu verankern und den demokratischen Prozess ad acta zu legen? Wenig
überraschend war die Antwort ein lauthallendes "Ja". Noch auf dem RNC
sendete Marco Rubio, der im Vorwahlkampf noch den schärfsten und
überzeugtesten Gegner Trumps gegeben hatte, eine Videobotschaft, in der
ihm seine Unterstützung aussprach. Ted Cruz positionierte sich noch
etwas mittig, gab aber in den nächsten Wochen angesichts der Bedrohung
durch eine Vorwahlkandidatur gegen ihn auf und unterstützte Trump. Ben Carson,
dessen moralische Integrität schon immer eine Erfindung seiner
PR-Abteilung gewesen war, sprang noch viel schneller auf den Trump-Zug
auf.
Bereits auf dem RNC zeigte sich, worauf sich die Partei eingelassen hatte. Die Auftritte waren chaotisch, das messaging
inkohärent. Den radikalsten Stimmen wurde Raum gegeben, und Sykophanten
aller Couleur bedienten die niedersten Instinkte einer völlig
enthemmten Parteibasis. Schauprozesse gegen Hillary Clinton wurden
abgehalten, politische Säuberungen angekündigt, Kleidung und Buttons mit
sexistischen und rassistischen Motiven verkauft - es war nicht der
Parteitag einer demokratischen Partei, es war die dreitägige Orgie eines
Mobs. Es war für alle sichtbar. Und trotzdem wandte sich fast kein Republican
dagegen. Es gab Stimmen des Widerstands, vor allem unter konservativen
Intellektuellen, etwa David Frum, Max Boot oder Tom Nichols. Aber die
hatten sich der Partei ohnehin bereits entfremdet und besaßen keine
Macht mehr.
Amerikanische Wahlkämpfe sind bekannt
dafür, mit sehr harten Bandagen gekämpft zu werden und schmutzig zu
sein. Der Wahlkampf 2016 aber wurde von den Republicans dermaßen
tief in die Gülle gezogen, dass die Kampagne von George Wallace 1968
zahm dagegen scheint. Ohne die geringste Scham wurden Sexismus und
Rassismus mitgetragen, jede noch so verrückte Verschwörungstheorie
legitimiert (Stichwort Pizza-Gate), mit feindlichen Mächten zusammengearbeitet. Die Democrats ihrerseits versuchten, an die "better angels" der amerikanischen Natur zu appellieren ("when they go low, we go high").
Ohne willfährige Medien, die nicht bereit waren, das klar sichtbare
auch so zu benennen, und darauf bestanden dass ein privater Emailserver
gleich schlimm war wie die Übernahme der Regierung durch
Proto-Faschisten, wäre ein Sieg Trumps nicht vorstellbar. Selbst mit
dieser Schützenhilfe wäre ohne das Eingreifen eines feigen Karrieristen
im FBI Clinton heute Präsident. Eine Mehrheit der Amerikaner würde am
Ende denn auch Hillary Clinton ihre Stimme geben - nur eben leider an
den falschen Orten. So oder so, die Gründe für Clintons Niederlage
werden an einem anderen Ort besprochen werden müssen. Trump siegte in
der Präsidentschaftswahl.
Wir müssen uns an dieser Stelle klar machen, dass weder die Republicans noch Trump ein Mehrheitsphänomen in den USA sind. Zwischen 1991 und 2016 gewannen die Republicans
exakt einmal bei der Präsidentschaftswahl eine Mehrheit der abgegenen
Stimmen; 2004 in den Nachwehen von Irakkrieg und 9/11. Auch bei den
Kongresswahlen stimmten regelmäßig mehr Menschen für Democrats als Republicans.
Den Parteiführern ist dies bewusst. Jede ihrer Handlungen trägt in sich
das Bewusstsein vom schlechten Gewissen, das Putsch-artige. Sie hatten
die Wahl mit einer beispiellosen Welle an Schmutz und Dreck gewonnen,
aber diese würde nicht aufrechterhalten werden können, nicht über vier
Jahre, und ihre politischen Ziele waren unpopulär und hatten im
Wahlkampf keinerlei Rolle gespielt (erneut, auch dank der Medien). Nun,
da die Republicans alle drei Gewalten kontrollierten, mussten sie diese so schnell wie möglich nutzen, bevor sie die Kontrolle wieder verloren.
Innerhalb kürzester Zeit aber zeigte sich, dass alle Warnungen Hillary Clintons und der Democrats wahr gewesen waren. Trump war eine einzige Katastrophe. Die Republicans
hatten in ihrem Teufelspakt jemanden ins Weiße Haus gebracht, der
Grover Norquists blödsinnigen Spruch, alles was ein Präsident zu tun
fähig sein müsse sei seinen Haushaltsplan zu unterschreiben, als genau
die Lügen strafte, die er war. In ihrem Fanatismus hatten die Republicans völlig beiseite gelassen, was die Democrats
während des Wahlkampfs in die Köpfe der Wähler zu hämmern versucht
hatten: ein Präsident ist der Anführer seines Landes, sein Repräsentant
und oberster Exekutiv-Entscheider. Zu glauben, einen Haushaltsplan zu
unterschreiben reiche aus zeigt nur, wie völlig verblendet die
republikanische Führungsriege inzwischen selbst geworden war, wie
ideenlos sie waren und wie fundamental unfähig, ein Land tatsächlich zu
führen. Alles, was sie konnten, war zu zerstören. Schaffen konnten sie
nichts.
Nirgendwo zeigte sich das so deutlich wie im
Desaster um die Abschaffung von Obamacare. Seit 2010 hatte die Partei
mit aller Macht darauf gedrungen, die Krankenversicherungsreform
Obamacare abzuschaffen und durch ein viel, viel besseres Programm zu
ersetzen. 63 mal hatten sie während Obamas Präsidentschaft im Kongress
dafür gestimmt, die Reform abzuschaffen, wohl wissend, dass Obama und
die Democrats verantwortungsbewusst genug waren, dies auf jeden
Fall zu stoppen. Nun standen sie da, mit einer Basis, die sie mit Lügen
und noch mehr Lügen über Obamacare und die einfache Alternative
aufgeheizt hatten. Sie hatten keine Alternative. Der Kaiser war nackt.
In sieben Jahren hatten sie nicht einmal grundlegende Überlegungen in
Form einer Strichliste angestellt, wie Obamacare eigentlich zu ersetzen
sei.
Es war das vollständige Abdanken einer politischen
Kraft, die Verneinung jeglichen Gestaltungswillens. Trotzdem machten
sie sich daran, ihre ideologische Festlegung zu erfüllen und schrieben
eine Steuererleichtung für Millionäre und Milliardäre, die sie mit
heftigen Einschnitten in Medicaid und Medicare zu finanzieren gedachten.
Willentlich nahmen sie den Tod von hunderten, tausenden Menschen in
Kauf, um ihrer Klientel mehr Geld zu schenken. Dass sie dabei ihrer
eigenen Basis mehr schaden würden als der der Democrats, setzte
dem nur die Krone auf. Ohne die geringste Ahnung, wie man die Macht über
den Staat positiv zur Gestaltung nutzen könnte, stolperten sie auf
ihrem tumben Zerstörungspfad voran - und nur ihren eigenen internen
Widersprüchen war es zu verdanken, dass das Unternehmen mit einem
Winseln statt mit einem Knall endete. Tatsächlich waren genug
Abgeordnete der Partei dermaßen extremistisch, dass ihnen dieses völlig
wahnsinnige Programm nicht radikal genug war und sie deswegen dagegen
stimmten. Konservativ ist von all dem überhaupt nichts. Wie ich schon an anderer Stelle beschrieben habe, sind die Republicans nicht konservativ, sie sind rechtsradikal. Das Obamacare-repeal-Desaster sollte das deutlich genug gemacht haben.
Doch nicht nur das völlige Versagen in der Innenpolitik zeigte nun die Auswirkungen des Teufelspakts, den die Republicans
geschlossen hatten um an die Macht zu kommen. Trumps autoritäre
Instinkte, gepaart mit seinem virulenten Rassismus, zeigten sich
nirgendwo so deutlich wie in seinem Verhältnis zur Polizei.
Die
amerikanische Polizei ist nicht gerade eine Körperschaft, die von
besonderer Zurückhaltung oder Gesetzestreue geprägt wäre. Das
erschreckende Ausmaß dieser Institution als Waffe in einem unerklärten Bürgerkrieg hatte man bereits in Ferguson beobachten können.
Obama war sehr zurückhaltend mit seinen Reformversüchchen, dieses
gigantische Problem einzudämmen. So verbot er den Verkauf von
Militärgerätschaften an Polizei und den Nutzen militärischer Tarnfarben
für Polizeipanzer. Was aus europäischer Perspektive nach lächerlich
wenig klingt, um das Problem eines sich als Streitmacht im Krieg
glaubende Polizei einzudämmen, war für Republicans natürlich
schon ein Kuschen vor den - selbstverständlich schwarzen - Gewalttätern.
Trump hat in der letzten August-Woche 2017 alle diese Regeln wieder
aufgehoben. Zudem erkläre er bei einer Rede vor versammelten Polizisten,
dass diese gerne festgenommene Tatverdächtige körperlich misshandeln
dürften - und erntete dafür von den versammelten Polizisten Applaus. Der
wegen illegalen racial profilings und
Folter verurteilte Sheriff aus Arizona, Joe Arpaiao, im Wahlkampf
zusammen mit dem genauso abstoßenden Gewaltfetischsten Sheriff Clarke
als Musterbeispiele für law&order (da ist sie wieder, die Mutter aller dog whistles) hochgehalten, begnadigte er in derselben Woche.
Trump siegte unter anderem wegen der massiven Unterstützung einer Gruppe, deren Hilfe Republicans noch 2012 nur unter der Hand angenommen und von der sie sich vor Trump stets distanziert hatten: white supremacists,
ein Begriff der hauptsächlich verwendet wird um nicht Neo-Nazis sagen
zu müssen. Im Wahlkampf 2016 akzeptierte Trump - und damit in extensio
auch die republikanische Partei - Hilfe vom Ku Klux Klan und von
diversen terroristischen Gruppen. Diese erhielten mit einigen
Top-Besetzungen innerhalb der Regierung auch großen Einfluss. Da ist Michael Flynn,
ein General so inkompetent und gefährlich ungehorsam, dass Obama sich
bemüßigt sah ihn zu feuern und das Trump-Team offiziell vor seiner
Einstellung zu warnen. Da wäre John Bolton,
ein so kriegsgeiler Neokonservativer, dass das Weiße Haus von George W.
Bush ihn in einem republikanischen Kongress nicht als UN-Botschafter
ernannt bekam (und natürlich prompt den Normenbruch beging, ihn in
Abwesenheit des Kongresses auf Zeit zu benennen). Da wäre etwa Trumps
oberster Wahlkampfstratege Steve Bannon, der Architekt seines Wahlkampfsiegs, der von einer rassisch reinen USA und einem "Sozialismus für Weiße" träumt. Da wäre Sebastian Gorka,
der als Berater ohne Portfolio ins Weiße Haus kam und durch seine Nähe
zu den ungarischen Faschisten und Neo-Nazi-Gruppen bekannt ist. Da wäre Stephen Miller, der zusammen mit dem erklärten Neo-Nazi Richard Spencer
offiziell die "alt-right" begründete, die amerikanische Spielart der
Neuen Rechten, die von Le Pen über Petry und Gauland zu Wilders zu Orban
und Farage fröhliche Urständ feiert, sich seine Sporen in der Tea Party
als Berater von Michelle Bachmann
verdiente und aktuell als Kommunikationsdirektor für
Generalstaatsanwalt Jeff Sessions arbeitet. Letzterer, dessen voller
Name Jefferson Beauregard III. Sessions auf alten Südstaatenadel
hindeutet, ist dermaßen extremistisch, dass er unter Reagan von den Republicans als Richterkandidat abgelehnt wurde. Er lehnt die gesamte Civil-Rights-Gesetzgebung
seit den frühen 1960er Jahren ab und hat auch kein ernsthaftes Problem
mit Jim Crow. Im aktuellen Trump-Kabinett gehört er eher dem moderaten
Flügel an. Dieses Kabinett des Grauens allein zeigt, wie weit nach
rechts die Republicans gerückt sind.
Aber auch
subtilere Entwicklungen unter Trump zeigen diesen Rutsch deutlich. So
hat er als Minister für Stadtentwicklung ausgerechnet Ben Carson
bestimmt, den einzigen Kandidaten des 2016er Wahlkampfs, der als noch
ungeeigneter für irgendein politisches Amt gelten kann als Trump selbst.
Das Amt hat seither eine Art Totalzusammenbruch erlitten. Da sowohl
Trump als auch Carson im Wahlkampf erklärt hatten, dass es effektiv
ohnehin überflüssig sei - schließlich ist seine Hauptaufgabe, für
bezahlbaren Wohnraum bei Armen und Minderheiten zu sorgen, so dass es
letztlich DAS Ministerium ist, das Schwarzen in den USA hilft -
überrascht das nicht. Er ernannte zudem einen Klimaleugner zum
Umweltminister, der gerade mit voller Absicht versucht, das Ministerium
zu zerstören und die Programme lahmzulegen. Er ernannte einen
Industriellen ohne jede Erfahrung zum Außenminister, der bis heute kaum
sein eigenes Ministerium besucht und dieses von allen Ressourcen
abschneidet, so dass die Fähigkeit der USA, Diplomatie zu betreiben,
empfindlich gestört ist. Er hat eine Lobbyistin ohne jede Erfahrung zur
Bildungsministerin gemacht, deren einziges Ziel es ist, den kompletten
öffentlichen Bildungssektor zu privatisieren. Jeder dieser Kandidaten
wurde von den Republicans im Kongress akzeptiert.
Die
komplette Regierung wirkt so, als hätten Doppelagenten eines
feindlichen Landes die Macht übernommen und würden das Land aktiv in den
Zusammenbruch treiben. Es ist aber nur der logische Endpunkt einer
Partei, die sich selbst so weit radikalisiert hat, dass sie überhaupt
nicht in der Lage ist irgendetwas Konstruktives mit der Macht zu tun,
die ihr in die Hände gegeben wurde. Es ist eine Minderheit, die sich mit
undemokratischen Mitteln die Macht gesichert hat und weiß, dass sie
sich nicht halten kann, wenn sie nicht mit politischer Gewalt regiert.
Dieses Prinzip hat Mitch McConnell im Januar 2009 zur offiziellen
Parteilinie erhoben. Man sollte nicht den Fehler machen und annehmen,
dass die Regierung unter Trump der einzige solche Zerstörungsfaktor
wäre.
Das Parlament unter der Doppelspitze von Paul
Ryan und Mitch McConnell hat Normen demokratischen Regierungshandelns
mindestens genauso schnell und skrupellos zertrümmert wie Trump. Es war
McConnell, der Abstimmungen verweigerte, selbst Anhörungen nicht zuließ,
und damit den gesamten demokratischen Prozess ins Stocken brachte. Es
war auch McConnell, der den Bestätigungsprozess für Trumps Ernennungen
drastisch zusammenkürzte, so dass es kaum sinnvolle Befragungen geben
konnte. Es war Ryan, der, konzentriert auf das singuläre Ziel den
Haushalt des Landes so stark zusammenstreichen dass der komplette
Sozialstaat zusammenbricht, seine radikalsten Mitglieder gewähren ließ
und mehrfach zerstörerische Gesetzeswerke unterstützte, solange sie nur
die Steuern der Millionäre kürzten. Es waren sowohl Ryan als auch
McConnell, die Gesetze in den Kongress zur Abstimmung brachten, die
hunderte von Milliarden aus einem der sensibelsten Sektoren der
US-Wirtschaft strichen und den Millionären schenkten, ohne dass die
Abgeordneten vorher das Gesetz lesen konnten. Sie beide legten die
Abstimmungen auf Zeiten mitten in der Nacht, um maximale Deckung für
seine undemokratischen Verfahren zu erreichen. All das sind Handlungen
von Gesetzesbrechern, die wissen, dass sie schuldig sind. Und es war
McConnell, der den kompletten Senat blockierte, um einen Sitz im Supreme
Court zu stehlen, und der damit durchkam.
Und der Supreme Court selbst? Seit der Reagan-Ära nominierten die Republicans
radikale Richter in das Gremium. Unter Reagan wurde Antonin Scalia
ebenso nominiert wie Clarence Thomas, und das deckt noch nicht jene noch
schlimmeren Kandidaten ab, die die Democrats seinerzeit
erfolgreich verhindern konnten. Der Gerichtshof ermöglichte es George W.
Bush, überhaupt Präsident zu werden, eine Rolle, die bis heute
praktisch nicht aufgearbeitet ist, und öffnete 2010 dem Einfluss des
Großen Geldes Tür und Tor, indem es Millionenspenden das Grundrecht auf
Meinungsfreiheit zusprach. 2017 konnten McConnell und seine Verbündeten
dann den Judas-Lohn für ihren Teufelspakt einstreichen und mit Neill
Gorsuch einen weiteren Radikalen in den Supreme Court berufen.
Der
Mahlstrom an Inkompetenz und schierer Böswilligkeit, der von der GOP in
Washington ausgeht, hat sämtliche Bereiche des politischen Lebens in
Washington erfasst. Trumps Skandale, Normenbrüche, Gesetzesübertretungen
sind so zahlreich, dass sie alle hier aufzuzählen die Länge des
gesamten Artikels mehr als verdoppeln würde. Der Mann ist seit einem
halben Jahr im Amt. Alles an dieser Präsidentschaft - der Extremismus,
der Rassismus, die Boshaftigkeit, der Zerstörungswille, die
Ahnungslosigkeit, die schiere Inkompetenz - sind nie dagewesen. Die pure
Masse betäubt jeden Beobachter. Es ist schon ein Akt purer
Willensanstrengung, das ganze nicht mit zynischer Unterhaltungslust aus
der Distanz zu beobachten und sich weiterhin dazu zu zwingen, wütend
über das zu sein, was dort passiert.
Denn wenn dieser
Artikel eines deutlich gemacht, dann hoffentlich das: Trump ist das
Symptom einer Seuche, nicht ihre Ursache. Er ist nicht eine Ausnahme,
ein fremder Eindringling in die DNA des amerikanischen Konservatismus.
Der amerikanische Konservatismus ist im Exil, reduziert auf wenige
aufrecht gebliebene Konservative, die ihm 2016 auch konsequent die
Stimme verweigert haben. Die Republicans sind eine reaktionäre
Partei außerhalb des demokratischen Spektrums, unwillig und unfähig zu
regieren. Alles was ihnen bleibt ist ihr Talent zur Zerstörung. Alle
diejenigen, die ihre gesamte Integrität und ihre Seele verkauft haben,
um kurzfristige Gewinne mit Trump zu erreichen, sind schuldig. Der
Schmutz der Neonazis von Charlottesville ist auch ihr Schmutz, und er
wird ihnen ewig anhängen. Er muss ihnen ewig anhängen. Es kann hiervon
kein einfaches zurück geben. Die moralische Leere dieser Leute muss Folgen haben.
Es ist, wie jedes Mal nach einer republikanischen Präsidentschaft, nun an den Democrats,
den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen und den Schaden zu
beseitigen, den die Fanatiker angerichtet haben. Danken wird es ihnen
niemand. Getan werden muss es trotzdem. Immerhin bleibt ein Trost: die
Mehrheit der Amerikaner ist gegen Trump, ist gegen die Republicans. Und das Pendel wird eines Tages mit Wucht gegen die Extremisten zurückschlagen.
Dieser Artikel ist hervorragend. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
AntwortenLöschenMfG
Differenziert analysiert! :)
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