Mittwoch, 23. März 2011

Der Zweite Weltkrieg, Teil 2/5: Der europäische Kriegsschauplatz 1939-1941

Von Stefan Sasse

Die "Schleswig-Holstein" beim Beschuss der Westerplatte
Ursprünglich hätte der Krieg gegen Polen am 31. August 1939 beginnen sollen. Erste deutsche Vorabeinheiten hatten die Grenze zu diesem Zeitpunkt bereits überquert, wurden jedoch gerade rechtzeitig noch einmal zurückgerufen. Stattdessen begann der deutsche Angriff auf Polen, ohne eine Kriegserklärung, am 1. September. Der Plan war denkbar einfach: die technisch und an Mannstärke weit überlegene Wehrmacht würde schnell nach Polen vorstoßen und das Land erobern, bevor Frankreich und England zu ernsthaften Aktionen gegen die nur von einer Rumpfgarnison und schlecht ausgebauten Verteidigungsstellungen ("Siegfried-Linie") gehaltene Westgrenze des Reiches losschlagen konnten. Dem geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts entsprechend sollte die Rote Armee zu einem spätereren Zeitpunkt von Osten her den Polen in den Rücken fallen. Um den Angriff vor dem deutschen Volk zu legitimieren, hatte Hitler tief und vergeblich in die Trickkiste gegriffen. 

Bereits in den Wochen zuvor war versucht worden, den Polen eine aggressive Haltung zu unterstellen. Rechtsaußen Stehende behaupten heute gerne noch, die polnische Teilmobilmachung vom März 1939 wäre ein Beweis hierfür und die deutsche Attacke nur eine Art Präventivangriff. In Wirklichkeit mobilisierte Polen damals in der nicht unberechtigten Sorge eines Handstreichs in Danzig durch die dort organisierte "SS-Heimwehr" und eines allgemeinen deutschen Angriffs. Da die Deutschen offensichtlich nicht sonderlich kriegswillig waren - eine zu Testzwecken durchgeführte Militärparade durch Berlin war auf eine Mauer dumpfen Schweigens gestoßen, die Hitler zutiefst erschreckt hatte - war es zwingend notwendig, ähnlich dem Ersten Weltkrieg dem Gegner die Rolle des Aggressors zuzuschieben. Im Gegensatz zum damaligen Zarenreich war Polen dafür aber ein schlechtes Ziel. In der Nacht vom 31. August auf den 1. September ließ Hitler einige Grenzzwischenfälle fingieren, deren bekanntester sicherlich der "Überfall" auf den Sender Gleiwitz ist, wo getötete KZ-Häftlinge in polnischen Uniformen Grenzverletzungen belegen sollten. Schon damals dürfte diese Geschichte kaum jemand geglaubt haben, und die Selbsgerechtigkeit Hitlers, der in seiner Radiorede verkündete, Polen habe "auch schon mit regulären Soldaten geschossen" und dass "seit 5.45 Uhr zurückgeschossen werde" (der deutsche Angriff hatte bereits um 4.45 Uhr begonnen, was Hitler wohl verwechselt hatte) dürfte im Ausland nur noch Abscheu hervorgerufen haben. Seit der "Zerschlagung der Rest-Tschechei" im März 1939 glaubte man Hitler ohnehin nicht mehr. 

Französische und britische Soldaten an der Westfront
Auf polnischer Seite führte man einen Verteidigungskrieg. Man hoffte, so lange durchzuhalten, bis die alliierten Streitkräfte im Schwarzwald durchbrechen und so die Entlastung bringen würden, wie es in den Bündnisverträgen zugesichert worden war - binnen dreier Wochen hatte sich Frankreich darin zur Führung einer Entlastungsoffensive verpflichtet. Als Hitler das alliierte Ultimatum ungenutzt verstreichen ließ und deswegen am 3. September die Kriegserklärungen Frankreichs, Englands und in rascher Folge auch des englischen Commonwealths in Deutschland eintrudelten keimte sicherlich bei vielen Polen Hoffnung auf. Sie sollten bitter enttäuscht werden. 

Der Krieg begann am 1. September 1939 mit dem Beschuss der Westerplatte im Hafen von Danzig durch das offiziell auf Besuch ankernde deutsche Schulschiff "Schleswig-Holstein". Gleichzeitig bombardierten deutsche Flugzeuge polnische Flughäfen und sicherten dadurch ihre Luftüberlegenheit, die sie für die Dauer des Feldzugs nicht verlieren würden. Bald darauf rückten 57 deutsche Divisionen in Polen ein. Die Polen ihrerseits stellten ihnen 44 Divisonen entgegen, die sie grenznahen, stark industrialisierten Gebiet aufgestellt hatten, um die Deutschen dort zu schlagen und ihnen den Zugang zu der Industrie vorzuenthalten. Die polnische Militärführung unterlag dabei schweren Illusionen über die Bereitschaft der Westmächte zur Offensive und der Gleichwertigkeit ihrer Divisionen mit der technisch höherwertig ausgerüsteten Wehrmacht. Bereits in den ersten Tagen der Offensive erlitten die Polen schwere Verluste. Die Panzer kesselten polnische Verbände ein, die daraufhin von Sturzkampfbombern attackiert und von der nachrückenden Infanterie besiegt wurden. Mitte September waren die meisten polnischen Truppen umfasst und nicht mehr zu eigenständigen Operationen fähig. Als am 17. September die Rote Armee den Polen in den Rücken fiel, war die Lage endgültig aussichtslos. 

Kriegsverbrechen: Exekution von Polen im Oktober 1939
Der Krieg gegen die Polen ging von Anfang an mit starken Kriegsverbrechen einher. Die Luftwaffe führte die ersten Flächenbombardements gegen polnische Städte durch, und vom ersten Tag des Feldzugs an erschossen der Wehrmacht nachrückende SS-Einheiten Mitglieder der polnischen Intelligenz. Die Sowjets verfuhren bei ihrem Einmarsch ähnlich, wovon das 1943 entdeckte Massengrab in Katyn zeugt. Die Deutschen töteten auf dem Vormarsch außerdem bereits Juden und geistig Kranke. Über 7000 Polen wurden in diesen ersten Wochen getötet. Die Morde nahmen ein solches Ausmaß an, dass einige Wehrmachtsoffiziere sich über die "Verwilderung" beklagten, die stattfinden würde. Tatsächlich führten solche Proteste dazu, dass die späteren Ermordungen Freiwilligen überlassen wurden, um weitere Proteste zu unterdrücken. Entgegen üblicher Legenden aber war die Wehrmacht an den Verbrechen nicht unbeteiligt. Nach der Kapitulation der letzten polnischen Streitkräfte jedenfalls (die Regierung, nach London geflüchtet, kapitulierte nie) wurde Polen in Besatzungszonen aufgeteilt. Ostpolen ging, wie vertraglich festgesetzt, an die Sowjets, die ihrerseits darangingen die polnische Intelligenz zu töten. Westpolen und die in Versailles verlorenen deutschen Gebiete wurden vom Reich annektiert, der Rest Polens als "Generalgouvernment" unter zivile Verwaltung gestellt. Dem Militär wurde im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg absichtlich nicht die Kontrolle über die besetzten Gebiete überlassen. Sie fielen stattdessen völlig unter die blutige Willkür-Direktion der Nazi-Schergen. 

Im Westen indessen war in der gesamten Zeit nichts geschehen. Entgegen aller Versprechungen hatten die Alliierten keinen Versuch unternommen, die Deutschen anzugreifen. Nicht einmal Bombardements wurden in relevantem Maßstab durchgeführt. Die Westfront war so absurd still, dass sich im Deutschen der Begriff "Sitzkrieg" eingeprägt hat (die Franzosen nennen ihn den "drôle de guerre", die Englänger "phoney war"). Eine echte Erklärung für dieses Phänomen ist immer noch schwierig zu finden, denn die Aufklärung der Alliierten kann so schlecht gar nicht gewesen sein, dass die absurde Unterbesetzung der deutschen Westfront nicht erkannt hatte. Eine Theorie besagt, dass der deutsche Widerstand vor dem Polenfeldzug Kontakt zu den Westmächten hatte und eine Ermordung Hitlers und anschließende Friedensverhandlungen versprochen hatte, was bekanntlich nie eintraf - demzufolge wäre der Sitzkrieg lediglich die letzte, finale Stufe des Appeasement gewesen. Was auch immer wahr ist, eines ist sicher: Lust auf diesen Krieg hatte niemand. Die Deutschen selbst gingen resigniert hinein, und die Engländer und Franzosen waren völlig unmotiviert. Frankreich hatte sich in den vergangenen Jahren in die Maginotlinie vernarrt, eine Festungsanlage von der Schweizer Grenze bis zu den Ardennen, von der man annahm, sie sei unüberwindlich. Damit blieb den Deutschen nur der Weg über Belgien, wie bereits im Ersten Weltkrieg, an dessen Grenze die alliierten Armeen massiert wurden und im Falle eines Angriffes durch die belgischen und niederländischen Truppen verstärkt werden sollten. 

Untergang der "Admiral Graf Spee" vor Montevideo, Uruguay
Der deutsche Angriff auf Frankreich war ursprünglich für nach dem Polenfeldzug vorgesehen, wurde aber mehrmals verschoben. Schließlich machte der Wintereinbruch alle Vorstellungen Hitlers zunichte, noch 1939 in Frankreich einzumarschieren. Die ihn ausbremsende Wehrmacht, die stets vor den Gefahren warnte und zu mehr Vorbereitung mahnte, wurde durch die überraschenden schnellen Erfolge im Sommer 1940 dann schwer delegitimiert. Im Winter selbst jedoch fanden hauptsächlich einige Schlagabtausche auf See statt, wo die Verfolgungsjagd der Briten auf den Kaperkreuzer "Admiral Graf Spee" und der spektakuläre Angriff der U-47 auf Scapa Flow die Öffentlichkeit in Atem hielten. Eine Entscheidung fiel hier nicht: die deutsche U-Boot-Flotte war weit unter den Möglichkeiten geblieben, die ihr im Flottenvertrag von 1935 zugestanden worden war und keine ernsthafte Bedrohung der englischen Flotte, besonders, weil man lediglich Nordseebasen zur Verfügung hatte. Die deutsche Flotte war erschreckend schlecht auf den Kampf vorbereitet. Vorläufig spielte das aber keine Rolle, da keine Seite ernsthafte Bemühungen unternahm. 

In dieser relativen Ruhephase des Winters 1939/40 fiel die Aufmerksamkeit denn auch schnell auf Finnland. Das kleine skandinavische Land wurde am 30. November 1939 von der Roten Armee überfallen. Stalin zielte auf die Annexion des kleinen Landes. Wie in einem Brennglas bündeln sich in diesem eruptierenden "Winterkrieg" dabei die diplomatischen Probleme jener Zeit: England und Frankreich konnten es sich nicht leisten, die Sowjetunion auch noch zu verärgern, der den Krieg zu erklären sie ja eigentlich durch deren Überfall auf Polen verpflichtet gewesen wären. Sie unterstützten das kleine Finnland deswegen nur mit Lieferung einiger veralteter Waffen. Die Deutschen, die bei der Unabhängigkeit des Landes 1918 enge Verbündete der Regierung Mannerheim gewesen waren, waren durch ihr Bündnis mit der Sowjetunion, das ihren Rücken gegen die Westmächte freihielt, ebenfalls zum Stillhalten gezwungen. Diese Lage hatte Stalin richtig eingeschätzt. Völlig unterschätzt hatte er dagegen die Widerstandskraft der Finnen, die der ungenügend ausgerüsteten Roten Armee in einem der kältesten Winter des Jahrhunderts in einem furchtbaren Guerilla-Krieg schwer zusetzten. Die Sowjets erlitten schwere Verluste und kamen trotz ihrer zehnfachen Überlegenheit kaum voran. Erst die Schneeschmelze im März brachte die Entscheidung zu ihren Gunsten und den Finnen einen recht milden Frieden. Stalin lernte aus diesen Fehlern, während gleichzeitig alle Welt die Rote Armee für eine völlig ungenügende Armee hielt und aus den finnischen Erfahrungen den Schluss zog, dass sie militärisch kaum leistungsfähig war. Diese Einschätzung sollte sich für das Reich im Herbst 1941 als fatal herausstellen.

Deutsche Zerstörer im Hafen von Narvik
An dieser Stelle muss ein Blick auf die deutsche Kriegswirtschaft geworfen werden, denn aus ihr resultieren die nächsten, unbeabsichtigten Schritte der deutschen Kriegsführung. Obwohl Hitler seit 1933, stets das Ziel der Kriegführung vor Augen, das Reich von ausländischen Importen möglichst autark zu machen versucht hatte, war das bei einigen Ressourcen nie vollständig gelungen. Die Lektion glaubte Hitler aus dem Ersten Weltkrieg gelernt zu haben, wo die Reihe der Ersatzprodukte der wegen der englischen Handelsblockade knapp gewordenen Rohstoffe schnell das Bild des Krieges an der "Heimatfront" prägte. Den Zusammenbruch der Moral an der Front führte er nach der damals populären Lesart auf einen vorangehenden Verfall der Moral an der Heimatfront wegen schlechter Versorgung und mangelnder propagandistischer Durchsetzung zurück. Die Propagandamaschinerie lief bereits seit Beginn seiner Herrschaft und erreichte im Verlauf des Krieges immer neue Höhen. Die Versorgungslage der Bevölkerung war eine der höchsten Prioritäten überhaupt. Ihr werden wir im Ostfeldzug erneut begegnen, wo diese Priorität zu millionenfachem Massensterben führt. Vorerst aber zahlten sich die Früchte der langen Vorbereitung des Krieges und des Hitler-Stalin-Pakts aus - die Vorräte reichten. Lediglich die Rüstungsindustrie benötigte weiter Nachschub vor allem an Öl, Kautschuk und Eisenerz. Letzteres bekam das Reich vorrangig aus dem neutralen Schweden, von wo das Erz über Eisenbahnen ins ebenfalls neutrale Norwegen gelangte, um dort im ganzjährig eisfreien Hafen von Narvik verschifft zu werden. Die deutschen Handelsschiffe transportierten es dann durch die norwegischen Hoheitsgewässer sicher vor alliierter Intervention über die Ostsee ins Reich.

Verständlicherweise wollte England diesen Status kaum erhalten wissen, und Frankreich drängte ohnehin auf Eröffnung einer zweiten Front. Bereits im finnisch-sowjetischen Winterkrieg hatten die Alliierten versucht, Druck auf Schweden und Norwegen auszuüben, die aber ihre Neutralität gewahrt hatten. Der deutsche Großadmiral Raeder forderte bereits im November 1939 eine Ausweitung des Krieges auf Skandinavien, um die dortigen Basen für den Seekrieg gegen England nutzen zu können und eine britische Blockade wie im Ersten Weltkrieg zu verhindern. Im April 1940 wurde die Invasion unter dem Codenamen "Weserübung" dann durchgeführt, dünn legitimiert durch eine britische Verletzung der norwegischen Neutralität durch Kaperung des deutschen Versorgungsschiffes "Altmark". Dänemark ergab sich, bevor es zu Kämpfen kommen konnte; Norwegen jedoch stellte sich zum Kampf, unterstützt durch erste englische und französische Einheiten. Nach unerwartet zähen und langen Kämpfen musste Norwegen zwar kapitulieren und die Herrschaft des Kollaborateurs Vidkun Quisling hinnehmen, dessen Name noch heute in Norwegen heftige Reaktionen hervorruft. Die Wehrmacht hatte ihren in Polen begründeten Ruf als unaufhaltsam einmal mehr bestätigt. In Wirklichkeit aber war die erste Schlacht um Narvik eine klare Niederlage gewesen, und die Verluste der Kriegsmarine waren mörderisch. Die Überwassermarine des Reiches war ab diesem Zeitpunkt effektiv nicht mehr einsatzfähig. Für den Rest des Krieges aber stand die Versorgung mit Erzen aus Schweden, ohne die Deutschland niemals hätte viel länger als ein Jahr durchhalten können. Getreide und Öl lieferte Stalin gemäß den Paktbedingungen aus der Sowjetunion. Der Angriff auf Frankreich konnte beginnen.

Hitler (Mitte) vor dem Eiffelturm
Die Generalität der Wehrmacht wehrte sich bis zuletzt mit Händen und Füßen gegen diesen Angriff. Sie sahen keine Chance, bei den herrschenden Kräfteverhältnissen Frankreich zu besiegen. Die Alliierten ihrerseits sahen offensive Operationen frühestens 1941 vor. Hitler aber befahl schließlich ultimativ den Angriff. Die konservativen Generalsstäbler entwarfen eine leicht aktualisierte Variante des Schlieffen-Plans im Bewusstsein der Unüberwindlichkeit der Maginot-Linie, ganz wie die französischen Planer es vorausgesehen hatten. Die alliierten Armeen sammelten sich entsprechend im belgisch-niederländischen Grenzgebiet, bereit bei der der ersten deutschen Grenzverletzung einzumarschieren und die Wehrmacht bereits dort aufzuhalten. Nur durch einen Zufall (bei einer Notlandung gerieten die Pläne der Offensive den Alliierten in die Hände) setzte sich das Konzept von Manstein und Guderian durch: die Heeresgruppe A sollte durch die dicht bewaldeten und deswegen für unpassierbar gehaltenen Ardennen vorstoßen, zum Kanal durchbrechen und so die alliierten Truppen in einen gewaltigen Kessel sperren (der "Sichelschnitt").

Was folgte, hatte kaum jemand für möglich gehalten: die deutschen Angriffsspitzen brachen durch die Ardennen und die BeNeLux-Länder, schoben Widerstand zur Seite und rückten in atemberaubendem Tempo vor - Spitzenleistungen lagen um 60 Kilometer täglich. Dabei trennten sich die Panzer vollständig vom Rest des Heeres, das diese Geschwindigkeit nicht mithalten konnte und überdehnten ihre Versorgungslinien. Die verantwortlichen Offiziere, vor allem Rommel und Guderian, handelten dabei klaren Befehlen zuwider. Effektiv waren sie Meuterer. Allein, ihr gewagtes Spiel ging auf. Das Gros der alliierten Armeen wurde in Nordostfrankreich und Belgien abgeschnitten und auf die Kanalküste zugedrängt. Bei Dünkirchen begannen die Briten eine hastige Evakuierung ihres Expeditionskorps. Der Widerstand Frankreichs brach zusammen, und nach kaum sechs Wochen ersuchte die Regierung um Waffenstillstand. Dabei hatten alle Seiten unter Eindruck der Erfahrungen des Ersten Weltkriegs erwartet, dass sich der Krieg jahrelang hinziehen würde. Was also war geschehen?

Französische Gefangene auf dem Marsch ins Lager
Entgegen dem Mythos hatte es sich nicht um einen überragenden Erfolg der neuen "Blitzkrieg"-Taktik gehandelt. Die Panzerspitzen hatten nie die Befehle, so weit vorzupreschen wie sie es taten. Für beide Seiten war die Adaption des Mythos aber bequem: für die Deutschen, weil es sie überlegen aussehen ließ, für die Alliierten, weil es ihr totales Versagen entschuldigte. In Wahrheit war der entscheidende Faktor ein völlig anderer. Die Franzosen und zu einem geringeren Teil auch die Engländer wollten nicht kämpfen. Die Franzosen hatten ungemein im Ersten Weltkrieg geblutet, und gebracht hatte es ihnen nichts. Ihre Verbündeten hatten sie in den 1930er Jahren im Stich gelassen, und resignierend hatten sie eine riesige Befestigungsanlage gebaut, um sich dahinter zu verschanzen. Selten zuvor ging eine Nation so unlustig in einen Krieg. Als die Deutschen die Pläne der Alliierten dann durchkreuzten und vorrückten, brach die Moral vollends ein. Die Franzosen ergaben sich zu Zehntausenden, eine Umkehrung des Sommers 1918, als die Moral der deutschen Armee brach und die Soldaten sich zu zehntausenden den Alliierten ergaben. In diesem Moralverfall liegt das Geheimnis des Erfolgs der Wehrmacht, aber das klingt natürlich bei weitem nicht so glorreich wie der Blitzkrieg, dessen gewaltiges Risiko bei entschlossenem Widerstand der Wehrmacht möglicherweise in diesen Sommerwochen 1940 das Genick gebrochen hätte. So aber kapitulierte Frankreich.

Das Land wird geteilt. Die Atlantikküste und Nordfrankreich mit den Industrierevieren in Metz fällt unter deutsche Besetzung, der Süden, regiert von Vichy aus, bleibt formal unabhängig. Frankreich bekommt eine autoritäre Regierung unter Marschall Pétain, dem Helden des Ersten Weltkriegs, und versucht erfolglos einen Kurs der Neutralität gegen Deutschland beizubehalten. Um zu verhindern, dass die französische Flotte in die Hände Deutschlands fällt, greifen die Briten deren afrikanischen Stützpunkt Oran an, wo sie zahlreiche Schiffe versenken und mehrere tausend Franzosen töten - ein dankbares Propagandathema für die Deutschen. Die meisten Kolonien jedoch kapitulieren nicht, und ein Gutteil der Streitkräfte unterstellt sich alliiertem Oberbefehl. Der bis dato unbekannte General Charles de Gaulle erklärt sich zum Führer des "Freien Frankreich" und ruft von London aus zum Widerstand ("Résistance") auf. Erfolg hat dieser Aufruf aber erst ab den Niederlagen der Wehrmacht 1942/43.

Churchill mit Victory-Zeichen
Das Ende des Westfeldzugs ist eine erste große Wassermarke des Zweiten Weltkriegs. Die Stellung Hitlers auch innerhalb des Militärs ist deutlich gestärkt, er hatte sich erneut gegen alle Zweifler durchgesetzt. Der Führer-Mythos gelangte zu einer ersten Blüte. Die Deutschen selbst, die 1939 nur zögernd, skeptisch und resignierend in den Krieg zogen, gewannen plötzlich Gefallen daran. Die Schmach von 1919 war ausgewetzt und tonnenweise Waren aus den bestetzten Ländern kamen in Deutschland an - Wein, Butter, Fleisch, die Versorgungslage war gut. Die Siege waren außerdem leicht, die Verluste gering gewesen (obgleich gerade die Luftwaffe deutlich stärker darunter gelitten hatte als es zuerst den Anschein nahm). In Großbritannien fiel die Regierung von Premier Chamberlain und wurde durch die Regierung von Premier Churchill ersetzt. Mit ihm werden wir uns gleich bei der Luftschlacht um England näher beschäftigen. Als eine seiner ersten Amthandlungen jedenfalls lehnte er einen Frieden mit Hitler kategorisch ab und schwörte4 die Engländer auf Widerstand bis zur letzten Patrone ein. Die Sowjetunion annektiert die baltischen Staaten und das rumänische Bessarabien. Und in Italien ärgert sich der mittlerweile mit Deutschland verbündete Diktator Mussolini über den Glanz, der auf die Wehrmacht fällt und wünscht sich selbst ebenfalls militärischen Erfolg. Von Hitler wird er kaum für voll genommen, weigerte er sich doch beharrlich mit Verweis auf die schlechte Lage der italienischen Armee, Frankreich anzugreifen. Erst in den letzten Kriegstagen erobert er die Cote d'Azur, die der Bündnisvertrag ihm zusichert, wo die wenigen französischen Einheiten nur schwer überwunden werden. Mussolini giert nach militärischem Ruhm, und sein Auge fällt auf den Balkan. Nach Anfangserfolgen in Ostafrika drängten die schwachen britischen Kolonialtruppen die zahlenmäßig deutlich überlegenen Italiener schnell zurück. Den Zeitgenossen dürfte die Tragweite dieser Entwicklungen noch nicht klar erkennbar gewesen sein. Hitler jedenfalls gab Weisung, die Invasion Großbritanniens vorzubereiten und damit den Westfeldzug zum Abschluss zu bringen.

Da der Ärmelkanal jedoch für deutsche Schiffe kaum erfolgreich zu überqueren war, solange die englische Flotte ungestört darin operieren konnte, musste vor einer Invasion die Erringung der Luftherrschaft erfolgen. Diese wurde von Göring auch gewohnt großmäulig versprochen, obwohl die Luftwaffe nach der Schlacht um Frankreich kaum auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit war. Vom 10. Juli bis zum 31. Oktober tobte die im deutschen als "Luftschlacht um England" betitelte Auseinandersetzung, die international besser als "Battle of Britain" bekannt ist. Das operative Ziel der Luftwaffe war es, die englischen Jäger zu neutralisieren und die Flugplätze in England auszuschalten, so dass die Luftherrschaft über Südengland errungen war. Hitler war jedoch nur mit halbem Herz bei der Sache: er begann bereits mit Planungen für das "Unternehmen Barbarossa", den Überfall auf die Sowjetunion. Mit Verweis auf die Luftschlacht um England konnte der die dabei erfolgenden Truppenkonzentrationen in Osteuropa vor Stalin rechtfertigen.

Britischer Luftraumbeobachter während der Luftschlacht
In England indessen ging es ums Ganze. Anstatt die englische Moral völlig zu erschüttern und das Land für Friedensgespräche bereit zu machen, hatte die Katastrophe von Dünkirchen einen aufrüttelnden Charakter gehabt. Ungefähr 300.000 Soldaten waren evakuiert worden, während Hitler aus unerfindlichen Gründen den Halt befohlen hatte - die erste seiner vielen schwerwiegenden Fehlentscheidungen im Kriegsverlauf. Churchill gelang es praktisch im Alleingang, mit einer Reihe martialischer Reden die Briten auf den Krieg einzuschwören; am bekanntesten dürfte sein anfängliches Geständnis sein, er habe "nichts zu geben außer Blut, Schweiß und Tränen" (nothing to offer but blood, sweat and tears). Die Briten begannen Verteidigungsanlagen zu bauen, hoben die "Heimwehr" (home guard) aus, die den späteren deutschen Volkssturm vorweg nahm und bereiteten sich auf die Invasion vor. Die Luftwaffe verlor jedoch den Kampf gegen die Royal Air Force. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: sie besaß nie eine einheitliche Strategie, die Briten hatten ein größeres Reservoir an Piloten, und die Fortschritte am britischen Radar ermöglichten ein frühzeitiges Erkennen der deutschen Geschwader, während die verbesserte Taktik mit der der Luftwaffe gleichzog und so langsam, aber sicher, zur Überlegenheit der RAF führte. Als Teil dessen, was nur als uneinheitliche Strategie gelten kann, verlegte sich die Luftwaffe nach einiger Zeit auf Terrorbombardements auf britische Städte, die den Kampfeswillen der Bevölkerung brechen sollten, ihn aber eher noch anfachten. Ende Oktober wurde der Einsatz größtenteils abgebrochen, die Planungen für die Invasion beseite gelegt. Hitler, der ohnehin nie besonders von der Invasionsidee begeistert gewesen war, hoffte darauf, Großbritannien zum Friedensschluss bewegen zu können.

Grundlage dieser Hoffnung waren zwei fundamentale Irrtümer. Der erste Irrtum war, dass die Briten als Mitglied der imaginären "germanischen Rasse" den Deutschen grundsätzlich nahe und freundlich stünden und nur historischer Zufall sie zu Gegnern gemacht hatte. Hitler begriff nie, weshalb die Briten sein Angebot einer Garantie des Bestands des Empire nie annahmen und Frieden schlossen und stattdessen lieber ihr Weltreich aufgaben. Auf britischer Seite stand Churchill wie ein Gigant, Symbol des Widerstandswillens und verkündete mehrfach und entschieden, niemals Frieden mit Hitler schließen zu wollen. Hätte er den Krieg verloren, er wäre sicher "Durchhalteverbrecher" gewesen. So aber wurde er zum Helden. Seine große Glaubwürdigkeit kam ihm dabei zu Hilfe, hatte er doch bereits in den 1930er Jahren gegen die Appeasementpolitik agitiert. Der zweite Irrtum war, dass die Briten nur kämpften, weil sie auf die Karte "Sowjetunion" setzten, die Hitler als "Englands Festlandsdegen" bezeichnete. Nach dieser Vorstellung genüge es, die UdSSR zu besiegen, um England zum Aufgeben zu zwingen. Daran sind zwei Dinge grundfalsch. Erstens bestand zwischen England und Russland ein schweres gegenseitiges Misstrauen und Antipathie, die so weit ging, dass Stalin alle Warnungen Churchills vor einem deutschen Überfall als Täuschungsmanöver der Briten abtat, die ihn in den Krieg ziehen wollten. Zum anderen war die UdSSR zwar an einem langen, aufreibenden deutsch-englischen Krieg interessiert, aggressive Tendenzen gegen Deutschland hatte sie aber nicht. Vielleicht hat Hitler diese Version auch selbst nie geglaubt. An seiner Absicht, die Sowjetunion anzugreifen und zu zerschlagen, um "Lebensraum" im Osten zu gewinnen, hatte er nie einen Zweifel gelassen.Churchills Hoffnung indessen richtete sich nicht auf Moskau, sondern auf Washington, wo aber Roosevelt - obwohl zum Eingreifen bereit - wegen der isolationistischen Haltung des Kongresses nicht intervenieren konnte. Die USA begannen stattdessen, die Briten ab Mitte 1940 mit Kriegsgütern in immer stärkerem Ausmaß zu versorgen.

Erwin Rommel in Tobruk, 1941
Im Frühjahr 1941 jedoch wurde die Aufmerksamkeit Hitlers radikal abgelenkt: die italienischen Niederlagen in Ostafrika, wo alle Kolonien verloren wurden, und in Ägypten, wo die Briten die Italiener bis weit nach Libyen zurückwarfen und die Kolonie zu erobern drohten, machten eine Intervention notwendig. Im Februar 1941 wurde das Deutsche Afrikakorps unter Erwin Rommel nach Liyben entsandt. Den gut ausgerüsteten Deutschen war es ein Leichtes, die weit überdehnten Briten zurückzuwerfen und zur Gegenoffensive überzugehen. In Deutschland wurde dieser Erfolg medial ausgeschlachtet und Rommel zum "Wüstenfuchs" verklärt. In der Realität aber missachtete dieser zum zweiten Mal seit Frankreich seine Befehle und stabilisierte nicht nur die Italiener, sondern ging zum Gegenangriff über. Dadurch weitete er eigenmächtig das deutsche Operationsgebiet in Afrika aus, das wegen der sich abzeichenenden englischen See- und Luftüberlegengeit über die Drehscheibe Malta schwierig zu versorgen sein würde und legte damit bereits den Grundstein für seine Niederlage 1943. Rommel, das ist im Afrikafeldzug deutlich erkennbar, war ein taktisches Genie - und eine strategische Niete. In diesem Charakterzug war er ebenso ein typischer deutscher Offizier seiner Zeit wie in seinem bedingungslosen Gehorsam zum "Führer".

Zu allem Überfluss aber war bereits Ende 1940 die Offensive Benito Mussolinis gegen Griechenland gescheitert. Der italienische Diktator hatte gehofft, einen "Parallelkrieg" zum Deutschen führen und eigenständig ein Imperium erobern zu können. In der albanischen Grenzregion, wo die Griechen den attackierenden Italienern schwere Verluste zufügten und stellenweise sogar zur Gegenoffensive übergingen, zerstob dieser Traum. Hitler selbst war furchtbar wütend, denn Mussolini hatte ihn von dem Angriff nicht unterrichtet und brauchte nun deutsche Hilfe. Hitler versuchte dazu erst einmal, Verbündete zu gewinnen. Bulgarien, Rumänien und Jugoslawien sollten der "Achse" als Verbündete beitreten. Mit Bulgarien und Rumänien gelang das auch (wodurch die Deutschen zusätzlich den wertvollen Zugang zum rumänischen Öl sicherten). Jugoslawien jedoch nahm das Bündnis erst unter massivem Druck an, der prompt zu einem Putsch und einem Bruch des Bündnisses führte. Zornentbrannt forderte Hitler die "Bestrafung" Jugoslawiens und gab Befehl, das Land einzunehmen und danach Griechenland zu schlagen. Beide Operationen gelangen im Frühjahr 1941 ohne große Schwierigkeiten. Im Mai 1941 wurde durch die Luftlandeinvasion in Kreta auch der letzte Widerstand im nordöstlichen Mittelmeer gebrochen.

Bruchgelandete dt. Transportflugzeuge JU-52
Der Balkanfeldzug, von Hitler weder geplant noch gewollt, hatte allerdings schwerwiegende Konsequenzen. Die Verluste waren besonders auf Kreta sehr hoch gewesen (die deutschen Fallschirmjäger wurden danach nie wieder für eine Luftlandeoperation eingesetzt, und zahlreiche Flugzeuge waren verloren gegangen), am wichtigsten aber war der Faktor Zeit. Im Mai, als die britischen Stellungen auf Kreta überrannt wurden, hätte eigentlich der Angriff auf die Sowjetunion beginnen sollten. Dieser jedoch war nun auf den 22. Juni verschoben worden - Hauptursache dafür, dass die Deutschen Moskau nicht vor Einsetzen der Schlammperiode erreichten. Die Besetzung des Balkans selbst, besonders Jugoslawiens, band immer mehr Truppen. Ab 1942/43 nahmen die Partisanentätigkeiten in Jugoslawien massiv zu, ohne dass das Land einen großen strategischen Nutzen besaß. Zehntausende Soldaten mussten später für ihre Bekämpfung abgestellt werden.

Auf See hatte sich die Lage für Deutschland indes durch die Einnahme Frankreichs deutlich verändert. Die U-Boote konnten nun direkt an der Atlantikküste starten und wegen der verkürzten Wege viel länger auf See bleiben und waren auf dem An- und Abmarsch deutlich weniger verwundbar. Der forcierte Bau von U-Booten sorgte außerdem dafür, dass die Versenkungsziffern deutlich anstiegen. Die U-Boote nahmen in ihrer Jagd auf feindliche Transportschiffe deutlich weniger Rücksicht auf internationales Recht als dies noch im Ersten Weltkrieg der Fall gewesen war. Man achtete lediglich darauf, die USA nicht über die Gebühr zu verärgern und deren Kriegseintritt so zu vermeiden. Ohne Warnung wurde allerdings auf alliierte Schiffe bereits sehr schnell geschossen. Diese wiederum organisierten sich zu Konvois, um besseren Schutz gegen die U-Boote zu haben. Die Engländer forcierten den Ausbau von Sonaranlagen, um die U-Boote besser orten zu können, erzielten aber 1941 noch wenig Erfolge. Es sah so aus, als ob die Kriegsmarine in der Lage sein würde, den englischen Nachschub tatsächlich substantiell zu treffen, wenn nur eine weitere Zunahme an U-Booten erzielt werden konnte. Das jedoch war wegen der gleichzeitigen Rüstung für das Unternehmen "Barbarossa", den Angriff auf die Sowjetunion, nur schwer möglich, so dass sich die Versorgungslage in England, obgleich prekär bleibend, stabilisierte.

Die "Bismarck"
Die Beseitigung der Gefahr durch die deutsche Überwassermarine spielte dabei sicherlich eine Rolle. Der Stolz der deutschen Marine, das Schlachtschiff "Bismarck", fuhr 1941 auf ihren ersten Einsatz in den Atlantik und sollte dort die britische Seefahrt stören. Sie wurde jedoch schnell geortet und bald von der britischen Marine gejagt. Nach ihrer endgültigen Sichtung im Atlantik wurde sie durch einen Zufallstreffer eines Seeflugzeugs manövrierunfähig und in einer mehrstündigen Schlacht versenkt. Die riesigen Investitionen, die das Reich in Schlachtschiffe, Kreuzer und den Rest seiner Überwassermarine geleistet hatte, waren ebenso wie im Ersten Weltkrieg gegen die Royal Navy verschwendet. Stattdessen konzentrierte man sich bald auf den Bau von U-Booten, um die englische Versorgung abzuschneiden.

Seine wohl schwerwiegendste Entscheidung fällte Hitler jedoch mit dem Überfall auf die Sowjetunion. Es ist der Krieg, den er schon immer führen wollte. Alle anderen Konflikte bis hierher waren Stationen, die aus seiner Sicht eigentlich nicht notwendig waren. Polen beispielsweise hätte er gerne als untergebenen Verbündeten gehabt, ebenso Großbritannien. Frankreich neutral wäre für ihn gerne gesehen gewesen. Seine diplomatischen Zielvorstellungen waren Luftschlösser. Sein Angriff auf die Sowjetunion war Wahnsinn. Das riesige Sowjetreich hatte etwa dreimal so viele Einwohner wie Deutschland mitsamt seinen Annexionen, die Leistungsfähigkeit der Industrie war mindestens gleich hoch, und das Land so groß und seine Infrastruktur so unterentwickelt, dass die Vorstöße der Wehrmacht zwangsläufig viel langsamer wären als im dicht besiedelten und verkehrsmäßig erschlossenen Westeuropa. Das "Unternehmen Barbarossa" war die Verlegung des Blitzkriegskonzepts ins Gigantische. Was in den schnellen Siegen gegen Polen, Frankreich, Jugoslawien und Griechenland funktioniert hatte, wo die Wehrmacht sich den Ruf der Unbesiegbarkeit aufgebaut hatte, sollte nun in einem Maßstab in Russland angewendet werden, der alles bisherige in den Schatten stellte. Nicht nur wurden dabei die Gründe für die bisherigen Erfolge - die mangelhafte Ausrüstung und Organisation Polens und der Südeuropäer und die mangelnde Moral der Franzosen - völlig außer Acht gelassen, die Planung zeigt erneut die Hybris deutscher Militärplaner, die bereits im Ersten Weltkrieg zu sehen war. Dort sollte der Schlieffenplan ein Super-Cannae, die ultimative Umfassung und Kesselschlacht bringen. In der Sowjetunion wollte Hitler den ultimativen Blitzkrieg führen. Mitte November sollte die Operation spätestens mit der Einnahme von Moskau und Leningrad abgeschlossen und die Rote Armee in einer Reihe von Kesselschlachten vernichtet sein. Es ist beängstigend, wie nah die Wehrmacht diesem Ziel zu kommen schien.

Stalin (l.) und Ribbentrop 1939
Ein nicht unerheblicher Faktor, wenn nicht gar der entscheidende, ist das bis heute rätselhafte Vertrauen, das Stalin in Hitler setzte. Der Mann, der in paranoidem Wahn hunderttausende hinrichten ließ und Ende der 1930er Jahre in blutigen Säuberungen praktisch die gesamte Militärführung liquidiert hatte, der Mann, der mit erschreckender Regelmäßigkeit sein intimstes Umfeld töten ließ, vertraute nur einem einzigen Mann. Und dieser Mann war einer der größten Lügner und Betrüger, die das 20. Jahrhundert gesehen hat, ein Mann, der jeden einzelnen Vertrag gebrochen hat, den er je schloss. An Warnungen gebrach es Stalin nicht. Die Briten warnten mehrfach vor Erkenntnissen ihrer Spione, und der sowjetische Top-Agent in Tokio, Richard Sorge, übersandte ebenfalls Warnungen, die Stalin mit der Drohung von Erschießung ignorierte. Er hatte die fixe Idee, dass die Briten versuchten, ihn zu provozieren, um ihn als ihren "Festlandsdegen" gegen Hitler zu gebrauchen. Um das zu verhindern, vermied er alles, was als Provokation gesehen werden konnte. Die Lieferungen, die im Hitler-Stalin-Pakt festgesetzt waren, wurden mit peinlicher Genauigkeit eingehalten. Die 3 Millionen Rotarmisten, die an der Westgrenze stationiert waren, lagerten in unmittelbarer Nähe der Grenze und hatten weder Verteidigungsstellungen noch die in der sowjetischen Doktrin vorgesehenen Offensivstellungen eingenommen (für den Fall einer deutschen Aggression sollten Gegenoffensiven gestartet werden, um den Feind direkt im eigenen Land zu schlagen), auf direkten Befehl Stalins. Berichte seiner eigenen Abwehr von Aufmärschen der Wehrmacht, die immerhin fast 4,5 Millionen Mann zusammenzog (die Verbündeten und Reserven eingerechnet), schlug er in den Wind, Hitlers fadenscheinige Ausrede vom Schutz der Truppen vor englischen Bombern - die bislang kaum zu Bombardements des Ruhrgebiets fähig gewesen waren - einfach akzeptierend. Dabei hatten die Sowjets beim dem Scheitern von Bündnisgesprächen Ende 1940 sogar selbst die Vorbereitungen begutachten können.

In den Morgenstunden des 22. Juni überquerten erste deutsche Einheiten die Grenze und besetzten handstreichartig einige wichtige Übergänge und Brücken. Dabei kam ihnen sogar noch einer der Versorgungszüge mit Pakt-Lieferungen entgegen. Dem deutschen Angriffsplan entsprechend stießen drei Armeen vor: die Heeresgruppe Nord mit Ziel Leningrad, die Heeresgruppe Mitte mit Ziel Moskau und die Heeresgruppe Süd mit Ziel der Ölfelder am Kaukasus. Diese Aufteilung war von Hitler persönlich festgelegt worden; die Armee hatte sich dafür stark gemacht, direkt mit so großer Stärke wie möglich Moskau anzugreifen. Nicht zuletzt dank der vorhergehenden unorthodoxen Siege konnte sich Hitler gegen die Zweifler aber problemlos durchsetzen. Die ersten Schlachten endeten planungsgemäß auch mit vernichtenden Niederlagen für die Rote Armee, die besonders in Smolensk und Kiew Millionen verlor. Die Wehrmacht sah sich mit einer unerwartet großen Menge an Gefangenen belastet, für die nicht auch nur die geringsten Vorkehrungen getroffen worden waren und auch in Zukunft nicht getroffen wurden. Ende 1941 waren mehr als eine Million gefangener Rotarmisten bereits verhungert.

Zerstörter russ. Panzer während der Anfangserfolge
Die Deutschen erreichten schnell Leningrad und schlossen die Stadt von drei Seiten ein, die nun nur noch im Winter über den dann zugefrorenen Seeweg versorgt werden konnte. Die Belagerung der Stadt wird fast drei Jahre dauern, ohne dass ein Ergebnis erzielt werden konnte. Hitler befahl zwar, die Stadt vollständig zu zerstören und keine Gefangenen zu machen - was ein Massaker unvorstellbaren Ausmaßes in der Millionenstadt bedeutet hätte -, aber das half eher die Belagerung in die Länge zu ziehen als sie zum Abschluss zu bringen. Mehrere hunderttausend Menschen verhungerten bis zur Aufhebung der Belagerung 1944 oder starben an den deutschen Granaten.

Bei dem schnellen deutschen Vormarsch in die russischen Weiten geschahen indessen zwei bemerkenswerte Dinge. Erstens begrüßte die Bevölkerung vielerorts, besonders in Weißrussland und in der Ukraine, die Wehrmacht als Befreier vom Joch der stalinistischen Herrschaft. Das Gedankenspiel, welche Wendung der Krieg genommen hätte wenn man mit ihnen kooperiert und so millionenstarke Verbündete gewonnen hätte ist müßig. Hitler war nicht gekommen, um Alliierte zu finden und gegen Stalin zu nutzen und die Sowjetunion in kleine Staaten zu zerlegen, die man dann als Sicherheitsglacis gegen den verbliebenden sowjetischen Rumpfstaat hätte verwenden können. Eine solche Handlung hätte einen rationalen Oberbefehl mit einem Blick für politische Realitäten und dem Verlangen nach etwas Konkretem erfordert. Beides hatte Hitler nicht. Er wollte das Land brechen, seine Bewohner ermorden oder zu willenlosen Heloten im Dienste der deutschen "Herrenrasse" herabstufen. Eine Partnerschaft, egal wie ungleich, war völlig unvorstellbar. Es brauchte nicht lange, bis die Weißrussen und Ukrainer das verstanden und begannen, die Wehrmacht als Partisanen bis aufs Blut zu bekämpfen. Das zweite war eine furchtbare Überdehnung der Nachschublinien. Die gesamten Planungen waren völlig unbrauchbar. Die Kenntnisse über das sowjetische Kerngebiet waren erschreckend schlecht, und viele auf Karten verzeichnete Straßen, die man nutzen hatte wollen existierten nicht oder nur als staubige Trampelpfade. Die Sowjets dagegen mobilisierten doppelt so viele Truppen, wie die deutschen Planer vorausgesagt hatten. Beide Faktoren hatten eine fast einmonatige Offensivpause im September zur Folge, in der Stalin 800.000 Mann zusammenkratzen und zur Verteidigung Moskaus einsetzen konnte. Zwar hätten diese schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Divisionen kaum eine Chance besessen, wenn die Wehrmacht im eigentlichen Zeitplan eingetroffen wäre. So aber kämpften sich die Divisionen zwischen Oktober und Dezember 1941 durch den russischen Schlamm und kamen nur ausgelaugt und unterversorgt in die Moskauer Region. Mit völlig überdehnten Linien, erschöpft und fast ohne Vorräte in völlig unzureichender Schutzkleidung gruben sich die Deutschen im Dezember ein und erwarteten die russische Gegenoffensive, die nach den Planungen niemals hätte stattfinden dürfen. Unternehmen "Barbarossa" war gescheitert.

Im Matsch stecken gebliebene dt. Soldaten mit Gespann
In den Monaten von "Barbarossa" starben bereits Millionen Zivilisten. Um die Versorgung der deutschen Bevölkerung zu gewährleisten und die dünnen Nachschublinien besser ausnutzen zu können, hatte Hitler die Weisung gegeben, dass die Wehrmacht sich aus dem Lande zu versorgen habe. Die Versorgung der dortigen Bevölkerung war irrelevant. Damit wurden Millionen dem Hungertod preisgegeben. Wie bereits in Polen zogen hinter der eigentlichen Armee Einsatzkommandos her, die die ortsansässige Intelligenz und die Juden eliminierten. An all diesen Verbrechen war auch die Wehrmacht zumindest mittelbar beteiligt.

Die Eröffnung der russischen Front stellt die Frage, warum Hitler einen solchen Wahnsinn überhaupt beging. War dieser Kampf tatsächlich für die Deutschen zu gewinnen? Ohne den Balkanfeldzug, mit günstigeren Witterungsverhältnissen vielleicht? Ohne die von Hitler forcierte Dreiteilung der Kräfte direkt auf Moskau?  Ohne die Nachricht des Spions Richard Sorge, dass Japan den Neutralitätspakt einhalten werde, was die Verlegung der sibirischen Divisionen an die deutsche Front ermöglichte? Einer dieser Faktoren ausgeschaltet, und schon fällt die sowjetische Hauptstadt und damit der Dreh- und Angelpunkt des Sowjetreichs in deutsche Hände. Allein, hätte dies den Krieg beendet? Stalin scheint es ernst gemeint zu haben, als er in der Hauptstadt blieb. Er hätte sie verteidigt bis zum Ende, und ob die deutschen Truppen diese Schlacht tatsächlich gewonnen hätten steht keinesfalls fest. Gedankenspiele dieser Art übersehen aber ohnehin die andere Seite der Medaille. "Barbarossa" war überhaupt nur so erfolgreich, weil Stalin in blindem Vertrauen auf Hitler strategische Fehlleistungen ohne Vergleich beging. Nicht nur war die Armeeführung noch durch die großen Säuberungen ungeordnet. Auch das grenznahe Ballen von nicht operationsfähigen Großverbänden war bodenlos leichtsinnig, Flugzeuge standen in Reih und Glied ungeschützt auf Feldflughäfen und so weiter und so fort. Hätte Stalin auch nur das normale Maß an nachbarschaftlicher Vorsicht walten lassen, wäre die Wehrmacht wohl schon früher gescheitert. Da nach ihrem schnellen Durchbruch die sowjetische Industrie außerdem hinter den Ural verlagert wurde - eine schinderische und mörderische, aber nichts desto trotz erfolgreiche Großoperation - waren die Verluste an industrieller Substanz auch nicht so schlimm wie befürchtet, und es ist gut vorstellbar, dass die Sowjetunion auch nach dem Fall Moskaus nicht auseinandergebrochen wäre. Rationales Vorgehen also kann Hitler kaum attestiert werden. Einzig und allein die ideologische Verblendung, die einer völligen Unterschätzung der Roten Armee Bahn brach, war die Grundlage dieses Krieges.

Dt. Unteroffizier 1941
Nachdem die Wehrmacht sich in einer Reihe von überraschend einfachen Siegen einen Ruf der Unbesiegbarkeit aufgebaut hatte, erhielt dieser Mythos vor Moskau einen ersten ernsthaften Dämpfer. Noch immer allerdings neigten auch die alliierten Generalsstäbe, den Mythen Glauben zu schenken und den deutschen Soldaten und vor allem ihren Befehlshabern praktisch alles zuzutrauen. Bereits Mitte 1941 aber hatte sich die Lage trotz aller Siegesmeldungen für Deutschland bereits verschlechert: England war seit dem Ende der Luftschlacht um England nicht mehr angreifbar und erhielt durch die USA spürbare Stärkung. Trotz der Erfolge Rommels in Afrika hatte sich die Lage dort für die Alliierten ebenfalls stabilisiert. Sicherlich erreichten die Gebietsgewinne der Achsenmächte ihren Höhepunkt erst 1942. Doch die tatsächliche Chance auf einen militärischen Sieg war bereits 1941 verschwindend gering geworden, war England doch sichtlich nicht zur Kapitulation bereit und wurde langsam stärker, während der Krieg gegen die Sowjetunion selbst im günstigsten Fall nur die Herrschaft über ein riesiges und kaum erschlossenes Gebiet bringen würde, das mit brutaler Gewalt und massivem Einsatz von Besatzungstruppen kontrolliert werden müsste. Auf diese Art aber, in permanentem Partisanenkampf, konnte Deutschland so oder so nicht auf ewig bestehen. Das Riesenreich, das Hitler schaffen wollte, wäre an seinem eigenen Erfolg zugrunde gegangen, wenn nicht die Alliierten ihm vorher ein Ende bereitet hätten - und dadurch Millionen Menschenleben retteten, die das deutsche Machtexperiment zweifellos gekostet hätte.

Während heftiger Schneefall Truppenbewegungen in Russland fast unmöglich machte und auch die U-Boote ihre Operationen größtenteils einstellten, kam gleichzeitig auf der anderen Seite des Erdballs eine parallele Entwicklung zur Klimax. In ihrem Streben nach Autarkie hatten die Japaner sich die leichte Beute der französischen Kolonien in Fernost geschnappt. Für US-Präsident Roosevelt war dies jedoch der ideale Vorwand, um endlich den Kurs gegen das kaiserliche Japan verschärfen zu können. Noch 1940 wurde ein Öl-Embargo verkündet, das Japan, gänzlich ohne den Rohstoff aufgestellt, binnen kaum zweier Jahre die Luft abdrehen musste. Roosevelt hoffte wohl, die Japaner so an den Verhandlungstisch zu zwingen und deren Aggresivität zu besänftigen. Die Japaner kamen jedoch zu dem Schluss, dass es möglich wäre, die Amerikaner mit einem entscheidenden Schlag so weit zu schwächen, dass sie der japanischen Expansion im Fernen Osten nichts entgegenzusetzen hätten. Das Ziel des Schlages war die US-Flottenbasis auf Hawai, Pearl Harbour.

Die Serie "Der Zweite Weltkrieg" besteht aus fünf Teilen:
Teil 1: Der Weg in den Krieg
Teil 2: Der europäische Kriegsschauplatz 1939-1941
Teil 3: Der pazifische Kriegsschauplatz von 1941-1944
Teil 4: Der europäische Kriegsschauplatz 1941-1944
Teil 5: Das Ende

Literaturhinweise:
Janusz Piekalkiewicz - Der Zweite Weltkrieg
Niall Ferguson - Krieg der Welt
Sebastian Haffner - Anmerkungen zu Hitler
Richard J. Evans - Das Dritte Reich: Krieg
Bianka Pietrow-Ennker - Präventivkrieg? Der deutsche Angriff auf die SU
Mark Mazower - Hitlers Imperium
Norman Davies - Die große Katastrophe. Europa im Krieg 1939-1945
Rainer F. Schmidt - Der Zweite Weltkrieg
Geo-Epoche Zweiter Weltkrieg Teil 1 

Bildnachweise: 
Schleswig-Holstein - unbekannt (gemeinfrei)
Westfront - Leutnant G. Keating (gemeinfrei)
Exekution - unbekannt (gemeinfrei)
Untergang - Anathema (gemeinfrei)
Narvik - Max Ehlert (CC-BY-SA 3.0)
Eiffelturm -  unbekannt (CC-BY-SA 3.0)
Gefangene - unbekannt (CC-BY-SA 3.0)
Churchill - British Government (gemeinfrei)
Beobachter - US National Archives (gemeinfrei)
Rommel - Hugo Vielmetti (CC-BY-SA 3.0)
Bruchlandung - Weixel (CC-BY-SA 3.0)
Bismarck - Gerd Urbahns (CC-BY-SA 3.0)
Stalin und Ribbentrop - unbekannt (CC-BY-SA 3.0)
Panzer - Johannes Hähle (CC-BY-SA 3.0)
Gespann - Dinstühler (CC-BY-SA 3.0)
Unteroffizier - Zermin (CC-BY-SA 3.0)

9 Kommentare:

  1. Einige kleine Anmerkungen:
    Katyn wurde 1943 entdeckt, und Japan bestzte vor Pearl Harbour Indochina, also die Französischen Kolonien in der Region und nicht Indonesien, die damaligen Niederländischen Kolonien.

    Mike

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  2. Tobias Brüggendick3. April 2011 um 00:58

    Eine Anmerkung von mir zum "Battle of Britain". Laut der amerikanischen Dokumentation "How Hitler Lost the War" war gerade die Änderung der Angriffe auf Zivilziele der Grund für die Niederlage der Deutschen. Die Briten waren zu der Zeit am Limit. Die britischen Piloten waren Tag und Nacht im Einsatz und ihre Heimatflughäfen pausenlos unter Angriff. Laut einem britischen Piloten wäre zu dieser Zeit ein weiterer Angriff der Deutschen auf Militärische Ziele die Niederlage um den Luftkampf um England gewesen. Mit dem Angriff auf Zivilziele begann aber die Niederlage der Deutschen, denn die Verluste der Deutschen stiegen ohne militärische Erfolge. Diese Verluste, hauptsächlich die der gut ausgebildeten Piloten, konnten die Deutschen nie wieder ausgleichen.

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  3. Du hast völlig Recht. Ich habe diesen Zusammenhang unter "es gab nie eine einheitliche Strategie" verkürzt.

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  4. Irgendwie fehlt mir beim Weg in den Krieg die Unterscheidung zum "weg in den Weltkrieg". Churchill belegt Seite für Seite in seinem Memoiren, dass er den Regionalkrieg zum Weltkrieg ausgeweitet hat, aus völlig rationalen Gründen.

    Er hat Absichten Richtung Narvik durchsickern lassen und in Griechenland interveniert, um die Wehrmacht zwischen Nordkap und Kreta zu überdehen. Er schreibt das eindeutig so, und es ist für die Rettung UKs auch absoplut logisch. Nur riss es andere Länder mit, die (noch) gar nicht im Visier der Nazis standen.

    Wieso wird das immer unterschlagen? Der Weltkrieg ist Produkt aller kriegsführenden Parteien. Schlieffen wurde doch erwähnt, und seine Warnung vor einem Zweifrontenkrieg.

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  5. Die Grenze ist nicht willkürlich 1941 gezogen, und es wird in den Artikeln IMHO auch ausführlich thematisiert.

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  6. Danke, sehr Interessanter Artikel, mehr davon!

    grüße Michael

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  7. ich habe einen langen penis und ihr könnt alle meine eier lutschen

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