Von Stefan Sasse
Iberisches Falcate, 3. Jahrhundert v. Chr. |
Nachdem der Erste Punische Krieg mit einer Niederlage Karthagos geendet hatte, war Rom, das zu Beginn des Krieges im Jahr 264 v. Chr. eine in Süditalien gerade erst arrondierte Landmacht gewesen war, plötzlich zur beherrschenden Seemacht des westlichen Mittelmeers geworden. Karthago hatte nicht nur jeden Einfluss auf Sizilien und das bis dahin fest beherrschte Sardinien verloren, sondern auch seine Flotte und hatte große Kriegsentschädigungen zahlen müssen. Diese jedoch schüttelte es schneller ab, als dies Rom lieb war. Bereits wenige Jahre nach der Kapitulation 241 v. Chr. und dem Ende der Söldnerkriege war Karthago eine prosperierende Wirtschaftsmacht und suchte seine Grenzen zu erweitern. Überseeisch war ihr dies nicht mehr möglich - die geringe Reichweite der damaligen Schiffe erforderte Flottenbasen in regelmäßigen Abständen, und ein potentiell feindliches Sizilien und Sardinien verweigerte Karthago diese. Es war also nur folgerichtig, dass Hamilcar Barcas, der erfolgreiche Militärführer des Sizilienfeldzugs im Ersten Punischen Krieg, nun Karthagos Macht in Spanien auszuweiten suchte.
Iberischer Krieger, etwa 3. Jhdt. v. Chr. |
Rom war von der karthagischen Expansion nicht ernsthaft besorgt. Prinzipiell gestand man Karthago das gleiche Rechte wie allen anderen zu, vorausgesetzt, dass Karthago die römische Überlegenheit anerkannte. Diese Voraussetzung war bei den Römern immer unausgesprochen dabei; sie kannten in ihrer Diplomatie keine gleichgestellten Reiche. Entweder war man ein Bundesgenosse und Befehlsempfänger Roms, in dessen Hegemonialsphäre oder zumindest potentieller Feind. Karthago verstand diese römische Attitüde nie, und die Römer verstanden nicht, welches Problem die Karthager mit ihrem hegemonialen Anspruch hatten. Vorläufig kamen diese Risse aber nicht zur Erscheinung. Rom hatte im Osten genug zu tun, war in Illyrien (auf dem heutigen Balkan) involviert und an Gallien interessiert. Die karthagischen Bestrebungen waren für Rom nur so weit interessant, wie sie nicht in Gefahr liefen, die römischen Interessen in Gallien zu unterminieren.
Um das auszuschließen, schloss Rom einen Vertrag mit Hadrubal, einem Nachfolger Hamilcars, den so genannten Ebro-Vertrag. Hierin verpflichtete sich Hasdrubal, nicht mit Truppen den Fluss Ebro zu überschreiten, der eine Art Interessenssphärengrenze markierte. Es ist bis heute nicht ganz klar, welcher Fluss mit dem Ebro gemeint ist. Die Verwirrung darüber entspringt der Tatsache, dass die römische Geschichtsschreibung darüber sehr widersprüchlich ist, weil der Vertrag letztlich der casus belli werden würde. Auffällig ist in jedem Falle, dass die Römer einen Vertrag für eine Gegend schlossen, in der sie keinesfalls involviert waren, selbst wenn der Vertrag - wie einige Historiker annehmen - die Pyrenäenregion berührt hätte. Vermutlich aber lag der Ebro deutlich weiter südlich (wer sich für diesen Streit unter Historikern interessiert, dem sei Klaus Bringmanns "Der Ebro-Vertrag" ans Herz gelegt). Noch viel auffälliger aber ist, dass der Vertrag nicht mit Karthago, sondern mit Hasdrubal geschlossen wurde. Bis heute ist unklar, ob auch Karthago selbst den Vertrag ratifizierte (eine Frage, die für die Zuschreibung der Kriegsschuld wichtig ist). Bedenkt man aber die Neigung der Römer zu pragmatischer Realpolitik und den Machtgewinn Hamilcars, und Hasdrubals so ist die Vertragsschließung mit ihm durchaus folgerichtig.
Hannibal, vermutl. nicht authentisch |
Während Rom also in Illyrien und Gallien beschäftigt war, machte sich Karthago große Teile Spaniens untertan und hatte wieder eine mächtige Stellung errungen. Es besaß zwar keine große Flotte - mangels Basen hatte man die Seeherrschaft bei Rom lassen müssen - aber ein extrem schlagkräftiges Landheer. Die römische Strategie für den Fall eines Kampfes sah deswegen vor, Spanien den Nachschub per See abzuschneiden, dort zu landen und die Karthager zu schlagen. Da sowohl Hasdrubal als auch Hannibal eins und eins zusammenzählen konnten, waren sie sich dessen im Klaren. Hasdrubal zog daraus den Schluss, dass ein Krieg mit Rom zu vermeiden war, schwörte jedoch einer vermutlich falschen Legende nach zufolge Hannibal darauf ein, die Römer immer zu hassen und ihnen wo möglich zu schaden. Genau diese Idee verfolgte Hannibal weiterhin, der nach der Ermordnung Hasdrubals die Macht übernahm.
Der neuerliche Konflikt mit Rom entzündete sich letztlich über die Stadt Sagunt und die Auslegung des Ebro-Vertrags. Für Hannibal war die Sache klar: er hielt sich nur noch aus Höflichkeit und weil er derzeit keine Interessen nördlich des Ebro hatte an den mit seinem Vater geschlossenen Vertrag, an den er sich nicht gebunden fühlte (genausowenig wie die karthagische Volksversammlung). Für die Römer war das ähnlich klar, aber auch sehr unangenehm. Denn die Stadt Sagunt war Rom in amicitia, Freundschaft, verbunden, lag aber vermutlich südlich des Ebro - also in Hannibals Interessengebiet. Hannibal jedoch griff die Stadt 219 v.Chr. an und belagerte sie. In Rom war man nun nicht sicher, was man tun sollte. Einerseits war Sagunt kein offizieller Bundesgenosse Roms, ergo bestand keine Bündnisverpflichtung. Andererseits aber war Hannibal den Römern eine ganze Spur zu keck. Da Hannibal listig gegen Ende des Jahres 219 angegriffen hatte, entschieden sich die amtierenden Konsuln, ohnehin in Illyrien gebunden, einer alten Politikertradition zu folgen und das Problem von ihren Nachfolgern regeln zu lassen.
Hannibals Alpenüberquerung |
Diese wurden im Januar 218 eingeschworen und handelten dann auch. Sagunts verzweifelte Hilfeschreie wurden ignoriert, stattdessen sandte man eine pro-forma-Delegation nach Karthago (die dort erst nach dem Fall Sagunts eintraf) und bereitete sich auf die Invasion Spaniens vor. Hannibal, der inzwischen eine teilweise Unterstützung des karthagischen Senats erhalten hatte - der aber gleichwohl nicht begeistert von der Entwicklung und sehr zurückhaltend war - überquerte inzwischen die Pyrenäen, das potentiell feindliche Gebiet gallischer Stämme und machte sich dann daran, die Alpen zu überqueren. Die Römer selbst hatten das für ein unmögliches Unterfangen befunden. Nicht nur saßen viele feindselige, aggressive gallische Stämme in den Alpen, die den Karthagern genauso zusetzen würden wie den Römern (was sie auch taten), die Witterungsgbedingungen waren auch katastrophal. Dass es Hannibal dazu gelingen würde, ausgerechnet Elefanten über die Alpen zu bringen, lag vollständig außerhalb des Denkbaren. Hannibal schaffte jedoch all dies und stand in der Po-Ebene.
In der Po-Ebene lebten zu jener Zeit noch zahlreiche gallische Stämme. Erst in den späten 220er-Jahren hatte Rom es mit einigem militärischem Aufstand geschafft, diese zu unterwerfen. Hannibals unerwartete Ankunft ermöglichte es vielen dieser Stämme, sich von Rom loszusagen, bevor die Römer Maßnahmen ergreifen konnten. Publius Cornelius Scipio, 218 Konsul, schiffte so schnell er konnte die bereits nach Spanien verlagerten Truppen zurück nach Italien, verlor aber eine kleine Schlacht bei Ticinus, die noch mehr Gallier auf Hannibals Seite brachte. Dieser hatte nur wenige Truppen direkt nach Italien geführt und, wie es scheint, von Anfang an geplant ohne Verstärkung aus Spanien auszukommen. Durch die gallischen Verstärkungen war sein Heer nun rund 40.000 Mann stark. Bei Trebia schlug er die zweite römische Armee, geführt von Konsul Sempromius Longus, vernichtend. Norditalien war damit vollständig unter Hannibals Kontrolle.
Im Winter 218/217 jedoch ließ die Unterstützung der Gallier in der Po-Ebene für Hannibal rasch nach, dessen Armee sie nun durchzufüttern hatten. Hannibal stand deswegen im Frühjahr 217 unter starkem Druck, möglichst schnell weiter nach Süden zu ziehen. Die neuen römischen Konsuln - Gnaeus Servilius und Gaius Flaminius - waren sich dessen bewusst und blockierten den östlichen und westlichen Zugangsweg nach Rom. Damit blieb Hannibal, wollte er nicht auf unvorteilhaftem Grund kämpfen, nur die Route durch den Mund des Arno, ein sumpfiges und oft überflutetes Gebiet. Bei dem Marsch hindurch verlor er seine verbliebenen Elefanten, viele seiner Soldaten und sein rechtes Auge, doch noch im Frühjahr 217 stand er im Rücken Flaminius' und begann die Landschaft zu verheeren, um diesen zur Schlacht zu zwingen. Es gelang ihm, die Truppen Flaminius' beim Trasimenischen See in die Falle zu locken und aufzureiben. Zum zweiten Mal waren die Römer schwer von Hannibal geschlagen worden.
Fabius "Cunctator" Maximus |
Diese griffen daraufhin auf die Methode zurück, einen Diktator zu ernennen, um die Notperiode zu überstehen. Dieser Diktator war Fabius Maximus, der bald den spöttischen Spitznamen "Cunctator" (Zögerer) erhielt. Die Römer hatten sich erhofft, dass der Diktator schnell zuschlagen und ihnen einen entscheidenden Sieg liefern würde. Fabius aber dachte gar nicht daran. Stattdessen zog er dicht hinter Hannibals Armee her, hielt seine Truppen zusammen und bekämpfte Hannibals Nachhut. Dieser war dadurch nicht in der Lage, das Land zu verheeren, eine Aufgabe, die oft genug Fabius selbst übernahm um den auf einheimische Vorräte dringend angewiesenen Hannibal vom Nachschub abzuschneiden. Sein Plan war, einen Abnutzungskrieg gegen Hannibal zu führen. Diese Strategie war wohl nicht dumm. Hannibal hatte die besseren Truppen und war offensichtlich ein genialer Stratege. Seine Schwäche lag im Nachschub, den er angesichts der römischen Seeüberlegenheit kaum erhalten konnte - und genau das nutzte Fabius aus, der es durch sein Hinterherziehen außerdem unmöglich für Hannibal machte, im Süden wie in der Po-Ebene Bundesgenossen Roms abzuwerben.
Doch ein Unterbefehlshaber Fabius', Minucius, hintertrieb diese Strategie. Er war ein politischer Gegner des Cunctator und versuchte, Hannibal direkt anzugreifen, obwohl er anderslautende Befehle hatte. Es gelang ihm tatsächlich, einige taktisch unbedeutende Siege zu erreichen, ehe er Hannibal in die sorgfältig aufgestellte Falle lief. Nur das Eingreifen Fabius' rettete Minucius, der sich daraufhin Fabius' Kommando unterordnete. Doch der Senat hatte von Minucius' Siegen und der erfolgreichen Rettungsaktion den fatalen Eindruck gewonnen, dass man Hannibal militärisch leicht besiegen könnte. Als der Cunctator abtrat, wurde eine neue Armee gesammelt, in der viele Senatoren persönlich dienten, und unter den Konsuln Gaius Terrentius Varro und Aemilius Paullus marschierte sie trotz der Warnungen Fabius' fast 80.000 Mann stark Hannibal entgegen. Würde sie eine Schlacht verlieren, so würde dies ein fast tödlicher Schlag für Rom sein.
Was folgte, wurde zur Legende mit Wirkmacht weit über den Punischen Krieg hinaus. Hannibal stellte sich den Truppen der römischen Konsuln bei Cannae zur Schlacht. Die Römer hatten eine deutliche zahlenmäßige Überlegenheit. Hannibal selbst war halb blind, seine Truppen erschöpft und schlecht versorgt. Als die Sonne am 2. August 216 v. Chr. über Cannae unterging, lagen zwischen 10.000 (moderne Schätzungen) und 70.000 (Polybius' Schätzung) tote Römer auf dem Schlachtfeld. Die römische Armee befand sich in völliger Auflösung. Zig Senatoren und die beiden Konsuln lagen unter den Toten; auf einer Statue von Sebastien Slodtz zählt Hannibal gar die Ringe der erschlagenen Senatoren. Es lohnt sich aus mehreren Gründen, kurz bei Cannae zu verweilen.
Cannae |
Mit Ausnahme von Arusio 105 v. Chr. (Kimbern- und Teutonenzug) verloren die Römer nie so viele Soldaten in einer einzelnen Schlacht wie bei Cannae. Bis heute gilt sie als taktische Meisterleistung, die kaum ein Ebenbild in der Militärgeschichte hat. Hannibals so genannte "doppelte Umfassung" sorgte für eine Nullifikation des römischen Zahlenvorteils und zerschlug die Armee fast völlig (siehe Schema). Die karthagische Kavallerie schlug die römische und fiel danach deren Infanterie in den Rücken, wodurch die Umfassung praktisch vollständig wurde. Ein solches Manöver hatte es nie zuvor gegeben. Die Zeiten, in denen man sich an reiner Schlachtenästhetik berauschte, sind allerdings lange vorbei. Die Schlacht von Cannae hat besonders für die deutsche Geschichte unerwartet starke Nachwirkungen gezeigt. Die deutsche Generalität im 19. Jahrhundert war wie besessen von Cannae und trachtete stets danach, selbst ein solches Meisterstück zu vollbringen - die vollkommene Einkreisung und Vernichtung des Gegners bei kleinen eigenen Verlusten. Im deutsch-französischen Krieg gelang ihr dann 1870 das Kunststück bei Sedan, wo die französische Armee eingekesselt wurde und kapitulieren musste. Kaiser Napoleon III. trat als Folge davon ab. Im Ersten Weltkrieg dann war die Generalität von dem Wahn beseelt, diese Schlacht noch in den Schatten zu stellen und ein Super-Cannae zu schaffen, indem der rechte Flügel der deutschen Armee durch Belgien vorstieß, die französische Armee nördlich umfasste, sie umging und dann gewissermaßen gegen Elsaß-Lothringen drückte, um sie dort zu vernichten. Der Plan scheiterte bereits in der Marne-Schlacht, und mit ihm war die gesamte Planung des Reichs hinfällig. Dabei hätte die deutsche Generalität eigentlich eine ganz andere Lehre aus Cannae und Sedan ziehen können: nach beiden Schlachten war der Krieg nicht zu Ende. Nach beiden Schlachten ging er noch lange, lange weiter. Der Wahn nach der taktischen Meisterleistung aber verfolgte die deutsche Generalität noch bis in die Trümmer Berlins 1945.
Kriegselefanten im Einsatz |
Rom lernte seine Lektion. Dass es dazu überhaupt fähig war, gehört zu den größten Rätseln der Geschichte des Zweiten Punischen Krieges. Am Abend der Schlacht von Cannae debattierte Hannibal mit seinem Stab die weitere Strategie, und ein Offizier namens Maharbal prägte den Ausspruch "Hannibal, du weißt zu siegen, jedoch nicht, den Sieg zu nutzen." Hintergrund des Bonmots ist Hannibals Weigerung, Rom anzugreifen. Warum er das nicht tat ist nicht ganz klar und immer noch Streitpunkt unter Historikern. Es gibt mehrere Theorien. Rom hatte nach Cannae jedenfalls schwere Einbußen in seiner militärischen Leistungsfähigkeit erlitten. Eine Theorie besagt, dass auch Hannibals Truppen nach Cannae nicht mehr in der Lage waren, selbst ein schwach garnisoniertes Rom zu erobern - die Stadtmauer musste immer noch gestürmt werden, und Hannibal hatte kein Belagerungsgerät. Eine andere Theorie besagt, dass Hannibal einfach nicht wusste, wie schwach die Römer wirklich waren - also eine Bestätigung Maharbals. Montgomery, der seinen Namen als Gegner Erwin Rommels machte, ist etwa dieser Ansicht. Eine dritte Theorie, die etwa Joachim Fernau vertritt besagt, dass Hannibal Rom schlicht nicht auslöschen wollte, weil er sich selbst als einen zivilisierten Mann und die Römer als gleichwertige Hochkultur verstand, die man nicht einfach vernichtete. Sollte das richtig sein, hatten die Römer jedenfalls keine solchen Skrupel.
Wie bereits gesagt, Rom lernte seine Lektion. Für den Rest des Krieges stellte man sich in Italien keiner offenen Feldschlacht mehr, sondern nahm die Abnutzungsstrategie des Cunctator wieder auf. Zwar waren nach Cannae viele römische Bundesgenossen abgefallen. In den folgenden Jahren jedoch konnten die Römer sie fast alle zurückerobern und drängten Hannibal nach Campanien ab, wo er kaum mehr Manövrierspielraum hatte. Karthago schickt ihm keine Verstärkungen, und auch der mazedonische König Philipp V. mischte sich nicht ein - auf beidem aber hatte Hannibals Strategie basiert. In der Zwischenzeit eroberten die Römer Stück für Stück Spanien und konnten sogar gleichzeitig gegen Philipp V. vorgehen, der Hannibal zwar nicht aushalf, aber seinerseits versuchte, Illyrien zu erobern. Obwohl Hannibal noch einige taktische Siege erringen konnte, wandte sich das Kriegsglück gegen ihn. 211 fiel Capua, 207 starb sein Bruder Hasdrubal (nachdem sich Hannibal doch zum Marsch auf Rom entschlossen hatte), und die Römer schleuderten seinen Kopf über Hannibals Palisade, nachdem sie ihn quer durch Italien zu ihm transportiert hatten. Sie waren sich ihrer Sache offensichtlich sicher. Nach 15 Jahren Krieg in Italien wurde Hannibal im Jahr 203 v. Chr. nach Karthago zurückberufen, um die Stadt selbst gegen den zu erwartenden römischen Angriff zu beschützen.
Treffen Scipios und Hannibals nach Zama |
In der Zwischenzeit hatte Scipio (der Sohn des Scipio, der 218 gegen Hannibal bei Ticinus verloren hatte) Friedensverhandlungen mit Karthago aufgenommen, die vergleichsweise moderat waren, zumindest verglichen mit dem, was kommen sollte. Eine römische Flotte, die bei Tunis strandete, wurde von der leidenden örtlichen Bevölkerung geplündert, was die Verhandlungen ernsthaft beschädigte. Zu allem Überfluss kam zu diesem Zeitpunkt auch noch Hannibal mit seinen Truppen zurück. Karthago entschloss sich zum Kampf. Auf der Ebene von Zama prallten die Heere aufeinander; auf der einen Seite Scipio, auf der anderen Hannibal. Doch Hannibal war nicht mehr der Mann, der 216 die Römer bei Cannae besiegt hatte. Er war halb blind, vorzeitig durch die Strapazen gealtert, krank. Zudem hatte er den wichtigsten Vorteil, die Überlegenheit an Kavallerie, nicht mehr. Die Schlacht bei Zama wurde zum Desaster, Karthago verlor vollständig. Der folgende Frieden war ein Diktat. Karthago verlor praktisch alle Besitzungen außer die Stadt selbst, seine politische Souveränität und war ab sofort nur noch eine Stadt von Roms Gnaden, ohne eigene Macht und wirtschaftlich weit abgeschlagen.
50 Jahre später würde Rom, unter anderem auf das Drängen des älteren Catos (der jede seiner Senatsreden, egal zu welchem Thema, mit dem berühmten Ausspruch "Cetero censeo Carthaginem esse delendam" - im übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss - beendete) erneut Karthago den Krieg erklären. Vorwand war, dass die Stadt sich gegen die Überfälle von Numiden zur Wehr setzte, die eventuell sogar von Rom aufgestachelt worden waren. Der Friedensvertrag verbot Karthago aber Kämpfe ohne Roms Genehmigung. Nachdem alle noch so aufopferungsvollen Friedensangebote abgelehnt worden waren, war Karthago klar, dass Rom es vernichten wollte. Es bereitete sich auf eine sinnlose, aber endgültige Verteidigung vor. Rom brauchte auch über zwei Jahre, um die Stadt endgültig einzunehmen, es musste Haus um Haus erobern und praktisch jeden Karthager erschlagen. Am Ende gab es die Stadt nicht mehr. Dass man den Boden verfluchte und Salz verstreute ist nur eine Legende; Karthago aber hatte aufgehört zu existieren.
Ruinen Karthagos |
Dieser so genannte Dritte Punische Krieg ist das letzte Mal, dass Rom sich gegen Karthago wandte, und es zeigte offen eine hässliche Fratze. Es ist unumgänglich, sich noch einmal mit der Kriegsschuldfrage am Zweiten Punischen Krieg zu beschäftigen. Dabei kommen wir wieder auf den Ebro-Vertrag zu sprechen. Die Situation ist sehr verworren und unklar, denn sie ist von einem wichtigen Faktum der Geschichtsschreibung geprägt: sie wird immer von Siegern gemacht. Polybius jedenfalls, unsere wichtigste Quelle zum Krieg, berichtet, dass Sagunt nördlich des Ebro gelegen habe, dass es ein Bundesgenosse Roms gewesen sei und dass eine römische Delegation es zu retten versucht habe. Auch das Datum des Kriegsbeginns wurde nach vorne verschoben, um den Eindruck zu verwischen, Rom habe einen Bundesgenossen im Stich gelassen. So oder so war die Situation für Polybius unangenehm, denn er musste entweder erklären, warum Rom das getan hatte oder warum es ohne triftigen Grund Krieg mit Hannibal anfing. Historiker wie Bringmann halten heute die obige Version für wahrscheinlich, und das würde den Grund für den Krieg bei Rom festsetzen.
Der Grund für Roms Aggression besteht lauf Historikern wie Heuß vor allem darin, dass sich die römische Nobilität in einem ständigen Wettkampf untereinander befand, einem Wettkampf um politische Macht und Ruhm. Dieser ließ sich zum einen direkt in politische Macht transpherieren und andererseits am besten im Krieg gewinnen. Zur Zeit der Punischen Kriege hielt sich diese Konkurrenz noch in der Waage, weil die Aristokraten sich gegenseitig vom Gewinnen von zu viel Macht abhielten. Als jedoch die Feldherren mit der Professionalisierung der Armeen immer mehr Truppen persönlich auf sich vereidigten, wurden die römischen Feldherren ähnlich mächtig wie Hannibal, Hasdrubal und Hamilcar - und zerstörten unter den Namen Cäsar, Pompeius und Octavian die Republik.
Weiterführende Literatur:
Bildnachweise:
Falcata - Luis Garcia (GNU 1.2)
Krieger - Luis Garcia (gemeinfrei)
Hannibal - unbekannt (gemeinfrei)
Alpenüberquerung - unbekannt (gemeinfrei)
Cunctator - Schurl50 (gemeinfrei)
Cannae - Frank Martini (gemeinfrei)
Elefanten - Henri-Paul Motte (gemeinfrei)
Zama - Charlotte Mary Yonge (gemeinfrei)
Ruinen - Patrick Giraud (GNU 1.2)
Sehr guter Artikel.
AntwortenLöschenWobei ich wirklich nicht glaube, dass Karthago den Krieg gewonnen hätte, falls Hannibal wirklich nach Rom marschiert wäre.
Er hätte sicher auch bei einem schwach besetzen Rom große Verluste erlitten und ob ihm die Einnahme Roms etwas gebracht hätte ist die andere Frage.
Sehr guter artikel :D ich brauche ihn nähmlich für die schule xD
AntwortenLöschenToller Artikel
AntwortenLöschenbrauch ihn auch für die schule. :D
Zuuuu laaaaaang um eine Antwort zu finden!
AntwortenLöschenhttp://oding.org/index.php/poesie/630-hannibal
AntwortenLöschenNaja ...
AntwortenLöschenIhr Pisser
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