Einer der faszinierenden (und ehrlich gesagt auch milde erschreckenden) Bestandteile des Älterwerdens ist die Feststellung, dass der eigene Referenzrahmen von einer jüngeren Generation nicht mehr geteilt wird und diese bei zunehmend mehr Aspekten nicht mehr weiß, wovon man eigentlich spricht. Meine Elterngeneration (spätestens) dürfte ein Leben ohne Elektrizität und fließend Wasser nicht nachvollzogen haben können, während ich selbst mir nicht vorstellen konnte, dass es einmal Familien ohne Farbfernseher gab. Ich habe mich deswegen entschlossen, diese unregelmäßige Artikelserie zu beginnen und über Dinge zu schreiben, die sich in den letzten etwa zehn Jahren radikal geändert haben. Das ist notwendig subjektiv und wird sicher ein bisschen den Tonfall „Opa erzählt vom Krieg“ annehmen, aber ich hoffe, dass es trotzdem interessant ist. Als Referenz: ich bin Jahrgang 1984, und meine prägenden Jahre sind die 1990er und frühen 2000er. Was das bedeutet, werden wir in dieser Serie erkunden. In dieser Folge geht es um ein popkulturelles Phänomen der 1980er und 1990er Jahre: die Teenage Mutant Ninja Turtles.
Mein Kindheit in den 1990er Jahren war reich an Figuren aus Saturday Morning Cartoons, die auch (oder vorrangig) die Spielzeugregale befüllten. Von den Transformers über He-Man zu den Thundercats gab es zahllose dieser künstlerisch eher unterwältigenden Phänomene, die ich damals für den heißesten Scheiß jenseits der Schlümpfe hielt. Der unbestrittene König aber waren die Turtles. Ich liebte die mutierten Schildkröten, und die Biester definierten für eine Weile durchaus, was cool war. Obwohl sie in den letzten Jahren eine kleine Renaissance erlebt haben, sind die Turtles nie wieder eine solche Größe geworden wie seinerzeit. Das liegt vermutlich auch dem spezifischen Moment, den die jugendlichen "Helden im Panzer" ausfüllten.