Von Stefan Sasse
Minute-Man (Miliz der Kolonien) |
Man befand sich offensichtlich in einem Zustand des Kampfes mit Großbritannien, dem eigenen Mutterland. Briten schossen auf Briten. Die einen verteidigten ihrer Meinung nach die ihnen zustehenden Rechte, die anderen glaubten eine unrechtmäßige Rebellion undankbarer Kolonisten niederschlagen zu müssen. Welches Ziel sollten die Kolonien also verfolgen? Noch einmal: die 13 Kolonien waren keinesfalls ein einiger politischer Körper. Ihre Gesellschaften, Mentalitäten und Wirtschaftsstrukturen und damit ihre Ziele waren alles andere als deckungsgleich. Die Pflanzeraristokratie des Südens verband nur wenig mit den Handelsfahrern Massachusetts, und diese wiederum fühlten sich von den religiösen Fanatikern, wie sie etwa in Concord, Rhode Island, zu genüge zu finden waren.
Es war deshalb ein zähes Ringen, sich zu dem radikalen Schritt der Unabhängigkeit zu entschließen. Wurde dieser erst einmal ergriffen, würde es kein Zurück mehr geben. Es gab deswegen nicht zu verachtende Stimmen, die lediglich eine Art Bestätigung ihrer Privilegien und eine Rücknahme der Steuer- und Zollgesetze als Kriegsziel ausgeben wollten, den Verbleib der 13 Kolonien innerhalb des britischen Empire also nicht in Frage stellten. Auch die Frage wie mit Kanada zu verfahren sei war kontrovers. Schließlich aber setzten sich die Befürworter der Unabhängigkeit durch. Eine Rolle wird dabei sicher auch der fortschreitende Krieg und die damit einhergehende Rücksichtslosigkeit der Briten gespielt haben, ebenso wie die Tatsache, dass sich Befürworter der Unabhängigkeit wie Thomas Paine bereits stark exponiert und deswegen weniger zu verlieren hatten. Außerdem gewannen die Unabhängigkeitsbefürworter den publizistischen Kampf um die Meinungshoheit, ein Muster, das sich bei der Annahme der Verfassung 1787 wiederholen würde.
Thomas Jefferson |
"We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness. That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government, laying its foundation on such principles and organizing its powers in such form, as to them shall seem most likely to effect their Safety and Happiness. Prudence, indeed, will dictate that Governments long established should not be changed for light and transient causes; and accordingly all experience hath shewn, that mankind are more disposed to suffer, while evils are sufferable, than to right themselves by abolishing the forms to which they are accustomed. But when a long train of abuses and usurpations, pursuing invariably the same Object evinces a design to reduce them under absolute Despotism, it is their right, it is their duty, to throw off such Government, and to provide new Guards for their future security."
Unabhängigkeitserklärung |
"We, therefore, the Representatives of the united States of America, in General Congress, Assembled, appealing to the Supreme Judge of the world for the rectitude of our intentions, do, in the Name, and by Authority of the good People of these Colonies, solemnly publish and declare, That these United Colonies are, and of Right ought to be Free and Independent States; that they are Absolved from all Allegiance to the British Crown, and that all political connection between them and the State of Great Britain, is and ought to be totally dissolved; and that as Free and Independent States, they have full Power to levy War, conclude Peace, contract Alliances, establish Commerce, and to do all other Acts and Things which Independent States may of right do. And for the support of this Declaration, with a firm reliance on the protection of divine Providence, we mutually pledge to each other our Lives, our Fortunes and our sacred Honor."
Mit dieser Erklärung war der Einsatz beider Seiten gesetzt. Großbritannien musste die neuen Vereinigten Staaten zerstören und als Kolonien wiederherstellen, die wahrscheinlich permanent besetzt werden mussten. Sein Ruf als Großmacht, im 18. Jahrhundert in vielen Kriegen erworben, stand auf dem Spiel. Zahlreiche Mächte von Frankreich über Spanien zu Russland wollten die Briten gedemütigt sehen. Trotzdem hätte kaum jemand Geld auf die amerikanischen Kolonien gesetzt. Diese verfügten über keine Armee, wenig Ausrüstung, keine Finanzmittel, kaum Flotte und keine Verbündeten. Dazu kam, dass die neu entstandenen USA sich eine eigene Verfassung geben mussten - mitten in einem Krieg um ihre eigene Existenz.
Washington überquert den Delaware |
Britische Kapitulation bei Yorktown |
Articles of Confederation |
Ganz im Geiste John Lockes und der Aufklärung war die Macht dieses neuen Parlaments, das aus den Articles hervorging, deutlich beschränkt. Es besaß kein eigenes Budget, sondern wurde von den Einzelstaaten alimentiert, die es zuvor um Geldleistungen bitten musste. Eine Verpflichtung, diesen nachzukommen, gab es nicht. Dem Parlament fehlte - im Geist der Revolution, aus der es entstanden war - auch die Kompetenz zum Erheben von Steuern oder Zöllen, ja zu einer Handelspolitik insgesamt. Alle Kompetenzen, die dem Kongress nicht von den Articles ausdrücklich zugesprochen wurden, lagen bei den Einzelstaaten. So etwas wie eine oberste Gerichtsbarkeit, einen Surpreme Court, oder überhaupt eine von den Einzelstaaten unabhängige Judikative, die einem kohärenten "federal law" gehorchen würde, gab es nicht.
Dies war die politische Situation in dem neuen Kongress, den sich die amerikanischen Einzelstaaten gegeben hatten. Das Wahlrecht, aktiv wie passiv, war durch die Einzelstaaten bestimmt und noch immer mehrheitlich an Landbesitz gebunden. Die USA schleppten jedoch aus der Revolutions- und Kriegszeit auch noch eine große wirtschaftliche Altlast mit sich herum: einer der Gründe, der überhaupt erst zur Revolution geführt hatte, war das Verbot der Ausgabe einer kolonialen Währung gewesen. Im Krieg druckten die USA inflationär Papiergeld, die "greenbacks", die jedoch praktisch nicht gedeckt war. Man hatte also mit Friedensschluss eine veritable Inflation an der Hand. Man hatte den Krieg zu einem Gutteil über Kriegsanleihen finanziert, die zwar einerseits die Bevölkerung an das neue Staatsgebilde gebunden hatten, aber andererseits ja auch wieder abbezahlt werden mussten. Für den Abschluss eines Friedensvertrags hatte England außerdem darauf bestanden, dass die Vorkriegsschulden anerkannt würden, was Entschädigungsforderungen der enteigneten Loyalisten ebenso ermöglichte wie Schuldforderungen Englands an den neuen Staat. Das größte Problem war jedoch die Handlungsunfähigkeit des Kongresses in Fragen der Handelspolitik.
Denn England hatte die Probleme gut erkannt. Da man unmittelbar vor Ausbruch des Krieges die Importe blockiert hatte, stapelten sich in den westindischen Lagerhäusern nun die Waren. Unfähig, eine gemeinsame Handelspolitik zu entwerfen, gab es keine wirksamen Schutzzölle für die schwache einheimische Wirtschaft. Die Briten warfen ihre gesammelten Importe zu Schleuderpreisen auf den amerikanischen Markt und ruinierten die heimische Nachfrage. Sie müssen eine diebische Freude dabei empfunden haben, die US-Einzelstaaten gegeneinander auszuspielen, denn manche profitierten von diesem Handeln und blockierten den auf Konsens aller Einzelstaaten basierenden Kongress.
Das Nordwest-Territorium |
Die einzige Möglichkeit für den Kongress, überhaupt eigenes Geld zu erwirtschaften (etwa für die Unterhaltung einer kleinen Armee und Flotte) war der Verkauf des Landes westlich der ursprünglichen Appalachengrenze und im Ohiotal, das durch den Friedensvertrag mit England an die USA gefallen war. Zum Preis von einem Dollar je acre wurde dieses Land in der Basic Land Ordinance zum Verkauf angeboten. Für einen durchschnittlichen Bauern war es jedoch praktisch unerschwinglich, die zig Hektar Land, die allein für die Subsistenzwirtschaft notwendig waren, käuflich zu erwerben. Von der Basic Land Ordinance profitierten also hauptsächlich die Großgrundbesitzer, also die Macher der Revolution. Zusammen mit der wirtschaftlich ohnehin angespannten Lage und der Inflation kreirte dies einen Mix des Volkszorns, der sich in einer gewohnheitsmäßig bewaffneten und in Miliz- und Guerillakampf erfahrenen Bevölkerung fast zwangsläufig gewaltsam entladen musste.
Daniel Schays (links) |
Weiterführende Literatur:
Gordon S. Wood - The American Revolution - A History
Robert Middlekauff - The glorious cause
Charlotte A. Lerg - Die amerikanische Revolution
Udo Sautter - Die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika
Alle Bilder Wikimedia Commons.
Stefan, du verwöhnst mich! Kaum entdecke ich das Thema für mich (neu) bist du da mit deinen Artikeln. Ich finde das was du schreibst hebt sich erfrischend von dem ab, was man sonst zu dem Thema (und anderen) liest. Das liegt ja vielleicht auch in deiner Absicht.
AntwortenLöschenNachtrag:
AntwortenLöschen"Die Pflanzeraristokratie des Südens verband nur wenig mit den Handelsfahrern Massachusetts, und diese wiederum fühlten sich von den religiösen Fanatikern, wie sie etwa in Concord, Rhode Island, zu genüge zu finden waren."
Da scheint etwas zu fehlen. Siehst du es dir bitte noch einmal an?
Richtig cool aber nah malbwas anderes
AntwortenLöschenBlöd?
AntwortenLöschenhöhö
AntwortenLöschenIHR SEIT ALLE SCHEIßE !!
AntwortenLöschenDu besonders.
Löschenich mag äpfel
AntwortenLöschendu bist ein apfel
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