Dienstag, 11. Oktober 2011

War im Fernsehen früher alles besser?

Von Stefan Sasse

Schnulz- und Propagandafetzen: Pearl Harbor (2001)
Im letzten Posting haben wir uns mit dem Elend des deutschen Geschichtsfernsehens beschäftigt, das in den letzten Jahren eine gruselige Anzahl an revisionistischen Machwerken hervorgebracht hat. Es sind jedoch nicht alle Filme mit geschichtlichem Hintergrund schlecht, die in Deutschland gemacht wurden und die über deutsche Mattscheiben flimmern. Der Haken ist, dass viele von ihnen schon älter sind. Dies allerdings betrifft vor allem deutschen Geschichtsfilme. Besonders aus dem amerikanischen Raum kommen in letzter Zeit Werke, die schnulzigen Quatsch wie das unsägliche "Pearl Harbor" (2001) vergessen machen. Sehen wir uns zuerst chronologisch drei deutsche Filme an: "Die Brücke" (1959), "Das Boot" (1981) und "Stalingrad" (1993). Danach werden wir die jüngeren amerikanischen Beispiele betrachten: "Schindlers Liste" (1992), "John Adams" (2008) und "The Conspirator" (2011). Diese Filme stehen keinesfalls stellvertretend für das gesamte Genre der Geschichtsfilme, denn das wird immer noch von den Produktionen dominiert, die die geschichtlichen Ereignisse hauptsächlich als Rahmen für ihren Plot benutzen - die Beispiele hierfür sind Legion. Uns soll es einzig um die Filme gehen, die neben der Rahmenhandlung auch noch eine Botschaft zu transportieren versuchen.

Der erste deutsche Film in unserer Liste ist "Die Brücke" von 1959, ein unbestrittener Klassiker der Tradition deutscher Antikriegsfilme. Bevor die Flut von Filmen mit revisionistischer Botschaft hereinbrach war die Botschaft, die die meisten Filme zu vermitteln wünschten, eine Antikriegsbotschaft (womit sie sich, wie wir sehen werden, von den jüngeren amerikanischen Produktionen unterscheiden). In "Die Brücke" verteidigt eine Gruppe schlecht ausgebildeter Jugendlicher in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs eine völlig unbedeutende Brücke und wird bis auf einen Überlebenden komplett getötet. Die Wucht der Inszenierung dieses mit geringem Budget gedrehten Films kann selbst heute noch beeindrucken, besonders wenn man das unsägliche Pro-7-Remake von 2008 dagegen stellt. Nicht nur wird eindrücklich dargestellt, wie die Jugendlichen - die ja noch Kinder sind - mit praktisch grenzenloser Naivität in den Kampf geschickt werden, obwohl es an vernünftigen Stimmen eigentlich nicht mangelt. Besonders die völlige Sinnlosigkeit ihres Tuns ist es, die dem Ganzen seinen Eindruck verleiht. 

Insbesondere wird so das mörderische, sinnlose des Nazi-Regimes hervorgehoben. Hier werden nicht wie in "Der Untergang" heldenhaft Zivilisten verteidigt oder Stellungen gegen die bolschewistische Horde gehalten. Stattdessen erschießen zwei Feldgendarme den Unteroffizier der Jungen beim Kaffeeholen, weil sie ihn für einen Deserteur halten, geht die Nazibonze fremd, sind die Familienverhältnisse der meisten Protagonisten erschüttert, gibt es niemanden, dem einfach die Verantwortung zugeschoben werden könnte. Das auseinanderfallende Dritte Reich der "Brücke" ist ein traumatischer Ort, an dem sinnlos gestorben wird, weil niemand es über sich bringt, sinnlose Befehle nicht durchzuführen. Es ist darin deutlich realistischer als die schnoddrige Attitüde, die den "bösen Nazis" der modernen Filme gerne folgenlos entgegengeworfen wird. 

Etwas schwieriger liegt der Fall mit "Das Boot", das qualitativ nur in der Fernsehversion in der oberen Klasse mitspielt, da die vielen Schnitte für die Kinoversion das Gesamtwerk zu reißerisch-spannend gestalten. Dem Film wurde öfter vorgeworfen, dass er die Antikriegsbotschaft durch die Action verdecke, dass die Spannungsszenen im Vordergrund stehen. Auch die mit der Ausnahme des zweiten Offiziers praktisch apolitische Mannschaft steht diesbezüglich den Zuschauer auf eine gewisse Probe. Nichts desto trotz kann auch "Das Boot" überzeugen. Der Terror des U-Bootkrieges wird deutlich, ebenso die menschlichen und moralischen Probleme, die damit einhergehen. Einer der wohl stärksten Momente des Films ist die Beobachtung des brennenden Tankers und dem Ertrinken der Seeleute. 

In dieser Szene zeigtsich die Brutalität und Entmenschlichung des Krieges so deutlich wie selten. Auch wenn man ein wenig zwischen den Zeilen lesen muss: was dort geschieht, ist ein klares Kriegsverbrechen. Es ist ein "Wir oder die", das allen Beteiligten aufgezwungen wurde. Keine der Versenkungen des Films ist in irgendeiner Weise heroisch in Szene gesetzt. Es handelt sich um Morde, um Anschläge, und das Boot ist der Attentäter. Das Leiden der Bootsbesatzung in ihrem klaustrophobischen Gefängnis spiegelt das nur wider. Und wenn das Boot am Ende in den Hafen einläuft und von einem alliierten Fliegerangriff doch noch versenkt wird, ist die ganze Sinnlosigkeit des Krieges noch einmal mit vollen Händen zu fassen. Dagegen verblasst der Umstand, dass die Umstände des Krieges kaum thematisiert werden, fast schon. 

Ähnliche Kritik wurde 1992 "Stalingrad" gemacht. Als einer der teuersten deutschen Geschichtsfilme nahm er sich des Stoffs des Untergangs der Sechsten Armee an. Zu den Hauptkritikpunkten an dem Film gehört seine Schwarz-Weiß-Malerei bei den Charakteren, da es kaum ambivalente Charaktere gibt, sondern die bösen Nazis wirklich die bösen Nazis sind. Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus innerhalb der deutschen Gesellschaft in einem deutschen Film lässt jedoch auf sich warten. Sehen wir uns daher an, was "Stalingrad" richtig macht. 

Wie bereits bei der "Brücke" und "Das Boot" schafft es der Film, dem dargestellten Kriegstreiben jeglichen Sinn abzusprechen. Es ist unmöglich, irgendetwas Gutes oder gar Sinnvolles an den dargestellten Kriegshandlungen zu finden. Die Soldaten sterben zwischen Häusern und im Schnee, müssen sich von oben blödsinnige Propagandaparolen gefallen lassen und begehen Kriegsverbrechen, etwa wenn sie russische Zivilisten erschießen, darunter sogar einen Jungen der für sie gearbeitet hat. Sie kommen ins Strafbataillon, wo die Männer wegen geringfügiger Vergehen sinnlos verheizt werden und entdecken am Ende, dass die Offiziere Orgien mit Delikatessen und Zwangsprostitutierten gefeiert haben, während die Männer so sehr hungerten, dass sie die Verbände auffraßen. Es gibt keine Erlösung, kein Ende für die Männer; die letzten von ihnen erfrieren am Ende im Schneesturm. Der Krieg ist sinnlos, grausam und abzulehnen, diese Botschaft kommt auch hier gut durch. 

Kommen wir nun zu den amerikanischen Produktionen. Die erste davon ist sicher auch die bekannteste. Steven Spielbergs "Schindlers Liste" ist der wohl beste Holocaust-Film, bis heute und kann trotz seiner nun bald 20 Jahre immer noch grandios beeindrucken. Das liegt nicht nur an den offensichtlichen Schauwerten, der großartigen Ausstattung und, vor allem, den gigantischen Schauspielern. Es liegt auch und gerade an der Geschichte, die erzählt wird. Dieser Schindler ist nicht von Anfang an der Messias der Juden, ein deutscher Widerstandskämpfer und Idealist. Zu Beginn ist er ein reiner Unsympath. Er betrügt seine Frau, ist ein widerlicher Bohemien, der sich vom Kriegsdienst drückt und außerdem ein gigantischer Kriegsgewinnler. Als er mit einem schleimigen Lächeln erklärt, Juden seien die billigsten Arbeitskräfte, weswegen er sie verwende, und andere Juden zwecks Arbeitsvermittlung besticht - da können keine Sympathien bei ihm liegen, auch nicht bei den ambivalenten anderen Gestalten. Selbst Itzak Stern bleibt am Anfang merkwürdig ambivalent, obwohl gerade er der moralische Fixpunkt der Geschichte sein wird.

Der Zuschauer erlebt stattdessen durch Schindlers Augen die Grauen des Holocaust mit. Genauso wie Schindler wird dem Zuschauer Stück für Stück das wahre Ausmaß des Holocaust eröffnet, das Grauen nahegebracht, kann man gar nicht anders als mitzufühlen. Diese Leistung, die hochkomplexe Charaktere und ihre moralische Ambivalenz, ihre zur späteren Erlösung quasi notwendige Mitschuld so eindringlich darstellt, ist der erste Baustein des Films. Der zweite liegt in der Figur der Nazis, besonders in der des KZ-Kommandanten Amon Goeth. Es handelt sich nicht einfach nur um einen fanatischen Nazi. Goeth hat nur wenig für die Rassenideologie der Nazis übrig, wie die meisten Protagonisten des Films. Die Naziherrschaft gibt ihm vielmehr die Möglichkeit, seine eigenen dunklen Seiten auszuleben, seinen Hedonismus und Sadismus, seinen Größenwahn und seine Stillosigkeit. Es sind die Menschen selbst, die den Nationalsozialismus und die schreckenerregende Vernichtungsmaschine formen, niemand sonst, und niemand kann ihnen diese Verantwortung abnehmen - wir sehen an Schindler selbst, wie man sich seiner Verantwortung bewusst machen kann, und wir sehen am Beispiel Goeth das menschliche Scheitern. Die Verantwortung bleibt bei denen, die mitmachen - das ist wichtig und selten in diesen Filmen.
 
Mit dem zweiten Beispiel unserer Reihe wenden wir uns der amerikanischen Nabelschau zu und von der deutschen Geschichte ab. Die HBO-Miniserie "John Adams", 2008 in sieben Teilen ausgestrahlt und in Deutschland immer noch nur als Import erhältlich, erzählt die Geschichte von John Adams vom Boston Massacre 1770 bis zu seinem fast gleichzeitigen Tod mit Thomas Jefferson am 4. Juli 1826. Die Trubel des Unabhängigkeitskrieges, seine Botschafterzeit in Frankreich und England, seine Präsidentschaft und seine abschließenden Tage als elder statesmen bilden den Rahmen der Erzählung. Es wäre zuviel gesagt, würde man der Serie einen kohärenten und packenden Spannungsbogen unterstellen; dafür sind die einzelnen Abschnitte zu sehr auf die historische Genauigkeit angelegte Kammerspiele, die Zeitsprünge zu groß, die Kontuinität der Personen nicht gegeben. Viel mehr werden exemplarisch Gründungsstationen der USA abgehandelt, auf eine Weise, die beeindrucken muss. 

Die erste Folge beispielsweise dreht sich hauptsächlich um das Boston Massacre und den folgenden Prozess gegen die beteiligten britischen Soldaten. Während ein aufgehetzter Mob ihre härteste Bestrafung forderte, verteidigte John Adams sie - und erreichte einen Freispruch, weil die erregte Masse selbst nicht unschuldig an der Eskalation war. Im Zweifel für den Angeklagten - und der Gegner genießt dieselben Rechte wie man selbst. Es sind Grundlagen des Rechtsstaats, die hier gezeigt werden. Umso verständlicher ist die Wut, die Menschen wie Adams empfinden, als die "Intolerable Acts" dann unter anderem einen Passus beinhalten, dass solche Prozesse künftig nur noch in England stattfinden dürfen. Der Widerstand gegen England und die Unabhängigkeit der USA stehen damit auch im Kontext der Grundrechte, deren Bedeutung hier zwischen den Zeilen deutlich gemacht wird. In der zweiten Folge wird der Kampf um die Unabhängigkeit geschildert, mit vielen emotionalen Reden vor der Versammlung. Hier werden Argumente abgewogen und wird erbittert um die Zukunft der Nation gerungen - friedlich, nur mit der Waffe des Wortes. Dies wird sich auch später fortsetzen, als die hohen Ideale in den Niederungen der Alltagspolitik zu verschwinden drohen. "John Adams" zeichnet hierbei ein detailgetreues und glaubhaftes Gemälde der damaligen Zeit, ohne Anachronismen zu zeichnen: die Akteure bleiben ihrer Zeit verhaftet, und Probleme wie der Umgang mit der Sklaverei keinesfalls verharmlost.

Der letzte Film, den wir uns hier ansehen wollen, steht unter einem ähnlichen Stern. "The Conspirator", der unter dem Namen "Die Lincoln-Verschwörung" teilweise noch in den Kinos zu sehen ist, behandelt den Prozess gegen Mary Suratt und andere, die angeklagt waren, John Wilkes Booth bei der Ermordung Lincolns geholfen zu haben. Bis heute ist unklar, in wieweit diese Anschuldigungen zutreffen, und Robert Redford hat versucht, sich so getreu wie möglich an die Fakten zu halten, als er den Film schuf. Das Ergebnis ist deswegen höchst ambivalent; ob Mary Suratt nun schuldig war oder nicht ist nicht zu klären. Interessant ist dieser Film aus mehreren Gründen. Zuerst einmal ist es das Erstlingswerk der neu gegründeten "American Film Company", einer Filmfirma, die sich der Umsetzung von Themen der amerikanischen Geschichte verschrieben hat (aktuell in der Mache sind "The Arsenal" über John Brown's Raid of Harper's Ferry und "Midnight Riders", in dem es um die Schüsse von Lexington/Concord geht).

Der Versuch, die amerikanische Geschichte - und hierbei besonders ihre Entstehungsgeschichte - auf ein filmisches Fundament zu stellen ist ambitioniert. Überraschend ist vor allem, dass die American Film Company den Ansatz verfolgt, historisch so akkurat wie möglich sein zu wollen. Wie genau das aussieht, kann man in "The Conspirator" gerade bewundern. Es ist wirklich beeindruckend, wie der Film konsequent die Position des Zuschauers herausfordert. Der Protagonist, ein gerade verwundet und dekoriert aus dem Krieg heimgekehrter Leutnant, wird zum Pflichtverteidiger der Angeklagten bestellt, die vor einem Militärgericht verurteilt werden sollen. Er hasst die Aufgabe, da er die Angeklagten am Liebsten tot sehen würde, muss jedoch bald erkennen, dass Grundrechte auch und gerade für den Feind ebenfalls gelten müssen. Diese Erkenntnis aber wird von seiner Umgebung nicht geteilt, und bald ist der Rechtsanwalt in Washington eine persona non grata. Spätestens wenn voller Überzeugung "Our Founding Fathers crafted a constitution precisely for times like this!" dem ewiggleichen Argument entgegengeworfen wird, dass in Kriegszeiten das Recht vor der Notwendigkeit hintenanstehen müsse weiß man, auf welches Fundament dieser neue Amerika-Mythos gestellt werden soll, den die American Film Company hier begründet. Vom stupiden Hurrapatriotismus, wie ihn Mel Gibson in "Der Patriot" oder Josh Hartnett in "Pearl Harbor" pflegen durften sind wir weit entfernt. Es geht um Werte und das Einstehen für Werte, für konkrete Grundrechte und ihre Bedeutung gerade in Zeiten ihrer Gefährdung. Hier wird nicht "für die Freiheit" gestorben, ohne dass man je erfahren würde was das eigentlich sein soll.

Die neuen Filme, die hier vorgestellt wurden, sind deswegen überaus wertvoll. Wie leicht wäre es, Deutschland einen ähnlichen, gewaltigen und, vor allem, demokratisch-liberalen Gründungsmythos zu verschaffen! Ein Traum, würde eine Serie wie "John Adams" oder "Rom" etwa für die Zeit der Deutschen Revolution 1918/19 erstellt! Welch einen Film könnte man aus der Paulskirchenrevolution 1848/49 machen! Und was bekommen wir stattdessen!

Amazon-Kauflinks:
John Adams
Rom
Schindlers Liste
Stalingrad
Das Boot - Fernsehversion
Die Brücke

Trailer:
The Conspirator
John Adams
Schindlers Liste
Stalingrad
Das Boot
Die Brücke

16 Kommentare:

  1. *Rom* ist eine Serie, die vor Fehlern nur so strotzt***. Willst du so etwas wirklich für die deutsche Geschichte haben?

    ***
    http://nomasfilmblog.wordpress.com/2011/08/19/rom-superbox-die-kompletten-staffeln-1-2-11-dvds/

    AntwortenLöschen
  2. Absolut, denn die Kritikpunkte sind albern.

    "1.) Damals gab es keine Aras, da Südamerika noch nicht entdeckt war."

    So what?

    "2.) Cicero wurde auf der Flucht getötet und zudem im November, als nicht allzu viele Pfirsiche an den Bäumen hingen."

    Erstens wissen wir eh nicht genau, wie sich das damals abgespielt hat, weil die Quellen nur bedingt vertrauenswürdig sind. Und das mit den Pfirsichen war ein schönes Bild - wen stört es denn, ob Cicero im Mai oder November starb? Das ist doch völlig irrelevant.

    "3.) Artia und Octavia waren für ihre Keuschheit und Tugend berühmt, was nicht zu den Filmrollen passte."

    Zumindest wurde ihnen später Keuschheit zugeschrieben. Erneut, die Quellen sind nicht verlässlich, und ganz besonders bei Augustus nicht, der strenge Zensur in solchen Sachen üben ließ.

    "4.) Lucius Vorenus und Titus Pollox werden – wie jeder Lateinschüler weiß – im Caesars *Gallischen Krieg* erwähnt und zwar als Konkurrenten um die Stelle des Generals. Beide waren vermutlich ähnlich befreundet, wie konkurrierende Topmanager heute."

    Und? Diese Erwähnung ist alles, was wir von den beiden wissen. Letztlich haben die Macher nur ihre Namen übernommen, anstatt neue zu erfinden. Es wird nie behauptet, dass die beiden Charaktere in irgendeiner Weise historisch verbürgt wären.

    "5.) Kleopatra spielt eine zu marginale Rolle, nach der Geburt Caesarions weilte sie länger in Rom."

    Mag sein, und jetzt? Vielleicht war sie ja länger in Rom, und es wird nur nicht gezeigt.

    "6.) *Caesar* wird im Film falsch ausgesprochen; die richtige Aussprache war *Kaisar*; darauf deutet ein Gedicht hin, welches von *puellae bellae* (schöne Mädchen) spricht – *puelai belai* klingt wesentlich poetischer als *puelä belä*."

    Absolut richtig, aber das ist eine Erkenntnis, die sich bisher kaum durchgesetzt hat. Das Thema ist so schon ein finanzielles Risiko gewesen; sämtliche potenziellen Zuschaer dadurch zu verwirren, dass man ungewohnte Aussprachen benutzt, wäre doch zu viel. Auch hierzulande sagt noch jeder "Zäsar", schon allein, weil man das eben kennt. Vielleicht setzt sich die "richtige" Aussprache noch durch, genauso wie bei "Kikero", aber ich halte das eher für unwahrscheinlich. Es wird eher ein Angeber-Fakt für Parties bleiben.

    "7.) Caesarion wurde hingerichtet."

    Das sagen die notorisch unzuverlässigen Quellen. Wenn sich die Geschichte so zugetragen haben sollte wie in "Rom" könnte Augustus die Hinrichtung einfach behaupten - wer würde ihn schon der Lüge bezüchtigen?

    Ernsthaft, diese "Fehler" sind allesamt irrelevant, es sind Details, die einerseits sogar wegen der Quellenlage ohnehin nicht vollständig geklärt werden können und die andererseits das Gesamtbild nicht verzerren, wie das bei den von mir im vorherigen Artikel besprochenen Artikeln der Fall war.

    Du hast übrigens die falschen Legionärsrüstungen vergessen ^^ Die passen auch nicht in die Zeit. Aber ehrlich, wen interessiert es?

    AntwortenLöschen
  3. Aber ehrlich, wen interessiert es?

    - Ich frage mich gerade, wen dein Blog interessiert. Auf der einen Seite prangerst du alles an, was in Filmen deiner Meinung nach nicht richtig läuft, bei massiven Fehlern wie südamerikanischen Vögeln im Alten Rom kommt ein lapidares *So what*.

    Mir tut gerade die Zeit leid, die ich damit verbracht habe, über das angebliche Elend des deutschen Geschichtsfernsehen zu lesen - offensichtlich wolltest du dich nur machen, sonst wärst du nicht so inkonsequent.

    Ich werde in Zukunft darauf verzichten, hier zu lesen, denn du eierst mir zu sehr meinungsmäßig rum - kann ich nicht ernstnehmen, sry.

    AntwortenLöschen
  4. Aber genau um die Unterscheidung geht es doch! Auch im von mir kritisierten Untergang beispielsweise finden sich solche Fehler, etwa falsch verwendete Uniformen (häufig zu hohe Ränge bei falschen Aufgaben). Aber so etwas ist irrelevant. Was ändert sich denn an meinem Bild vom alten Rom, wenn die Vögel da andere sind? Die Flatterviecher werden für die Vogelschau gebraucht, um die und ihre Implikationen geht es doch! Schlecht wäre gewesen, wenn die grundsätzliche Bedeutung dieses Rituals falsch dargestellt worden wäre. Welche Vögel da genau aufsteigen ist nebensächlich.
    Auch bei "Die Luftbrücke" findet sich beispielsweise im Netz eine endlose Auflistung von historischen Detailfehlern. Aber die sind egal! Um was es geht ist die verfälschende Aussage, die Aufladung historischer Ereignisse mit einem Mythos, der da überhaupt nicht hingehört, mit dem Versuch die Vergangenheit im eigenen Sinne umzudeuten. Das passiert bei "Rom" zum Beispiel nicht. Man hätte dort etwa versuchen können, den häufigen Eindruck einer "Demokratie" zu erwecken - stattdessen zeigte man die korrupte Aristokratie, die wesentlich realistischer ist. Welche Vögel dabei über die Köpfe der Senatoren flattern ist doch echt egal.

    AntwortenLöschen
  5. Das sind ja fast spaßige Kritikpunkte *g*

    7.) Caesarion wurde hingerichtet.
    Vermutlich ist es auch nicht historisch belegt, dass Kleopatra hinterlistig Titus Pollux verführt hat, um Caesar ein Kind anzuhängen :)

    Ich hätte schon gerne mehr solcher ambitionierter Projekte, kann mir aber nicht vorstellen, dass es in absehbarer Zeit auch nur irgendetwas annehmbares aus deutscher Produktion gibt, schon gar nicht zur deutschen Geschichte.
    Ich hab da eher das Gefühl, dass Guido Knopp irgendwie alle beeinflusst hat und sich daher alles an seinem Stil orientiert oder sowas.

    AntwortenLöschen
  6. Schon. Ich habe immer das Gefühl, die wollen so eine Art Gründungsmythos der BRD nachschieben, in dem sie "Freiheit" zu einem deutschen Topos machen und irgendwelche individualistischen, selbstbestimmten Figuren ihr Schicksal in die Hand nehmen lassen oder so was. Diese "Erlösung und Neuanfang"-Auflösungen der Filme, etwa der Flucht, des Untergangs oder der Gustloff deuten deutlich in diese Richtung.

    AntwortenLöschen
  7. Ja, irgendwie schon. Ich finde, es wirkt alles immer so irreal und unzusammenhängend. Die Nazis erinnern mich immer an Aliens, die plötzlich auf der Erde gelandet sind, um die Menschheit - speziell die Deutschen - zu terrorisieren. Und der Held - bzw heutzutage ist es ja meist eine Heldin - ist davon gänzlich unbeeindruckt und zieht halt sein Heldending durch. Und normale Leute gibt es kaum.
    Gerade dieser Neuanfang nach der Erlösung ärgert mich immer. Die Nazis sind weg und schwupps alles ist gut, die Menschheit ist erlöst.

    Oh und, das hattest du im letzten Teil kurz angerissen, aber ich finde, das bräuchte eigentlich noch eine besondere Betrachtung.
    Die Frauenrollen in historischen Filmen/Romanen/Sonstigem
    Mittlerweile gibt es ja kaum einen historischen Stoff, bei dem nicht eine Frau die Heldenrolle einnimmt. Und das sind natürlich immer Superheldinnen, die sich trotz widriger Umstände irgendwas erkämpfen und alle superemanzipiert, willensstark und tatkräftig sind. Die Männer sind meist auf einen Verbündeten beschränkt und der Rest sind Idioten, die der Heldin Hindernisse in den Weg legen, weil sie keine Frau bei was auch immer ertragen können.

    Also ich bin ja nun selbst auch eine Frau und es ist ja nett, dass die auch mitspielen dürfen und nicht alle kleine Dummchen sind. Aber was da zur Zeit abgeht, finde ich schon extremst merkwürdig und natürlich ist das weitab von jeder Realität. Da hab ich auch das Gefühl, dass man direkt ins andere Extrem gefallen ist, erst waren Frauen kleine Duckmäuser, die nichts zu sagen haben und nun sind sie alle Superheldinnen gewesen.

    AntwortenLöschen
  8. Auch meine Wahrnehmung. Gerade deswegen finde ich diese neuen amerikanischen Dinger so toll, weil die Charaktere da nicht so aus der Zeit gefallen sind, auch und besonders die Frauen nicht.
    Denk nur an die Super-Emanze Effi Briest! Bitte was?!

    AntwortenLöschen
  9. Aber genau um die Unterscheidung geht es doch! Auch im von mir kritisierten Untergang beispielsweise finden sich solche Fehler, etwa falsch verwendete Uniformen (häufig zu hohe Ränge bei falschen Aufgaben). Aber so etwas ist irrelevant. Was ändert sich denn an meinem Bild vom alten Rom, wenn die Vögel da andere sind? Die Flatterviecher werden für die Vogelschau gebraucht, um die und ihre Implikationen geht es doch! Schlecht wäre gewesen, wenn die grundsätzliche Bedeutung dieses Rituals falsch dargestellt worden wäre. Welche Vögel da genau aufsteigen ist nebensächlich.
    Auch bei "Die Luftbrücke" findet sich beispielsweise im Netz eine endlose Auflistung von historischen Detailfehlern. Aber die sind egal! Um was es geht ist die verfälschende Aussage, die Aufladung historischer Ereignisse mit einem Mythos, der da überhaupt nicht hingehört, mit dem Versuch die Vergangenheit im eigenen Sinne umzudeuten. Das passiert bei "Rom" zum Beispiel nicht. Man hätte dort etwa versuchen können, den häufigen Eindruck einer "Demokratie" zu erwecken - stattdessen zeigte man die korrupte Aristokratie, die wesentlich realistischer ist. Welche Vögel dabei über die Köpfe der Senatoren flattern ist doch echt egal.
    _______________________________________

    Für mich sind die Fehler in den Nazi-Filmen auch nicht irrelevant.

    Allerdings kann ich weder dich noch dein Blog ernstnehmen, wenn Uniformen dir wichtig sind, aber eine ganze Fehler-Reihe wie südamerikanische Vögel im alten Rom egal sind.

    *Auch bei "Die Luftbrücke" findet sich beispielsweise im Netz eine endlose Auflistung von historischen Detailfehlern.*, aber bei *Rom ist das egal - das ist Inkonsequenz pur. Zusätzlich zu der Zeit die ich mit deinen - gut geschriebenen - Artikeln tut mir schon zusätzlich die zeit leid, die ich damit verbringe, dir diese Inkosequenz klar zu machen.
    __________________

    Ich hätte schon gerne mehr solcher ambitionierter Projekte, kann mir aber nicht vorstellen, dass es in absehbarer Zeit auch nur irgendetwas annehmbares aus deutscher Produktion gibt, schon gar nicht zur deutschen Geschichte.

    - Natürlich können die in den USA ganz tolle Projekte machen, die haben auch mehr Geld, HBO ist der reichste Sender der Welt und durch die Sprache können sie es in die ganze Welt verkaufen. Ganz andere Vorraussetzungen.

    ____________

    Die Frauenrollen in historischen Filmen/Romanen/Sonstigem
    Mittlerweile gibt es ja kaum einen historischen Stoff, bei dem nicht eine Frau die Heldenrolle einnimmt. Und das sind natürlich immer Superheldinnen, die sich trotz widriger Umstände irgendwas erkämpfen und alle superemanzipiert, willensstark und tatkräftig sind. Die Männer sind meist auf einen Verbündeten beschränkt und der Rest sind Idioten, die der Heldin Hindernisse in den Weg legen, weil sie keine Frau bei was auch immer ertragen können.

    - Genau deswegen lese ich keine Histo-Romane mehr. Alles Emanzen in der Frühen Neuzeit / im Mittelalter und die Figuren, die innerhalb der damaligen Gedankenwelt agieren, sind dann die *Bösen*.

    AntwortenLöschen
  10. Uniformen sind mir auch nicht wichtig, genau das habe ich doch gesagt...
    Davon abgesehen haben die von mir kritisierten Filme auch hohe Budgets gehabt, daran liegt es nicht. Es sind die Drehbücher. Mir geht es weniger um die Schauwerte, da sind die Amis natürlich vorne, sondern um den Inhalt. Und da sind sie es ohne Not.

    AntwortenLöschen
  11. Heute kommt übrigens auf SAT.1 "Am Ende der Hoffnung", ein "packendes Drama" mit Yvonne Catterfeld als "junge Widerstandskämpferin im Kriegsjahr 1944" (http://www.sat1.de/filme_serien/am-ende-die-hoffnung/story/). Allein die Inhaltsangabe lässt mich ja schaudern. Evtl. wollen Sie diesen Film auch besprechen, Herr Sasse? Falls nicht, kann ich es aber verstehen - ich werde ihn mir wohl auch nicht ansehen.

    AntwortenLöschen
  12. Oh mein Gott...den Kelch lasse ich gerne an mir vorüber ziehen. Letztlich scheint dafür genau dasselbe zu gelten wie für den Rest.

    Und wem klingelt bei der Inhaltsbeschreibung noch Celine Dions "My heart will go on" im Ohr? Was für ein mieser Abklatsch.

    AntwortenLöschen
  13. Der Film "Die Brücke" hätte einen eigenen Artikel verdient, in dem man noch genauer auf Inhalt und Hintergründe eingeht. Selbst diese positive Besprechung wird ihm in seiner Tiefe nicht gerecht.

    AntwortenLöschen
  14. Kunar hat gesagt:

    Löblich, auf diese fürchterlichen TV-Geschichtsfilme einzugehen mit ihren grausigen Plakaten und einem häufigen Muster (eine Frau zwischen zwei Männern). Mir fehlen noch zwei Aspekte:

    1. Es gibt Fernsehfilme über mehr Geschichtsthemen als die Nazizeit. Ich erinnere mich z.B. an "Das Wunder von Lengede", einen Film über den Sturz Willy Brandts sowie drei (!) Filme über den 17. Juni 1953. Den Bergarbeiterfilm habe ich nicht gesehen, den über Willy Brandt fand ich ganz fürchterlich und die Filme über den 17. Juni hatten mindestens teilweise Qualität. Da aber anscheinend jedes Geschichtsereignis nach demselben Muster verfilmt werden kann - und die Hauptdarsteller zur ihrer Zeit völlig unpassend moderne Ansichten haben (vgl. TV Tropes) - wird es irgendwann langweilig. Ich habe einfach keine Lust mehr, zuzusehen, wie sich eine Handvoll deutscher Schauspieler anhand einer Filmtherapie mit der jüngeren deutschen Geschichte versöhnt.

    2. Ich habe den Eindruck, in Geschichtssendungen werden zuviele Szenen nachgespielt. Zudem wird bei der jüngeren Geschichte zuviel Originalmaterial unkommentiert (oder nur gering kommentiert) übernommen. Außerdem wird Zeitzeugen ein völlig unangemessen großer Raum zugemessen, ohne dass ihre Aussagen ebenfalls kommentiert und hinterfragt werden. Ich mag mich hinsichtlich dieser Beobachtungen täuschen. Sie alle weisen in dieselbe Richtung, die in diesem Artikel angesprochen wird: Die damals vorherrschende Sicht wird (zumindest unbewusst) untermauert.

    Gerade wenn über Diktaturen berichtet wird, ist offizielles Filmmaterial mit Vorsicht zu genießen. Bilder wirken womöglich stärker als Worte, deswegen reicht es nicht, kurz danach zu sagen "das stimmt so nicht". Zeitzeugen können sich irren oder viele Dinge Jahrzehnte später anders wiedergeben. Irgendwelche Szenen nachzuspielen birgt das Risiko, dass diese Bilder untrennbar mit der Geschichte verknüpft werden, obwohl man viele Begleitumstände nicht kennt und immer nur in gewissen Maßen rekonstruieren kann.

    Die unter 2. angesprochene Problematik ist kein Guido-Knopp-Problem oder gar auf Deutschland beschränkt - leider!

    AntwortenLöschen
  15. Stimme dir absolut zu bei Punkt 2) Die Filme aus Punkt 1) kenne ich nicht.

    AntwortenLöschen
  16. es gibt sehr viel elend im deutschen tv. wirklich, wirklich herausragend ist aber der dreiteiler "die wölfe" zur berliner teilung, luftbrücke und wiedervereinigung von vor zwei jahren. hier mal der zdf-link, leider ohne die eigentliche sendung:
    http://woelfe.zdf.de/ZDFde/inhalt/28/0,1872,7509404,00.html?dr=1
    eine schillernde perle im grauen meer der schlechtigkeit. ich war so begeistert, endlich mal ...

    AntwortenLöschen