Von Stefan Sasse
In der SZ ist ein Artikel über eine neue Ausstellung im KZ Buchenwald erschienen, die sich der Lagerprostitution widmet. Bevor jetzt jeder "Aha" schreit und ein weiteres Mal die Herrenmenschenideologie der Nazis ad absurdum geführt sieht: das waren Bordelle für die Häftlinge. Sie gehörten zu dem Belohnungssystem, mit dem die Häftlinge zur "Loyalität" angehalten wurden; die Prostituierten hatte man oft mit falschen Versprechen geködert.
Wie so oft bei diesen Geschichten kommt er wahre Ekel aber erst nach dem Krieg: die Prostituierten, die das Ganze überlebt haben, bekamen keine Opferanerkennung. Oftmals waren sie von den Nazis als "Asoziale" (einer der gängigsten Gründe abseits der Rasse, ins KZ zu kommen) abgestempelt worden, eine Einschätzung, die sich in die Bundesrepublik hinüberrettete (wie so manches andere braune Unrecht). Aus Scham schwiegen die Opfer noch zusätzlich, und auch die Täter hatten nur wenig Interesse daran das Ganze aufzudecken.
Es ist eines der nachhaltigsten Verdienste des Feminismus, solchen Ansichten - irgendwie schon selbst schuld, perverse Lust empfunden, durch vorheriges Lotterleben gekennzeichnet - den Garaus gemacht zu haben. Dass den Opfern postum der Opferstatus durch diese Ausstellung zugesprochen wird ist richtig, und in diesen Breiten dürfte das Problem auch für aktuelle Opfer definitiv Geschichte sein.
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