Montag, 27. September 2010

Die amerikanischen Präsidenten...mit den Animaniacs Teil 1/3

Von Stefan Sasse

Die 1990er Jahre Cartoon-Serie "Animaniacs", von Steven Spielberg mitproduziert, ist noch heute eine der Sternstunden des Satuarday-Morning-TV. Neben zahllosen Slapstick-Gags finden sich besonders in den Songs, die in der Serie zum Besten gegeben werden, immer wieder irgendwelche pädagogisch wertvollen Informationen, sei es zur Geschichte von Magellans Erkundungsfahrt, der Zusatzstoffe in Lebensmitteln, der Beschaffenheit des Universums, der Funktionsweise der Multiplikation, der Geographie der Erde oder der USA oder der Funktionsweise des Panamakanals. Natürlich hat das Animaniac-Trio Yakko, Wakko und Dot auch ein Lied über die Präsidenten der USA fabriziert; so patriotisch ist man dann doch. Das ist für uns Grund genug, uns das Lied und, vor allem, die dahinterstehende Geschichte genauer anzusehen und uns auf einen Parforce-Ritt durch die Historie der US-Präsidenten zu machen. Auf geht's!

George Washington
"George Washington was the first, you see, 
he once chopped down a cherry tree!" 
singt Wakko zum Einstieg. Gemeint ist damit die Legende, dass Washington als kleines Kind den Kirschbaum seines Vaters umgehackt hat und auf Nachfrage des Vaters die Tat mit den Worten "I cannot lie" ("Ich kann nicht Lügen") gestand, eine Legende, die wohl nach Washingtons Tod von Parson Weems in die Welt gesetzt wurde. Washington war Offizier im French and Indian War, mit dem wir uns bereits am Rande beschäftigt haben, und schien deshalb in einem Land ohne militärische Fachkompetenz geeignet zur Führung der Revolutionsarmee. Als man nach den Querelen um die Articles of Confederation einen geeigneten Vorsitzenden für die Kommission brauchte, die eine neue Verfassung ausarbeitete, verfiel man auf den seriösen Washington, der denn auch 1789 als erster Präsident gewählt wurde - Kunststück, war er doch der einzige Kandidat, wie auch bei seiner Wiederwahl 1792.


John Adams
"President number two would be 
John Adams and then number three"
Mit diesen spröden Worten arbeitet Dot den zweiten Präsidenten der USA ab. John Adams war ein führender Akteur in der Revolution von 1776, konnte an der Verfassungsdiskussion nicht teilnehmen weil er mit Benjamin Franklin Botschafter in Paris war und diente George Washington in beiden Amtszeiten als Vizepräsidenten, ein Amt, das er als ungemein dröge und geradezu unnötig empfand ("My country has in its wisdom contrived for me the most insignificant office that ever the invention of man contrived or his imagination conceived"). Dabei hat er mit 29 Gleichstandslösenden Voten als Senatsvorsitzender noch heute den Rekord inne. Seine Präsidentschaft selbst verlief eher unglücklich, da er sich permanent mit der Opposition von Alexander Hamilton herumschlagen musste. Dieser Streit markiert den Beginn des Parteiensystems in den USA und das Ende des Konses, mit dem Washington noch regiert hatte. Adams baute außerdem eine Armee und Flotte auf und war erfolgreich darin, den unerklärten Kleinkrieg mit Frankreich 1798-1800 trotz starker Opposition Hamiltons nicht in einen echten ausarten zu lassen. HBO hat das Leben Adams' in der sehenswerten Mini-Serie "John Adams" verfilmt.


Thomas Jefferson
"Tom Jefferson stayed up to write 
A declaration late at night
So he and his wife had a great big fight 
And she made him sleep on the couch all night"
Der beschriebene Streit Jeffersons mit seiner Frau darf als unhistorisch angesehen werden, da die Couch im Wohnzimmer, auf die der sündige Ehemann verbannt wird um 1800 noch nicht erfunden war. Jefferson war es jedoch tatsächlich, der die Unabhängigkeitserklärung verfasste, jene Declaration (of Independence) von der im Lied die Rede ist. Er war außerdem ebenfalls in Opposition zu Adams und ein führender Anhänger eines schwachen Zentralstaats zugunsten starker Einzelstaaten, was ihn jedoch keinesfalls daran hinderte, als Präsident selbst die Kompetenzen des Staates eher aus- statt abzubauen. Er galt als Intellektueller und war stark von der Aufklärung geprägt, was ihn allerdings nicht daran hinderte, viele Sklaven auf seiner Farm zu halten und sich in Aufsätzen über deren biologische Unterlegenheit gegenüber Weißen auszulassen. Was uns heute als Widersprüche erscheint, war in der Geisteswelt jener Tage allerdings ziemlich normal. In Jeffersons Amtszeit fällt außerdem der Louisiana-Purchase, der das Gebiet der USA für einen Spottpreis glatt verdoppelte, als man dem in Geldnöte geratenen Napoleon das Louisiana-Territory abkaufte, das Frankreich im Ernstfall nie hätte verteidigen können und von dem man weder genau wusste wo die Grenzen verliefen noch was sich eigentlich darin befand.   

James Madison
"James Madison never had a son
and he fought the war of 1812"
Der arme James Madison hatte zwar keinen leiblichen Sohn, adoptierte aber das Kind der Witwe Dolley Payne Todd, die er 1794 ehelichte. Er war einer der Autoren der "Federalist Papers" und der Autor der "Bill of Rights", das heißt der ersten zehn Ammendments (Zusätze) zur US-Verfassung, in denen die Grundrechte niedergelegt sind. In früher Opposition zu Alexander Hamilton wandte sich Madison aggressiv gegen die Schaffung einer Zentralgewalt, wollte aber 1793 an der Seite Frankreichs Krieg gegen England führen (was Washington verhinderte). 1791 hatte Madison zu verhindern versucht, dass die Bank of America gegründet wurde, und war nun als Präsident entschlossen, die auf 20 Jahre laufende Charter nicht zu verlängern. Die im Zuge des Krieges gegen Napoleon immer aggressivere britische Kontrolle der Handelsschifffahrt und seine eigenen strategischen Überlegungen (etwa eine leichte zeitweilige Besetzung Kanadas) ließen Madison nach seiner Wiederwahl den Krieg suchen, der von 1812 bis 1814 dauerte und eine brutale Blamage für die USA wurde. Nicht nur attackierten Briten, Kanadier und mit ihnen verbündete Indianer Detroit und andere Grenzstädte; die Briten landeten auch in Washington, zwangen die Regierung zur Flucht und brannten das Weiße Haus nieder (das erst danach weiß angemalt wurde, um die Brandschäden zu überdecken). Mit Kriegsende beruhigte sich die aufgewühlte politische Atmosphäre, und man glitt in die era of good feelings.

James Monroe
"James Monroe's colossal nose
was bigger than Pinnochio's"
Dot ist hier natürlich wieder einmal gar nicht feinfühlig, im Gegensatz zu Samuel Morse, dem wir das Porträt links verdanken. James Monroe war unter James Madison Kriegsminister und konnte auch dank der Zersplitterung der oppositionellen Federalist Party in der einsetzenden era of good feelings mit 80% der Elektorenstimmen ins Weiße Haus einziehen. Die endgültige Vernichtung der Federal Party, der James Monroe es auch verdankte dass er als erster und einziger Präsident nach Washington ohne Gegenkandidaten wiedergewählt wurde wurde durch kreatives Neuziehen der Wahlkreise erreicht, eine Taktik, der man auch heute noch gerne frönt. Er sorgte für einen großen internen Ausgleich in der Personalpolitik und beruhigte so die Lage weiter. Sein Name ist der Nachwelt allerdings hauptsächlich wegen der nach ihm benannten Doktrin von 1823 bekannt, in der er postulierte, dass der gesamte amerikanische Doppelkontinent eine amerikanische Einflusssphäre sei und die Europäer sich herauszuhalten hätten. Die damals noch über große Kolonialgebiete besonders in Südamerika verfügenden Europäer dürften darüber auch angesichts der schwächlichen amerikanischen Streitkräfte und ihrer sehr ruralen Kultur nur gelacht hätten, und die einheimischen Indios hätten wohl dasselbe getan, wenn sie nicht unter der Knute der Europäer gelitten hätten. Auf die Dauer aber sollte sich die Monroe-Doktrin als geradezu prophetisch erweisen und Richtschnur amerikanischer Außenpolitik für viele Jahrzehnte bleiben.

John Quincy Adams
"John Quincy Adams was number six
And it's Andrew Jackson's butt he kicks"
Natürlich war John Quincy Adams, der Sohn von John Adams, kein gemeiner Schläger, aber er besiegte seinen Gegenkandidaten Andrew Jackson bei den Wahlen 1824 knapp. Da das erste amerikanische Parteiensystem zu diesem Zeitpunkt vollständig zusammengebrochen war, gingen zahlreiche Kandidaten ins Rennen, die in einer Region stark waren und auch dort hauptsächlich gewählt wurden. Zwar konnte Andrew Jackson, der Held von New Orleans (im Krieg von 1812 hatte er 15 Tage nach Waffenstillstand eine britische Einheit aufgerieben, weil er die Nachricht noch nicht bekommen hatte), mehr Stimmen als Adams erzielen, aber nicht die näötige Mehrheit. Nach dem 12. Ammendment musste deswegen der Kongress entscheiden, der sich (für Jackson überraschend) für Adams entschied. Vorher allerdings legte Adams in der Stichwahl zwischen den drei bestplatzierten Kandidaten die Saat für seinen eigenen Untergang, als der viertplatzierte (und nicht zugelassene) Henry Clay ihn unterstützte und dafür zum "Secretary of State" ernannt wurde, ein Posten, der allgemein als Durchlauferhitzer zum Präsidentenposten galt. Die "Jacksonians" sprachen von einem corrupt bargain und gewannen damit einmal mehr die Volksseele. Da die Jacksonians die Mehrheit im Kongress hatten, konnten sie viele eigentlich vernünftige Gesetze Adams' blockieren, etwa Infrastrukturprojekte, den Bau von Universitäten und vor allem die indianerfreundliche Politik des Blockierens des Drangs nach Westen.

Andrew Jackson
"So Jackson learns to play politics
and next time time he's the one that the country picks." 
Mit Andrew Jackson endet die erste Phase der amerikanischen Geschichte, in der honorige Aristokraten die Geschicke der Nation gelenkt und dabei das Volk mehr oder minder ignoriert, zumindest aber als unzurechnungsfähig abgetan hatten. Andrew Jackson war aus anderem Schrot und Korn, ein echter Volksheld, der sich mehr Demokratie zu wagen auf die Fahnen geschrieben hatte. Seinen Ruhm zog er aus der geschickten Vermarktung der völlig unbedeutenden Schlacht von New Orleans, die 1814 bereits nach Kriegsende gegen die Engländer stattgefunden hatte (und eigentlich auch mehr ein Scharmützel gewesen war). Jackson schmiedete eine Koalition der Wahlverlierer von 1824, und sein späterer Vizepräsident Martin Van Buren schuf die "Democratic Party". Diese besiegte 1828 mit Leichtigkeit John Quincy Adams und brachte Jackson ins Weiße Haus, das er anlässlich der Inauguration für alle Besucher öffnete, woraufhin eine wahre Flut von Armen hereinbrach, das Mobiliar zerstörte und im wahrsten Sinne des Wortes ausgeräuchert werden musste. Jackson fiechte das nicht an; 150 Jahre vor den Grünen erfand er das Rotationsprinzip (das allerdings bald zu einer reinen Versorgungsmaschinerie degenerierte), opponierte die Bank of America, die seiner Meinung nach nur den Reichen Kredite gewährte und zerstörte sie (was eine gigantische Wirtschaftskrise heraufbeschwor) und begann die Politik der Indianervertreibungen. Er wurde 1832 wiedergewählt.

Martin Van Buren
"Martin Van Buren, number eight, 
for one term short is chief of state." 
Martin Van Buren war der Vizepräsident Jacksons und von diesem als sein Nachfolger auserkoren. Die Opposition kam von den Whigs, die mehrere regionale Kandidaten in der Hoffnung aufstellten auf diese Art wie schon bei der Wahl John Quincy Adams' 1824 eine Stichwahl zu erreichen, bei der jeder Staat eine Stimme hatte, und so die popular votes beiseite zu schieben. Van Buren antwortete mit der ersten Graswurzelbewegung (grass roots movement), die ihn gleichzeitig als ersten amerikanischen Vollblutpolitiker etablierte. Er siegte bei der Wahl 1836 überzeugend. Van Buren setzte aber die konfrontative Politik Jacksons nicht fort, sondern setzte auf Frieden. So legte er Konflikte diplomatisch bei, indem er etwa Texas' Antrag auf Aufnahme in die Union - was einen sicheren Krieg mit Mexiko bedeutet hätte - nicht nachkam, obwohl viele Expansionisten dies wollten. Das heißt aber nicht, dass Krieg und Gewalt ihm fremd gewesen wären; zur Landnahme in Florida startete er den Zweiten Seminolenkrieg, und im Amistad-Prozess (von Steven Spielberg großartig verfilmt) nahm er die Partei der spanischen Sklavenhalter. Seine letzten Amtsjahre waren allerdings von einer wirtschaftlichen Flaute geprägt, für die er die Verantwortung übernahm, was ihn zusammen mit seinem recht eleganten Lebensstil zur Zielscheibe der feindlichen Propaganda machte und, obwohl er keinen Gegenkandidaten aus den eigenen Reihen besaß, das Präsidentenamt 1830 kostete.

William Harrison
"William Harrison, how do you praise
that guy was dead in thirty days". 
Bis heute hält William Harrison den Rekord für die kürzeste Präsidentschaft, und wer sich ins Gedächtnis ruft dass das amerikanische politische System keine Möglichkeit der Verkürzung der Legislaturperiode vorsieht weiß, dass dieser Titel für den Inhaber nur ungesund sein kann. Tatsächlich starb Harrison kaum dreißig Tage nach seiner Inauguration an einer Lungenentzündung. Diese hatte er sich zugezogen, als er - um zu beweisen, dass er immer noch der harte Kerl war, der im Krieg von 1812 (wo auch sonst) Berühmtheit erlangt hatte - die längste Inaugurationsrede der damaligen Zeit ohne Mantel oder Hut bei strömendem Regen und Kälte hielt und auch noch eine Parade zu Pferd anführte.

John Tyler
"John Tyler, he liked country folk"
Mit John Tyler bekamen die Amerikaner auch gleich ihre erste Staatskrise, denn die Verfassung erklärte lediglich, dass "the office of the president devolves to the Vice President" wenn der Präsident gefangen oder tot ist, aber nicht, ob seine Befugnisse ebenfalls auf ihn übergehen. Tyler ging aus dem folgenden Tauziehen als Sieger hervor und wurde im April als Präsident inauguriert, was umso bedeutender war, als dass er früher ein Democrat gewesen war und die Whigs, für die er Vizepräsident geworden waren, ihn bald wegen seiner Politik aus der Partei warfen, die ihnen deutlich zu sehr nach den Democrats schmeckte. Er nutzte sein Veto ausgiebig und blockierte effektiv die gesamte Politik der Whigs, während er in nur vier Jahren 22 Männer für gerade sechs Senatsposten verschliss. In dieser Zeit konstituierte sich der Nord-Süd-Riss in den USA, und die Democrats wurden mehr und mehr zur Partei des Südens, die Whigs zur Partei des Nordens. Unter Tyler waren am Ende fünf Southeners und nur ein Northener in der Regierung. In seine Legislatur fällt außerdem die Annexion Texas' 1845, mit der sich die USA ein weiteres Mal territorial bedeutend ausbreiteten. Der Kongress versuchte zum ersten Mal einen Präsidenten per Impeachment loszuwerden, was allerdings wie jedes weitere Mal scheitern sollte. Der Mann des einfachen Volkes, als den sich Tyler in Tradition der Politik der Jacksonians zumindest hinstellte, verlor allerdings die Wahlen 1844.

James K. Polk
"And after him came President Polk"
Präsident James K. Polk war eine Art Kompromisskandidat. Die Democrats waren über die Frage, wer 1844 als Spitzenkandidat ins Rennen sollte gespalten, und Polk versprach nur eine Amtszeit zu machen und so Konkurrenten auch noch eine Chance zu lassen. Er setzte sich nach eigenen Angaben für seine Amtszeit vier Ziele: die Annexion Oregons oder eines großen Teils davon, die Gewinnung von Kalifornien und New Mexico, eine Zollreduzierung und die Wiedereinführung eines zentralen Geldsystems, das John Tyler vier Jahre lang blockiert hatte. Die Democrats wollten damals unter der Parole "54-40 or fight!" die Aufgabe ganz Oregons von Großbritannien erzwingen, aber Polk wollte keinen Krieg, so dass er einen Kompromiss schlug, der Oregon in den heutigen Nordgrenzen in die Union brachte. Um die Sklavereifrage zu lösen - er selbst war sein Leben lang überzeugter Sklavenhalter, aber die Abolistenbewegung wurde in dieser Zeit stark - wurde Oregon sklavenfreies Territorium, Texas dagegen sklavenhaltendes. Er verlängerte außerdem den Missouri-Kompromiss bis zum Pazifik, der Sklaverei nur südlich des 36. Breitengrades erlaubte. Da die Aufnahme Texas' die Mexikaner ohnehin verärgert hatte, brach Polk einen Krieg vom Zaun, um auch noch Kalifornien und New Mexico zu erhalten, bevor irgendwelche europäischen Mächte dies taten. Der Krieg endete mit seinem amerikanischen Sieg und der Aufnahme Kaliforniens und New Mexicos als Territorien.

Zachary Taylor
"Zachary Taylor liked to smoke
his breath killed friends whenever he spoke." 
Obwohl die Whigs gegen den Krieg gegen Mexiko gewesen waren, stellten sie mit Zachary Taylor einen Kriegshelden auf und strichen beständig seine großen Taten im mexikanischen Krieg heraus. Tatsächlich siegte Taylor, der als erster Präsident nie zuvor ein gewähltes Amt innegehabt hatte, und ein unbeschriebenes Blatt war. Taylor hatte zuvor bereits mehrmals gesagt, er interessiere sich nicht für Politik, und niemand wusste genau, wofür er eigentlich stand, sah man einmal von seinem Bekenntnis für die Sklaverei ab (Taylor war der letzte Präsident, der Slaven hielt). Im Amt war er bezüglich der Frage dann aber sehr moderat; er sprach sich dagegen aus, nach der Verfassungsbegung von Kalifornien und New Mexico ohne Sklaverei im Gegenzug zwei sklavenhaltende Staaten zu schaffen. Unter seiner Ägide wurde außerdem der Clayton-Bulwer-Treaty geschlossen, in dem England und Amerika vereinbarten, einen eventuell durch Mittelamerika zu bauenden Kanal nicht zu ihrem Staatsgebiet zu erklären. Mit diesem Schritt wurden die vorher vorhandenen Spannungen zwischen beiden Staaten beträchtlich reduziert, und zum ersten Mal seit Verkündung der Monroe-Doktrin wurden die USA politisch in Mittelamerika aktiv - ironischerweise, indem sie vertraglich einer europäischen Macht zusicherten, entgegen der Doktrin ebenfalls dort arbeiten zu dürfen. Das alles ist vermutlich etwas wichtiger als die Tatsache, dass er Kettenraucher war, aber macht sich als Reim nicht halb so witzig. 1850 starb Taylor dann überraschend inmitten seiner Amtszeit. 


Millard Fillmore
"1850, really nifty, Millard Fillmore's in"
Im Gegensatz zu Taylor war sein Vizepräsident Millard Fillmore ein glühender Befürworter des "Kompromisses von 1850", der kurz nach Taylors Tod beschlossen wurde und die Zweiteilung der USA in eine sklavenhaltende und eine sklavenfreie Zone bei gleichzeitiger Parität festschrieb, ein System, das zwar die aktuellen Gegensätze etwas entschärfte, für die Zukunft aber ungemein viele Probleme aufwarf. Bereits in seiner Präsidentschaft versuchten eifrige Southeners, Kuba und andere Gebiete der Karibik unter US-Einfluss zu bringen und so den Missouri-Compromise zu umgehen. Fillmore war nicht in der Lage, diesem Treiben wirksam Einhalt zu gebieten, obgleich es nicht von Erfolg gekrönt war. Eine weitere Maßnahme, die er in seiner Präsidentschaft traf, war der "Fugutive Slave Act", in dem er Bundesbeamte für die Jagd auf entflohene Sklaven zur Verfügung stellte und damit viele Abolitionisten im Norden stark erregte, was eine starke Bewegung für die Sklavenbefreiung zur Folge hatte, die etwa die "underground railroad" entwickelte, mit der Sklaven aus dem Süden herausgeschmuggelt wurden.

Franklin Pierce
"Young and fierce was Franklin Pierce
the man without a chin." 
Franklin Pierce - der auf Healys Porträt rechts klar erkennbar ein Kinn hat - war der erste Präsident, der seine Inaugurationsrede frei hielt und den Eid nicht schwor, sondern bestätigte. Dabei ruhte seine Hand auf einem Gesetzbuch und nicht auf einer Bibel. Bereits 1854 wurde mit dem Kansas-Nebraska-Act unter seiner Regierung der Missouri-Compromise zur Makulatur, als den neuen Territorien Nebraska und Kansas erlaubt wurde, die Sklavereifrage selbst zu entscheiden. Seine Regierungszeit war vollkommen von der Sklavenfrage überschattet, deren Fass er mit dem Kansas-Nebraska-Act selbst aufgemacht hatte: ein von Missouri aus gesteurter Putsch brachte in Kansas eine sklavereifreundliche Regierung an die Macht, die von Pierce schnell anerkannt wurde, was im Norden eine gewaltige Unruhe hervorrief. Generell war sein Kurs sehr schlingernd und ohne eine klare Linie und nur dazu angetan, die Probleme der Sklavenfrage seinem Nachfolger zu überlassen.

James Buchanan
"Follows next a period spanning
four long years with James Buchanan
then the south starts shootin' cannon
and we got a civil war
a war, a war down south in Dixie!" 
James Buchanan genießt die zweifelhafte Ehre, dass das Land unter seiner Präsidentschaft in den blutigsten Kampf seiner Geschichte ging, den (je nach Standpunkt) War of Secession oder Civil War. Seine Präsidentschaft begann denn auch mit einem handfesten Sklavereiskandal, als ihm nachgesagt wurde, das Urteil des Surpreme Court im Dred Scott Case bereits eine Woche vor der Inauguration gekannt zu haben. In dem Urteil wurde festgelegt, dass der Bund keinerlei Recht habe, den Territorien die Sklavereifrage vorzuschreiben, was der Vorsitzende auch noch in einem Addendum ausführlich beschrieb, was den Norden natürlich tief verärgerte. Das Chaos in Kansas sorgte zudem für einen tiefen Riss durch die Democrats, in Utah versuchten die Mormonen ihre Unabhängigkeit zu wahren - was im Utah War blutig beended wurde - und die Kongresswahlen von 1858 brachten der neuen Partei der Republikaner die Mehrheit, die daraufhin Buchanan blockierte. Nachdem im Januar die Sezession begann, ließ Buchanan das Fort Sumter weiter versorgen, das die Südstaaten für sich proklamierten, unternahm jedoch keine weiteren Schritte und übergab das Weiße Haus an den 1860 gewählten Lincoln mit den Worten: "If you are as happy in entering the White House as I shall feel on returning to Wheatland, you are a happy man."

Weiter geht's im zweiten Teil.

Literaturhinweise:
Christoph Mauch - Die amerikanischen Präsidenten. 44 historische Porträts
Peter Schäfer - Die amerikanischen Präsidenten in Lebensbildern
Bildnachweise: 
George Washington - Gilbert Stuart, Rembrandt Peale (Public Domain)
John Adams - Asher B. Durant (Public Domain)
Thomas Jefferson - Rembrandt Peale (Public Domain)
James Madison - John Vanderlyn (Public Domain)
James Monroe - Samuel Morse (Public Domain)
John Quincy Adams - Unknown (Public Domain)
Andrew Jackson - Thomas Sully (Public Domain)
Martin Van Buren - George Healy (Public Domain)
William Harrison - Bass Otis (Public Domain)
John Tyler - Matthew Brady (Public Domain)
James K. Polk - Mathew Brady (Public Domain)
Zachary Taylor - Joseph Bush (Public Domain)
Millard Fillmore - George Healy  (Public Domain)
Franklin Pierce - George Healy (Public Domain)
James Buchanan - Unknown (Public Domain)

6 Kommentare:

  1. "In dieser Zeit konstituierte sich der Nord-Süd-Riss in den USA, und die Democrats wurden mehr und mehr zur Partei des _Südens_, die Whigs zur Partei des _Südens_."

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  2. Der Mann des einfachen Volkes, als den sich Tyler in Tradition der Politik der Jacksonians zumindest hinstellte, verlor allerdings die Wahlen 1944.<-

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  3. Ups, danke :) Ich sollte einen Lektor beschäftigen.

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  4. "Die endgültige Vernichtung der Federal Party, der James Monroe es auch verdankte dass er als erster und einziger Präsident nach Washington ohne Gegenkandidaten wiedergewählt wurde wurde durch kreatives Neuziehen der Wahlkreise erreicht, eine Taktik, der man auch heute noch gerne frönt."

    Die Passage ist weitgehend umverständlich und macht IMO einen Exkurs zum Wahlrecht dieser Zeit (ich habe da leider keine Ahnung) notwendig.
    Die Wahlmänner für die Wahl des US-Präsidenten werden in den USA in der Regel nicht in Wahlkreisen gewählt (außer in Nebraska und Maine, in denen heute _ein Teil_ der Wahlmänner in Wahlkreisen direkt gewählt wird), sondern nach Staaten. Irgendwann im 19 Jahrhundert ging man dazu über, Volkswahlen für die Wahlmänner zu veranstallten (indirekte Präsidentenwahl), vorher wurden diese weitgehend durch die Parlamente der Einzelstaaten gewählt.
    _Senatoren_ wurden damals auch weitgehend noch von den Parlamenten der Einzelstaaten (vielleicht teilweise sogar vom Gouverneur?) ernannt. Eine Volkswahl wurde erst durch den 17. Zusatzartikel bundesweit verbindlich.
    Nur die Repräsentanten sind per Verfassung in Wahlkreisen zu wählen (Artikel 1, Absatz 2 (1) Satz 2).

    Für Wahlkreiszuschnitte sind in Übriegen auch heute noch die Staaten selbst zuständig, weshalb die Sache mit dem Zurechtschneiden bundesweit eher unwahrscheinlich ist, in einigen Bundesstaaten hat die Opposition immer die Mehrheit und wird dort kaum politischen Selbstmord begehen, oder?
    Hier möchte ich eine nähere Erklärung.

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  5. Das muss man sich eher so vorstellen, dass die Federalist Party im Status der Selbstauflösung der Wahlkreisbildung keinen Widerstand mehr entgegensetzen konnte, der sie entsprechend auch ihrer Basen in den Staaten selbst und der Repräsentantensitze beraubt hat.

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