Von Stefan Sasse
490 vor Christus. Nahe Athen, auf dem Feld von Marathon, sind die Perser aufmarschiert. Ihnen gegenüber versammeln sich die athenischen Soldaten. Die Stimmung ist von Angst geprägt. Die Spartaner sind noch nicht da, die Perser waren schneller. Man kann der Schlacht nicht länger ausweichen, muss ohne die gefürchteten Spartiaten antreten. Der rechte Flügel der Athener wird traditionell von den stärksten und besten Hoplitensoldaten gestellt, die in ihren schweren Bronzerüstungen mit dem von Pferdehaar gekrönten Helmen, den konisch geformten Schilden und den langen Speeren eine beeindruckende Erscheinung abgeben und in Formation langsam vorrücken, mit dem leichten Rechtsdrall, der ihren Formationen zu eigen ist.
Hopliten auf einer Vase, etwa 500 v.Chr. |
Auf die Spitze getrieben wurde der Mythos um den Hopliten von Sparta. Während Athen sich nach dem Sieg über Persien in der Seeschlacht von Salamis 480 vor Christus zunehmend auf seine starke Flotte und die großen Fähigkeiten seiner Seeleute verließ und die Hopliten eher dem Namen nach denn in Realität pflegte, waren sie in Sparta von unverminderter Bedeutung. Die Bevölkerung des Stadtstaates war seit den Perserkriegen besonders durch das verheerende Erdbeben von 464 v.Chr. und den folgenden Helotenaufstand stark dezimiert worden. Sparta herrschte über eine Bevölkerung von deutlich über 250.000 Heloten, während es gerade einmal unter 10.000 Spartiaten besaß; im Peloponnesischen Krieg dann sogar nur 6000 bis 7000. Diese waren ständig mobilisiert und patrouillierten das spartanische Herrschaftsgebiet, um die Heloten vom Aufstand abzuhalten - ganz Sparta war eine einzige, riesige Kaserne und der Hoplit Vollbürger. Das Schicksal Spartas ruhte auf den Schultern der Spartiaten.
Angriffsstöße eine Hopliten, von oben oder unten |
Doch Athen tat genau das nicht. Stattdessen schickte man die kleine Kavallerie, die man hatte, und bedrängte konstant das riesige spartanische Landheer, das gegen die hinter den Langen Mauern verschanzten Athener nichts tun konnte als außer Pfeilschussweite zu bleiben. Die Langen Mauern hatten, von den Spartanern tapfer ignoriert, die Prämisse griechischer Kriegführung entscheidend verändert. Denn wenn eine Stadt kaum befestigt war (Befestigungen waren extrem teuer und konnten erst in einer Zeit prosperierender Handelsströme errichtet werden, die aber erst nach den Perserkriegen wirklich entstanden). Hatte sie keine andere Chance, als sich der feindlichen Armee auf offenem Feld zu stellen. Mit der Errichtung Athens gigantischer Festungsanlage der doppelten Wälle, die bis zum Hafen Piräus reichten und die Stadt damit von den Bauern Attikas unabhängig machten, ging ein wesentliches Element hoplitischer Kriegführung verloren. Wer Athen bezwingen wollte, musste die Ägäis beherrschen und ihr den Nachschub verwehren.
Hoplitenrüstung im Museum Korfu (Kerkyra) |
Mit der Begeisterung von Amateuren machten sie sich ans Werk, und die Athener schickten sich an, genau das zu verhindern. Sie machten die Belagerer zu Belagerern, und nur die spartanischen Kampfesfähigkeiten hielten deren Stellung in Sphakteria. War der Kampf um die spartanische Basis ein halbes Desaster für Sparta, so war der Rest der Operation ein ganzes. Spielend leicht versenkten die Athener die Spartaner, die Pylos abzuschneiden und Sphakteria zu versorgen gedachten und schnitten die Spartiaten so von allem Nachschub ab. 120 Mann hielten noch die immer aussichtslosere Stellung. Schließlich war Sphakteria sturmreif, und die Athener machten sich bereit. Jeder erwartete eine Art Mini-Thermopylen, in denen die Spartaner einen heroischen Endkampf liefern und bis zum letzten Mann untergehen würden. Und dann geschah etwas, das niemand für möglich gehalten hätte. Die 120 Spartiaten kapitulierten und begaben sich in athenische Gefangenschaft.
Mit einem Schlag war die Basis des spartanischen Macht- und Gesellschaftsgefüge hinweggefegt. 7000 Mann, die zuvor eine Bevölkerung von über einer Viertelmillion beherrscht hatten, konnten dies nur auf der Basis des Mythos vom unbezwingbaren spartanischen Hopliten tun, der niemals aufgeben würde. Auch die restliche spartanische Bevölkerung hatte ja nur wenig Rechte; Vollbürger waren nur die paar Hopliten., die es gab. Deren Ansehen stürzte in eine unermessliche Tiefe, nur gesteigert dadurch, dass die Athener die 120 als Geißeln hielten und bei einer weiteren Invasion Attikas zu exekutieren drohten. Die Spartaner verlegten sich nach einem von Athen ausgeschlagenen Friedensangebot dann auf den Kampf an der Peripherie, wo sie immerhin wieder Erfolge feiern konnten.
Hoplit, wohl um 330 v. Chr. |
Jedoch gab es in Athen auch breite Bevölkerungsschichten, die vom Krieg profitierten. Es war die vielköpfige, arme Stadtbevölkerung, die ein großes Interesse an ihm hatte. Da der Feind Athen nicht einnehmen konnte, hatten sie nichts zu verlieren. Solange der Krieg lief, wurden ihre Dienste jedoch benötigt - es waren die athenischen Bürger, die die Triremen bemannten und ruderten, eine Kunst, die viel Übung erforderte und ausgezeichnet bezahlt war. Der Krieg bot ihnen also ein gutes Auskommen, besonders solange niemand anderes eine Flotte besaß, die eine Bedrohung sein konnte. Während die Hopliten mehr und mehr zu leichten Truppen wurden - man benötigte die schwere Infanterie einfach nicht mehr - und smarte Intriganten wie Alkibiades die Volksversammlung leicht auf Kriegskurs bringen konnten, verwischten die alten Grenzen mehr und mehr. Hopliten waren keine Klasse mehr, kein Rückgrat der Armee, sie wurden ein Truppentyp unter vielen. Der lange Krieg und die harschen Verluste brachten es mit sich, dass der Staat Pferde und Rüstungen stellen musste, mit denen die Bürger bewaffnet wurden. Hoplit zu sein wurde losgelöst vom Anspruch der Klasse. Er wurde zum Berufssoldat.
Am Ende des Krieges war fast nichts mehr vom einstigen Hopliten-Chauvinismus geblieben. Die sozialen Verhältnisse waren einem tiefgreifenden Wandel unterzogen. Die Kriegführung war für immer eine andere, als sie es gegen die Perser gewesen war. Unter Alexander dem Großen würde die Entwicklung, Hopliten als Berufssoldaten einer bestimmten Waffengattung in eine Armee zu integrieren und nach kohärenten Taktiken kämpfen zu lassen ihren Abschluss finden. In Griechenland jedenfalls setzte bald eine Phase ein, in der man die "gute alte Zeit" zu verklären begann, in der tapfere Hopliten sich in edlen Duellen maßen. Man konstruierte eine Zeit, wie es sie wohl nie gegeben hatte - wie sie aber, so viel war sicher, nie wieder kommen würde.
Weiterführende Literatur:
Lawrence A. Tritle - A new history of the Peloponnesian War
Victor Hanson - A war like no other
Raimund Schulz - Athen und Sparta
Bruno Bleckmann - Der peloponnesische Krieg
Alle Bilder Wikimedia Commons.
Weiterführende Literatur:
Lawrence A. Tritle - A new history of the Peloponnesian War
Victor Hanson - A war like no other
Raimund Schulz - Athen und Sparta
Bruno Bleckmann - Der peloponnesische Krieg
Alle Bilder Wikimedia Commons.
Thematisch sehr interressant, sprachlich jedoch leider weit unter dem gewohnten "Freidenker"-Niveau. Tatsächlich sind so viele Schnitzer im Text, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll - deshalb der Rat: das Ganze nochmal überarbeiten und nicht blind auf Worterkennungs-Software vertrauen.
AntwortenLöschenBeste Grüße.
Ich bin noch mal drüber, aber so viele Fehler habe ich gar nicht gefunden...?
AntwortenLöschenNa, sind aber immer noch einige drin. Das ist leider störend in einem ansonsten sehr lesenswerten Text.
AntwortenLöschenIch muss grad echt blind sein...habt ihr Beispiele?
AntwortenLöschen