Von Stefan Sasse
Der 1. Weltkrieg ist ein Ereignis, das für Deutschland hinter dem Zweiten deutlich verblasst. In der Erinnerungskultur spielt er keine wirklich große Rolle und wird oft genug lediglich als Scharnierstelle zwischen dem Kaiserreich und dem Zweiten Weltkrieg angesehen, gewissermaßen eine Vorstufe, bei der eines zum anderen führt. Nicht selten weiß man noch, dass es im Westen einen Grabenkrieg und am Ende "nicht Neues" gab. Doch ein tieferes Verständnis für den Ersten Weltkrieg wird zumeist von der Berichterstattung über den Zweiten verdrängt. Somit ist es nur konsequent, wenn sich Wolfgang Kruse als ausgewiesener Kenner der Materie daran macht, den Ersten Weltkrieg einem breiteren Publikum in der Reihe "Geschichte kompakt" von WBG darzustellen.
Es gibt mehrere Fallen, die eine moderne Darstellung des Ersten Weltkriegs umschiffen sollte. Dazu gehört zum einen die verflachte Darstellung des Kriegsausbruchs selbst, um den es zahlreiche Historikerstreits gab und gibt. In einer Reihe, die für sich in Anspruch nimmt ein Nachschlage- und Einstiegswerk für Grundstudiumsstudenten zu sein muss dies natürlich auch in entsprechender Breite berücksichtigen. Gleiches gilt für die geradezu stilisierte Konzentration der früheren Perzeption auf die Westfront und den dortigen Grabenkrieg, der in Verdun dann den für Deutschen traumatischen Höhepunkt findet. Viele andere Ereignisse verblassen dabei neben Verdun, das sich für den Krieg insgesamt zwar als Blutmühle manifestierte, jedoch keine Entscheidung in die eine oder andere Richtung zu bringen in der Lage war - die geplante Entscheidungsschlacht wurde zum blutigen, monatelangen Unentschieden.
Dabei steht die Somme-Schlacht 1916, die von den Briten zur Entlastung der gebeutelten Verdun-Front geführt wurde, dem Schauplatz an dem kleinen französischen Städtchen in Brutalität nichts nach. Für das kollektive britische Gedächtnis, das dem Ersten Weltkrieg ("The Great War") einen deutlich größeren Stellenwert einräumt als das deutsche, steht die blutige Sommeschlacht über allem. Die Blüte einer britischen Generation fiel auf den blutigen Feldern an den Bänken des Flusses. Ebenfalls häufig nicht beachtet wird die Entwicklung an der Ostfront. Die Russen führten hier ebenfalls eine Entlastungsoffensive, so dass deutsche Truppen abgezogen werden mussten, um die wankende österreichische Front zu stützen. Kurz: die Zusammenhänge der verschiedenen Fronten untereinander und der gesamten Kriegsschauplätze mit der Heimatfront sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten von Historikern deutlich herausgearbeitet worden und müssen Bestandteil einer modernen Übersicht sein.
In beiden Punkten, Interdependenz der Kriegsschauplätze und Kriegsausbruch, muss sich Wolfgang Kruse nichts vorwerfen lassen. Das Werk erfüllt die Ansprüche, die in es gesetzt wurden tadellos. Es finden sich kurze Übersichten aktueller Forschungsdiskussionen, widerstreitende Standpunkte und Interpretationsmöglichkeiten, vernünftig zusammengefasste Informationen und nützliche Einschübe. Das ganze ist, ein weiteres herausragendes Wesensmerkmal der Reihe, sehr gut gegliedert und damit stets übersichtlich und leicht zu handhaben.
Fazit ist: wer an einem Einstiegswerk zum Ersten Weltkrieg interessiert ist, sollte zu Wolfgang Kruses Band greifen. Kompetent geschrieben, flüssig erklärt und hervorragend gegliedert bietet es einen aktuellen Überblick über den Stand der Forschung und vermittelt ein umfassendes Verständnis der Materie, ohne sich in überflüssigen Details zu verlieren.
Diese Rezension entstand im Auftrag des Roten Dorn und ist auch dort erschienen.
Das soll eine Buchbesprechung (wiss. Rezension) sein?
AntwortenLöschenDas ist doch ´n abgeschriebener "Waschzettel" ... und Sie wollen Gymnasiallehrer werden? Um Schülern auf A 13-Basis das Abschreiben beizubringen?
Nein, das soll keine wissenschaftliche Rezension sein, sondern eine populäre. Sie entstand nach den Regeln des Auftraggebers Roter Dorn. Wenn Ihnen diese nicht passen, machen Sie es bitte mit den dortigen Chefredakteuren aus. Davon abgesehen verstehe ich Ihre Metapher "Waschzettel" nicht.
AntwortenLöschen"Waschzettel" soll (m)eine "Metapher" sein ? Achgottchen.
AntwortenLöschenFragen Sie die Roter-Dorn-Herrchen.
Und falls die´s auch nicht wissen - bitt´ schön:
http://de.wikipedia.org/wiki/Waschzettel#Verlags-_und_Bibliothekswesen
Nachfrage
AntwortenLöschenWaren Sie das hier ?
http://oeffingerfreidenker.blogspot.com/2010/02/buchbesprechung-roberto-de-lapuente.html