Von Stefan Sasse
In der Anfangsphase des Zweiten Weltkriegs erklärte Albert Speer:
In diesem Krieg der Technik entscheidet sicher die Qualität, nicht die Quantität der Waffen.
Liberty Schiff SS Carlos Carrillo |
Das war, so viel ist sicher, eine eklatante Fehleinschätzung. Wenn die Entscheidung im Zweiten Weltkrieg irgendwie herbeigeführt wurde, dann durch die Quanität der Waffen, mit denen die Achsenmächte geradezu erdrückt wurden. Es waren die Massen der russischen T-34, die die Ostfront durchbrachen und den deutschen Truppen zusetzten, die 10.000 Sherman-Panzer, die die U.S. Army in Frankreich ins Feld schicken konnte, die hunderte von B17-Bombern, die Deutschland in Schutt und Asche legten und die in Wochenfrist zusammengeschweißten Liberty-Schiffe der U.S. Navy, die den Warenstrom auch auf dem Höhepunkt des U-Bootkriegs aufrecht erhielten. Dagegen waren es zu wenig Tiger-Panzer, zu wenig Flugzeuge, zu wenig U-Boote, zu wenig Treibstoff, kurz: der eklatante Mangel an allem, der den Untergang der Wehrmacht besiegelte. Dabei schien es anfangs so, als würde sich Albert Speers Diktum bewahrheiten.
Die veraltete polnische Luftwaffe, größtenteils noch am Boden zerstört, konnte kaum Tage die Luftherrschaft der modernen deutschen Luftwaffe auch nur stören. Die wenigen polnischen Panzer hatten keine Chance gegen ihre besser gerüsteten deutschen Pendants. Die modernen deutschen U-Boote setzten der Royal Navy zu, die Schwierigkeiten hatte ihre Schiffe dagegen abzusichern. In Peenemünde war die deutsche Raketenforschung dem Rest der Welt um Jahre voraus und würde wohl bald in der Lage sein, unbemannte Sprengkörper mit großer Genauigkeit auf feindliche Städte abzufeuern. Doch bereits 1941 war von dieser technischen Überlegenheit nicht mehr allzuviel übrig: die britischen Flugzeuge hatten, von Radar geleitet, trotz schlechterer Ausstattung die Oberhand in der Luftschlacht um England gewinnen können, weil Deutschland nicht mehr genügend Flieger und Maschinen ins Feld führen konnte. Das britische Konvoisystem und die schnell entwickelten ASDIC-Radarsysteme glichen das Spiel mit den U-Booten aus, von denen viel zu wenige den Atlantik patrouillierten. Ganze Konvois konnten unentdeckt nach Großbritannien fahren, weil weder genügend U-Boote noch Seeaufklärer zur Verfügung standen. In Russland wie in Frankreich wurden die deutschen Panzer von technologisch minderwertigen Exemplaren geradezu überrannt, die in teils zigfacher zahlenmäßiger Überlegenheit über die Wehrmacht hinwegrasselten, und die schlecht ausgebildeten und teils nur mangelhaft bewaffneten Soldaten der Alliierten entschieden den Kampf gegen die gut ausgebildete, erfahrene und mit hervorragender Ausrüstung bestallte Wehrmacht bei stetig fließendem Nachschub.
T-34 |
Tiger II |
Besonders die Amerikaner hatten von Anfang an die Bedeutung von Masse und Nachschub verstanden. Amerikanische Soldaten waren mit die schlechtesten Schützen des gesamten Krieges; sie brauchten deutlich mehr Schuss, um einen Gegner auszuschalten, als die Deutschen dies taten, deren Soldaten mit einer überragenden Genauigkeit feuerten. Nur machte dies letztlich überhaupt nichts aus, denn die Genauigkeit der Wehrmacht war aus der Not geboren, da man selten genug Munition zur Verfügung hatte. Die Amerikaner hatten immer genug, konnten wenn das Wetter erlaubte in Minuten Luftunterstützung rufen und bombardierten den Gegner mit massenweise Sprengstoff, bevor sie zum Angriff übergingen. Auch die Versorgung war mit wenigen Ausnahmen so fließend, wie es der Kriegsverlauf erlaubte; auf Guadalcanal lief der Nachschub nach Anlaufschwierigkeiten so gut, dass die G.I.s Löcher im Flugfeld mit ungeöffneten Konserven ausbesserten!
Illustriert wird die Bedeutung, die der Nachschub für die Alliierten Truppen hatte, durch folgende Zahlen: in der U.S.-Army kamen auf einen Soldaten im Kampfeinsatz zwei, die mit Logistik beschäftigt waren. In der Wehrmacht lag diese Zahl bei 1:1. Im Pazifik kamen auf einen kämpfenden US Marine sage und schreibe achtzehn Soldaten, die die Logistik für ihn bereitstellten! Das Kaiserreich Japan hatte gerade einmal einen Logistiker für jeweils zwei kämpfende Soldaten. Vermutlich erklären sich die teils absurden Verluste, die die Japaner im Kampf gegen die Amerikaner erlitten (nur in einer Schlacht, Iwo Jima, fügten sie den Amerikanern mehr Verluste zu als sie erlitten) im steten Mangel an Nahrung und Munition. Halb verhungert in vermoderter Kleidung, ohne einen Schuss Munition, muss der Banzai-Angriff tatsächlich eine verführerische Wirkung entwickeln.
B-17 Bomber "Flying Fortress" |
Wie bereits im Ersten Weltkrieg hatten die Alliierten ein deutlich besseres Verständnis dafür, wie der Krieg geführt werden musste und was wichtig war, als die Deutschen und ihre Verbündeten. Während das Reich mehr als drei Milliarden in das kostspielige wie militärisch zwecklose Raketenprojekt investierte (bei dem Bau der Raketen starben mehr Zwangsarbeiter als durch die Einschläge aller V1 und V2 zusammen), bauten die Alliierten Bomben und warfen sie zu tausenden von Tonnen über Deutschland und Japan ab. Die Invasion in der Normandie war ein Meisterwerk der Logistik. Die reine Größe des alliierten Nachschubs und das Unvermögen der Deutschen, ihn nach 1943 auch nur merkhaft zu stören, machten den Sieg der Alliierten praktisch unausweichlich. Albert Speer hatte sich geirrt, und der Irrtum hatte die Niederlage nach sich gezogen. Vermutlich müssen wir ihm dafür dankbar sein.
Weiterführende Literatur:
Niall Ferguson - Krieg der Welt
Rainer F. Schmidt - Der Zweite Weltkrieg
Alle Bilder Wikimedia Commons.
Weiterführende Literatur:
Niall Ferguson - Krieg der Welt
Rainer F. Schmidt - Der Zweite Weltkrieg
Alle Bilder Wikimedia Commons.
Danke für den Artikel!
AntwortenLöschenIch muss Ihnen widersprechen. Die kriegsentscheidende mangelhafte Quantität der Waffen hat sich meiner Ansicht nach nicht durch einen "Fehler im Design" in der Ausrichtung auf Qualität ergeben, sondern vor allem aus der Notwendigkeit durch begrenzte Rohstoffe. Die oben genannte Aussage verstehe ich also eher als Verdrängung und Um- und Zurechtbiegen der eigentlichen Situation.
Gleiches gilt für die durchaus auch kriegsentscheidende Anzahl der alliierten Soldaten. Wer hätte denn übrigens auch eventuelle zehntausende Schiffe, Flugzeuge oder Panzer mehr auf deutscher Seite bedienen sollen? Woher hätten denn qualifizierte Soldaten/Piloten/Matrosen dafür kommen sollen?
Übrigens: sosehr ich Ihre Artikel schätze, ich wünsche mir Quellenangaben. Wann und wo hat Albert Speer denn oben genannte Aussage getroffen? Google ist da nicht mein Freund...
Ja, Sie haben Recht, ich sollte die Quelle angeben. Ich habe diesen Satz irgendwo gelesen und mir notiert, weil er mir so ins Auge sprang.
AntwortenLöschenDass die Achsenmächte natürlich nicht diese Massen aufstellen konnten ist denke ich jedem klar; die Fehleinschätzung liegt ja auch darin dass man deutscherseits der Ansicht war, dies durch überlegene Qualität ausgleichen zu können - und das war ein Irrtum.
Hallo,
AntwortenLöschenEin interessanter Artikel, auch wenn ich Ihnen nicht vollends zustimmen kann. Zwar sind die materiellen Bedingungen eindeutig, aber bei Phillipe Masson und auch van Crefeld lässt sich sehr schön nachlesen, dass die Strategie und die Psychologie mitunter das Entscheidende war und nicht so sehr die Quantität.
Da hast du natürlich insofern Recht, als dass die durchaus kampfentscheidend sein konnten. Aber wenn dir dein Gegner so überlegen ist, was hilft es? Die Moral der deutschen Truppen ist bis kurz vor Schluss nicht zusammengebrochen. Verloren haben sie trotzdem.
AntwortenLöschenMan kann sich die Zitate auch herauspicken. Göring bspw. war sich von Anfang an der Relevanz der Quantität bewusst, nicht zuletzt durch eine Besichtigung eines sowjetischen Rüstungsbetriebes. U.a. war es auch im Herbst 1940 während der Barbarossa-Planung eines seiner Argumente gegen den Rußland-Überfall, dass die quantitative Unterlegenheit gegenüber Russland, England und (bei absehbarem Kriegseintritt unabhängig von der Wahlentscheidung) der USA den Kriegsverlauf zuungunsten Deutschlands beeinflussen würde. So gesehen ist nicht Speer der Aufhänger, sondern Hitler, welcher sowieso nur die Argumente von Speer & Co in dieser Sache hören wollte.
AntwortenLöschenAbgesehen davon, dass der Krieg ab Herbst 1939 bereits entschieden war, selbst wenn Shukov in seinen Memoiren schreibt, die UdSSR hätte 2x kurz vor der Niederlage gestanden.
Hallo Sven,
AntwortenLöschenich gehe auch davon aus, dass keine reale Chance auf Sieg bestand, weil die USA einfach nicht zu besiegen sind.
Die geknackten Codes und dass die Briten später schon vor den eigentlich vorgesehenen deutschen Empfängern wussten, was deren Befehle (Damit Standort und Anzahl der U-Boote etc.) sein würden, dürfte auch einen gewissen Anteil gehabt haben ;)
AntwortenLöschenJa, aber die U-Boote waren nie in der Lage, UK wirklich so vollständig abzuschneiden wie dies nötig gewesen wäre, selbst ohne Codes...
AntwortenLöschenIst zum einen nicht auf die U-Boote beschränkt, die anderen Waffengattungen (Auch Produktion etc.) wurden ja schon vorher geknackt.
AntwortenLöschenDer Vorteil bei einem "Strategiespiel", was es auf der Ebene ja ist, bei dem man dem anderen quasi in den Kopf gucken kann, liegt ja auf der Hand.
Sieh dir mal die Daten zu den gebauten U-Booten an, die Abschußquoten vor den geknackten Codes, ihre ohne die geknackten Codes und die daraus folgenden Kamikaze-Verluste, anzunehmende ständig steigende Anzahl etc. Das hatte durchaus das Potenzial die USA durch extreme Verluste aus dem Krieg zu halten. Wäre wohl auf SU (ohne USA Support) gegen Achse mit ein bischen Luft und Afrika Geplänkel gegen die Briten hinausgelaufen.
Wahrscheinlicher ist, dass dann noch anderes hinzugekommen wäre und dies auch wieder falsch und ungenau.
Das ist für mich das eigentlich unheimliche daran. Hitler und ein paar andere überzeugte Nazis waren größenwahnsinnige Fantasten und auch doch nicht, denn Anhänger hätten den Größenwahn fast erfolgreich in die Realität umgesetzt.
Nun. Ich will nicht wissen, wie die Welt im "Erfolgsfall" dann heute aussehen würde.
Dürfte wohl nicht ungestraft Fantast und Größenwahn schreiben, sondern müsste ihn einen Visionär und Vordenker nennen, der endlich den Frieden nach Europa brachte, es von den parasitären Juden befreite die dies verhinderten und die richtige Ordnung der Völker Europas zum wohle Aller herstellte.
Würde es wohl auch garnicht anders wollen, da nie dem Widersprechendes erfahren.
Seit Hitlers Kriegserklärung vom Dezember 1941 konnten die deutschen U-Boote so viel versenken wie sie wollten; die Liberty-ships alleine haben das ja praktisch wettgemacht. Vielleicht wäre es ohne ENIGMA und ASDIC 1943 zu einer Versorgungskrise in England gekommen - ein Friedensschluss wäre daraus ganz sicher nicht geworden. Die einzige chance, den U-Boot-Krieg zu gewinnen, war 1941, und da haben sie es schon nicht geschafft, obwohl ENIGMA nicht geknackt war.
AntwortenLöschenEs wären nur eben immer mehr U-Boote geworden und damit immer größere Verluste beim Übersetzen an Fracht, Schiffen und Menschen statt nahe Null zu gehen.
AntwortenLöschenVerluste gab es ja erst nachdem sie zu Kamikaze auf stark bewachte Transporte übergingen, statt der an ihnen vorbeigeleiteten quasi unbewachten Transporte.
Die Frage ist, wie lange die USA das innenpolitisch ausgehalten hätten.
Das gleiche gilt natürlich auch für Luftwaffe und Heer sowohl in der Offensive als in der Defensive.
Starteten Bomber der Luftwaffe, tat es auch die RAF, bombardierte die RAF, war kaum Luftwaffe vor Ort etc.
Eindeutig finde ich das im Rückblick keinesfalls. Wobei ich auch nicht sicher bin warum nicht, vielleicht weil die USA damals noch kleiner, die Briten verzettelt und Deutschland viel größer als Heute waren.
Naja, der Fokus lag nie auf den U-Booten, schon allein wegen des Fokus' auf Barbarossa...wo sollte man da noch Boote bauen?
AntwortenLöschenNun, sie wurden ja nuneinmal gebaut, also muss es wohl möglich gewesen sein.
AntwortenLöschenEs wurden eben aus oben genannten Gründen viele zerstört ohne groß Schaden anzurichten.
Darum dann natürlich später auch weniger gebaut, weil ineffektiv.
Gegen diese Waffe gab es damals eben noch keine wirklich effektive Verteidigung, ausser eben zu wissen wo sie sich befand, danach war sie natürlich nutzlos.
So nicht richtig. Dönitz schätzte, dass man 300 U-Boote brauchen würde, da stets nur ein Drittel im Einsatz war. Deutschland hatte zu Kriegsbeginn 37, davon nur einige Hochseetauglich. Die Zahl 300 wurde nie annäherend erreicht.
AntwortenLöschenQualität mußte vor Quantität gehen. In der Massenproduktion waren die USA nicht annähernd zu erreichen.
AntwortenLöschenAusschlaggebend war einzig die alliierte Überlegenheit in der Luft. Exemplarisch nach der Invasion 1944.
Deutsche Verbände konnten nur durch die 'absolute' Luftüberlegenheit zerschlagen werden. Beispiel: Kämpfe um Caen, Operation Goodwood.
Dies gilt auch für spätere Kämpfe.
Bei ausgeglichener Luftlage hätte Qualität Quantität geschlagen.
Gilt meiner Meinung auch für den Ostkrieg. Zeigte sich in v. Mansteins Operationen unter dem Begriff:'Schlagen aus der Nachhand.'
Quantitativ unterlegene deutsche Truppen zeigten sich Massenangriffen überlegen.
Aber: ein Sieg der Hitlerregimes wäre nicht erstrebenswert. Bitte nicht hinein interpretieren.
Ich denke du machst es dir hier zu einfach. Erstens, woher stammt die Überlegenheit in der Luft? Eine effiziente Massenproduktion und Logistik. Zweitens, die ach so überlegene deutsche Taktik gegen die Massen von Feinden ist ein Mythos. Zwar ist es richtig, dass Hitlers "Halten von jedem Fußbreit Boden" totaler Quatsch war, mit der Ausnahme des Winters 1941, aber ab 1943 war auch die Taktik der Roten Armee deutlich ausdifferenzierter und der Situation angemessener geworden. Gerade im "Unternehmen Zitadelle" war die sowjetische Taktik der deutschen überlegen. Auch die Schlacht von Stalingrad, in der die Deutschen durchaus Luftüberlegenheit besaßen, ging verloren, und bis weit ins Jahr 1943 hinein war der Luftkampf im Osten zumindest unentschieden. Der Nachschub und die Logistik stellten die Deutschen vor zunehmende Probleme.
LöschenDanke für die Antwort!
LöschenIch habe auch nicht die Wichtigkeit der Massenproduktion widersprochen. Sondern dass das Deutsche Reich niemals mit der alliierten ( US ) Produktion mithalten konnte. Also das 'Heil' ;-) in Qualität suchen mußte.
Sogar in der Luftrüstung bestanden Chancen auf bessere Verteidigung durch Neuentwicklungen. Wurde vertan.
Stalingrad u. Kursk sind nicht zu vergleichen ( nicht kurz & bündig ). Beide strategische Disaster. Hitler wollte es so. Etwas zu Kursk: letztendlich verloren durch Abzug zweier SS-Pz Div wegen Sizilien. v.Manstein hatte diese zurückgehalten umsie nach dem Durchbruch einzusetzen. Nehring dabei als überragenden Kommandeur.
Will hier nicht verzetteln. Klar,-- alles endet beim Nachschub,-- Krieg des 'armen Mannes' aus deutscher Sicht.
Fazit: aus deutscher Sicht war reine Massenproduktion kein gangbarer Weg.
Noch zu Qualität: deutsche Führungsstärke. Siehe Creveld.
Ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, ob die deutsche Führungsstärke tatsächlich ein Breitenphänomen war. Vor allem scheint es mir, als ob die Konzentration auf taktische Meisterleistungen einen inhärenten Desaster-Schalter hat: es ist ein deutscher Tick, die perfekte Schlacht zu wollen, ob nun bei Kursk oder in Frankreich. Perfekte Schlachten und perfekte Pläne gibt es aber praktisch nie. Stattdessen sind Improvisationstalent und eben Logistik sehr relevante Dinge und, vor allem, ein Blick für Strategie. Besonders letzteres scheint bei den Deutschen in beiden Weltkriegen Mangelware zu sein: wahre Genies wenn es darum geht, örtlich begrenzte Operationen durchzuführen, aber was man dann damit anfangen will ist immer nebulös. Auf der anderen Seite sind da Leute eher mit dem Großen Ganzen im Blick, die auch ein Ziel haben. Schau dir Kursk oder Ardennenoffensive an, oder Stalingrad oder Leningrad: was genau hätten die Deutschen gemacht, nachdem sie gewonnen hätten? Die nächste Offensive geplant, bis der Gegner irgendwann aufhört. Ein klares Ziel, eine strategische Vision, ist dahinter nicht zu erkennen. Ich denke, dass das ebenfalls massiv reinspielt.
AntwortenLöschenWas die Unfähigkeit zur vergleichbaren Massenproduktion angeht hast du natürlich rEcht.
Mich mit WK2 zu beschäftigen bereitet mir ein Problem.
AntwortenLöschenEine deutsche Tragödie. Sinnlose Opfer an Soldaten und Zivilbevölkerung, wo ich mich frage, hätte es nicht etwas weniger sein können? Doch weiter mit den Nazis ist keine Alternative.
Es hätte aber noch viel schrecklicher kommen können.
Nach Stalingrad erscheinen mir v.Manstein und Guderian als Persönlichkeiten die einen Durchmarsch der Sowjets durch Deutschland ( bis Atlantik? ) verhinderten.
v.Manstein mit der grandiosen Rochade zurück zum Don und der Vereitelung von Stalins Plan die Heeresgruppe Süd gesamt zu vernichten. Dies bis Mitte 43.
Guderian erschuf quasi die Panzerwaffe neu und gab ihr neue Kraft.
Beide wollten Kursk nicht. Mit der neu gewonnen Kraft plus immernoch überlegener Führungsstärke hätte v.Mansteins Plan ein Remis anzustreben verwirklicht werden können.
Hier verbanden sich zwei Generale erneut um gemeinsam wiederholen zu können was in Frankreich gelang. Beide auf ihrem Gebiet überragend.
Wäre der Frankreichfeldzug so ausgeführt worden wie vM es plante, Richtung Atlantik in erster Welle und dahinter folgend Richtung Süden, alles wäre in vier Wochen zu Ende gewesen, mit viel weniger Verlusten.
Es war nicht so und dies hatte seinen Grund in Hitler. Dies blieb auch so bis 45.
Der Feldzug wurde verwässert und konnte nur durch den persönlichen Einsatz von Rommel ( Dinant u. Arras ) und Guderian ( nach Sedan ) gewonnen werden.
Jetzt die Verbindung zum Thema Quantität / Qualität.
In diesem Feldzug war das deutsche Heer doch eigentlich chancenlos unterlegen. Ungefähr 2 : 3 Q/Q. Lediglich der PZ IV war 'konkurrenzfähig', jedoch durch die kurze Kanone geschwächt.
Qualitativ überlegen war das Heer an Führungsmittel und Dynamik auf taktischer und operativer Ebene. Dadurch wurde der Feldzug entschieden.
--Eine richtige deutsche Panzerwaffe entstand erst durch den TIGER.
Bis dahin war der T34 qualitativ und quantitativ konkurrenzlos.--
Luftwaffeneinsatz zB beim Übergang Sedan wurde überschätzt und war klar psychologisch wertvoll. Die Franzosen waren schwer beeindruckt und vernachlässigten die Abwehr.
Noch bei Arras hätten brit/franz die Wende schaffen können. Es scheiterte an mangelnder Dynamik und Führungskraft. Beides hatten die Deutschen.
Durchgehend hatte natürlich die deutsche Führung kein Konzept. Man hangelte sich von Ast zu Ast. Mehr war mit Hitler nicht möglich. Der Krieg im Mittelmeer und Barbarossa geben da genügend Anschauung.
Wenn man schon der materiell Unterlegene ist, sollte man wenigstens ökonomisch mit seinen Kräften umgehen. Das geschah nun wirklich nicht. Die Führung in der Spitze war desorganisiert und zerfahren.
Es hätte nur Ziel sein können weniger verlustreich heraus zu kommen.
Ohne Hitler. Aber war das überhaupt möglich? Die Alliierten wollten 'unconditional surrender'. Wegen der Demokratie in Deutschland und Europa? Also nicht wegen des europäischen Marktes? Aha!
......und Lincoln wollte die Sklaven befreien.
Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass nach 1942 irgendeine Art für militärisches Remis für Deutschland möglich gewesen wäre. Den Krieg verlängern, bis 1946, 1947 gar - das ja. Aber ein Remis, oder sogar ein Sieg? Nein. Selbst eine Stalemate im Osten hätte ja keine Einstellung der Bombardements bedeutet, und mehr Jäger wären für die Abwehr nicht verfügbar gewesen, da man sie ja im Osten immer noch brauchte. Die deutsche Wirtschaft hätte also weiter massiv Schaden genommen. Und ab 1945 verfügen die Amerikaner über Atombomben, die sie dann eben gegen Deutschland eingesetzt hätten - mit verheerendem Effekt. Deutsche Erfolge hätten einzig verzögernde Wirkung gehabt, und davon gab es schon viel zu viele. Die Verhinderung eines Durchbruchs zur Oder nach Bagration. Die Schlacht an den Seelower Höhen. Hürtgenwald. Der komplette Italienfeldzug. Wozu? Nur zur Verlängerung eines längst verlorenen Krieges. Noch einmal: es gab keine Siegeschance. Amerikaner, Briten und Russen waren auf die Vernichtung Deutschlands fixiert. Jedes Remis bedeutet einen Abnutzungskrieg, und in einem solchen hatte Deutschland keine Chance.
LöschenZurück zu der Technik: die deutsche Panzerwaffe besaß Geschwindigkeit und operative Überlegenheit. Die riesigen Panzerschlachten fanden ja erst statt, als die Deutschen bereits eigene schwere und mittelschwere Panzer (Panzer V, Tiger) hatten.
Was das Konzept der Führung betrifft: das Problem war ganz sicher nicht Hitler. Von allen Kommandeuren auf deutscher Seite hatte der noch am ehesten einen Plan, was er wollte (einen völlig abstrusen, aber einen Plan). Die deutsche Führung hatte keinen. Als man die Generäle nach dem Krieg befragte, warum sie weitergekämpft hatte, erzählten sie viel von taktischen Zielen - ohne jede Perspektive, was die taktischen Erfolge denn eigentlich bringen sollten. Die Alliierten dagegen wussten es sehr genau: unconditional surrender.
Deutschland hätte noch so ökonomisch mit seinen Kräften umgegen können und es hätte verloren, denn der Gegner hätte es stets in verlustreiche Schlachten zwingen können, die er sich leisten konnte, Deutschland nicht. Der Krieg ungewinnbar seit die USA beigetreten waren. Aber die Spitze, sofern sie es erkannte, zog daraus keinerlei Konsequenzen.
Und die Alliierten waren die Angegriffenen in diesem Krieg. Ein Frieden mit dem Nazi-Regime war unmöglich. Unconditional surrender die einzige Alternative. Deswegen führten sie Krieg. Ob sie sich danach eine Neuordnung Europas erhofften? Mit Sicherheit. Sie haben sie danach durchgeführt. Und mit Sicherheit nicht zu unserem Schaden.