Von Stefan Sasse
Was die Bestimmung eines Nachfolgers für Horst Köhler anging, wurde viel auf die Vergangenheit rekurriert. Da wurde davon geredet, dass das Postengeschacher einer Demokratie unwürdig sei, oder es wird die SPD verteufelt, dass sie 2009 einen eigenen Kandidaten aufgestellt habe statt Horst Köhler wiederzuwählen, was noch nie vorgekommen sei. Es ist also Zeit einmal zu sehen, wer bisher in der BRD Bundespräsident war, wie diejenigen Bundespräsidenten wurden und welche Überlegungen dahinter standen.
Theodor Heuss |
Der erste Bundespräsident ist zugleich derjenige, der das Amt entscheidend geprägt hat - ähnlich wie Adenauer das Amt des Bundeskanzlers. Es musste sich schließlich erst erweisen, wie die in der Verfassung dargelegten Gewalten mit- und gegeneinander arbeiteten, wer Koch und wer Kellner war. Es wurde schnell deutlich, dass die Adenauer'sche Interpretation des Bundeskanzleramts keinen Raum für einen mehr als repräsentativen Bundespräsidenten ließ - ein Amt, das Theodor Heuss entsprechend ausfüllte. Er hat noch heute einen hervorragenden Ruf, gilt als großer Intellektueller, der als ausgesprochen überparteilich galt, wozu vermutlich seine Herkunft aus der FDP beitrug. Auch seine Staatsbesuche wurden viel gefeiert, und er trug deutlich zur Akzeptanz des neuen, demokratischen Deutschland bei. Er war ein Liberaler alten Schlags, und am Ende seiner zweiten Amtszeit wurde offen darüber debattiert das Grundgesetz zu ändern, damit ihm weitere Amtszeiten erlaubt seien (das GG begrenzt die Amtszeiten eines Bundespräsidenten auf zwei). Heuss jedoch lehnte dies ab.